Die Stunde der Wahrheit

Hat die bezirklich geförderte Kultur eine Chance?
Foto: Dietrich von Schell
Der 3. März könnte zum Schicksalstag für die Kultur in Treptow-Köpenick werden. Michael Vogel, Stadtrat für Weiterbildung und Kultur, ist im Herbst von den Bezirksverordneten verdonnert worden, bis März einen konkreten Maßnahmenplan und ein Leitbild vorzustellen, wie es mit der bezirklich geförderten Kultur weitergehen soll. Nun steht die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) an und die Mitglieder sind gespannt.
„Wir wollen wissen, wie es für die Musikschule, die Bibliotheken, die Volkshochschule und das Museum mit der so wichtigen Gedenkstätte Köpenicker Blutwoche weitergeht“, fasst der kulturpolitische Sprecher der Grünen, Peter Groos, die Erwartungen seiner BVV-Frakion zusammen. „Wenn nichts passiert, steht das Vertrauen in die Handlungsfähigkeit des Kulturamtes auf dem Spiel.“ Das würde auf den Stadtrat zurückfallen, so Groos. „Es gibt eine breite Kulturszene im Bezirk, die genau darauf achtet, was passiert.“ Der Stadtrat scheint jedoch seine Hausaufgaben gemacht zu haben. Im Kulturausschuss, der vor zwei Wochen tagte, waren die Teilnehmer neugierig auf den Maßnahmenplan und das Leitbild für die Kultur, die mittelfristig Früchte tragen sollen. Im Ausschuss hätten sie gerne Einzelheiten gewusst. Vogel gab sich zuversichtlich, bat aber um Geduld: „Wir befinden uns noch in der finalen Feinabstimmung.“ Dafür hatte er ein paar gute Nachrichten im Gepäck, zunächst in punkto Budget. „Wir schreiben nach wie vor rote Zahlen. Aber lag das Defizit 2014 noch bei 1.388 Millionen Euro, so sind wir im vergangenen Jahr nur noch mit 564.000 Euro im Minus gewesen.“ Das Defizit hat sich um 824.000 Euro verringert. Zwar gab es den Einwand, dass über 500.000 Euro Miese noch zu viel sind. Aber Vogel sieht in der Verringerung des Defizits die ersten Folgen erfolgreicher Maßnahmen. „Die Angebote der Musikschule und der neuen Mittelpunktsbiblliothek in Treptow werden gut angenommen.“ Überhaupt die Bibliotheken: Ganz neue Wege will Vogel mit einer Technologie beschreiten, die längere Öffnungszeiten ohne zusätzliches Personal verspricht. Stadtrat Michael Vogel während der Ausschusstagung am 18. Februar. Er ist selbst erst vor zwei Wochen darauf gestoßen. „In Skandinavien ist das System auf dem Vormarsch“, so Vogel. Smart Brand Solutions der Firma Bibliotheca heißt das Zauberwort. „Damit können Leser Bücher ausleihen, ohne dass Personal anwesend ist. Mit dem Bibliotheksausweis und einer Nummer erhalten Kunden Zutritt und können die Medien selbst verbuchen. Theoretisch sind so Öffnungszeiten rund um die Uhr möglich.“ Gleichzeitig stellt Vogel klar, dass die Technologie nur ergänzend eingesetzt und den erfahrenen Bibliothekar weder ersetzen kann noch soll. Sowohl Peter Groos als auch Ursula Walker (SPD) waren von der Idee beeindruckt. So schnell wie möglich will Vogel in der Friedrichshagener Johannes-Bobrowski- Bibliothek ein Modellprojekt starten. Aber so fortschrittlich sich das anhört, die Sache weist auf den wunden Punkt. Es gibt zu wenig Personal, insbesondere in der Verwaltung. Im Fachbereich Kultur arbeiten sechs Personen, organisieren Ausstellungen, schreiben Rechnungen und erledigen den bürokratischen Kram. Im Fachbereich Museum sitzen sie zu viert und betreuen die Heimatmuseen Treptow und Köpenick, die Gedenkstätte Köpenicker Blutwoche sowie die Hauptmann-Ausstellung im Rathaus. Klar, dass das hinten und vorne nicht reicht. Besonderes Sorgenkind sei die Musikschule. Immerhin konnte Vogel aus dem Kreis der freien Mitarbeiter einen Fachgruppenleiter für die Tasteninstrumente gewinnen. Und eine Verwaltungskraft für die Musikschule will er ab April über den Infrastrukturfonds „Wachsende Stadt“ finanzieren. Das sind Mittel, die der Senat bereitstellt, um Schulden zu tilgen und gleichzeitig dem Boom der Stadt Rechnung zu tragen. Er speist sich aus den Haushaltsüberschüssen der letzten vier Jahre. Zwei Lehrkräfte für die Volkshochschule, um Flüchtlinge zu unterrichten, konnten so bereits eingestellt werden. Vogel sagt auch: „Wenn ich Personal bekomme, dann nur für die Verwaltung.“ Dass hier eine chronische Unterversorgung herrscht, weiß Peter Groos ebenfalls. Obwohl er zugleich meint, dass ein Teil des Engpasses hausgemacht sei. Vogel hat also das Problem, dass er das Team hinter den Kulissen stärken muss, die Leute aber nur darauf sehen, was auf der Bühne läuft. „Unser Bezirk wächst, da müssen wir auch kulturell den Zuzüglern etwas zu bieten haben“, sagt er. Und ist überzeugt, auf dem richtigen Weg zu sein. Mal sehen was die Bezirksverordneten zu seinen Plänen sagen.

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