Luxus in Krisenzeiten

Die Deutsche Bahn gönnt Köpenick einen neuen Bahnhof
Man will verstehen, was sein Leben von außen aus der Ordnung bringt, weil es so anstrengend ist, es von innen her im Gleichgewicht zu halten. Und wenn sich dann ein Sinn auftut hinter den Dingen, ist es wirklich befriedigend, ja ein Luxus, um beim Thema zu bleiben. So geschehen beim Nutzen des Pendelverkehrs auf der Linie S3:

Um dem umständlichen und ewig dauernden Ersatzbusfahren zu entgehen, nimmt der schlaue S3-Nutzer die Regionalbahn ab Karlshorst. Und diese Fahrt mit dem Regio macht mehrfach Sinn: Erstens fährt die S3 ja nicht und man kann so spürbar Zeit gewinnen, zweitens wird man sozusagen über das Unterbewusstsein auf die Notwendigkeit eines Regionalbahnhofneubaus vorbereitet, denn drittens spürt man förmlich bei jedem mit Bedacht zu setzenden Schritt über die vom Mairegen glitschig nassen, verwitterten Holzstufen, man spürt es bei jedem ohne vorwarnendes Lautsprecherwort an den Wartenden vorbeizischenden Zug, kurz: Das ganze Karlshorster Regionalbahnambiente suggeriert dem Wartenden den süßen Vorgeschmack der Veränderung – ein Neubau muss her!

Und – Luxus in Krisenzeiten – er wird gebaut. In Köpenick. Der Umbau des S-Bahnhofs Köpenick und der Neubau des Regionalbahnhofs soll schon im kommenden Jahr, also 2011, beginnen. Geplant ist der Ausbau der Ost-West-Fernbahntrasse Berlin– Frankfurt/Oder mit dem Ziel der Erhöhung der Zugfrequenz im Güter- und Personenverkehr.

Ganz nüchtern betrachtet heißt das: Neubau des Regionalbahnhofes Berlin-Köpenick. Baumaßnahmen an den Gleisanlagen mit dem Ziel der Lärmminderung durch modernen Gleisunterbau, Errichtung von Schallschutzwänden im Bereich des Bahnhofes Köpenick und des weiterführenden Gleisverlaufes und Schallschutzmaßnahmen für unmittelbar betroffene Anliegergrundstücke gemäß Schallschutzrechnungstabellen.

Alles das voraussichtlich bis zum Jahr 2015. Zur Realisierung des Bahnsteiges für den Regionalbahnhof wird das Fernbahngleis bis an die Mauerkrone der bereits bestehenden massiven Stützwand (Anlieferungszone FORUM Köpenick) verschoben. Nach Erneuerung und Erweiterung der Brückendurchfahrt Bahnhofstraße (Bauabschnitt 1) werden je Straßenseite neue Treppenaufgänge den Fernbahnsteig erschließen. Die Gesamtlänge des Bahnsteigs wird 210 Meter betragen. Er verläuft parallel zum bestehenden S-Bahnsteig.

Durch die Neugestaltung der Bahnbrücke ergibt sich ein breiterer Rad- und Fußweg beidseitig der Bahnhofstraße. Die Zugangssituation zum S-Bahnhof Köpenick wird sich durch einen zusätzlichen Treppenaufgang zur Straße Am Bahndamm/Ecke Mahlsdorfer Straße verbessern.

Alles in allem gute Aussichten für Nahverkehrsnutzer. Dann kann man von Köpenick mit dem Regio in die Innenstadt, also nach Berlin rein fahren, wie der Köpenicker sagt, viel schneller als mit der S-Bahn.

Doch ist die zukünftige Unbill zu ertragen? Erkennt man im Sinn dieser Baumaßnahme auch genug Sinnvolles, für das man während der Baumaßnahmen ab 2011 mindestens fünf Jahre zu leiden bereit ist? Hat uns Köpenicker der bisherige Ersatz- und Pendelverkehr schon stark genug gemacht für das Kommende? Bange Fragen und schlaglichtartige Erinnerungsfetzen aus Nahverkehrskrisenzeiten durchzucken den Verstand.

Deshalb bemühen wir uns wieder um Objektivität: Eine wichtige Voraussetzung für die Baumaßnahmen der Deutschen Bahn im Bereich S-Bahnhof Köpenick ist der Neubau der Bahnunterführung Hämmerlingstraße als Knotenpunkt für den gesamten Zugverkehr und die Neuordnung der Straßenführung in Richtung Straße an der Wuhlheide (Ost-West-Trasse).

Dabei wird die bestehende baufällige Brücke über der Hämmerlingstraße durch eine neue ersetzt. Diese Baumaßnahme wird in Verbindung mit der Realisierung der Ost-West- Umfahrung zu einer Neugestaltung des Straßenverlaufs und zu einer deutlichen Beruhigung des Durchgangsverkehrs in der Hämmerling- und der Bahnhofstraße führen.

Und da wird es für den Köpenicker und für jeden Köpenick-Durchfahrer spannend: Wie geht es weiter mit der geplanten Anbindung der Straßenführung von Friedrichshagen nach Berlin rein? Schwer zu sagen, denn wir können an dieser Stelle mit den vorliegenden Materialien ausschließlich über das Bauvorhaben der Deutschen Bahn informieren.

Der Straßenbau und alle damit im Zusammenhang stehenden Maßnahmen, wie z. B. der Bau der Umgehungsstraße vom Brandenburgplatz zum Stellingdamm, sind Bestandteil eines gesonderten Planfeststellungsverfahrens der Stadtentwicklung des Landes Berlin.

Irgendwie fühlt man an dieser Stelle, dass man doch noch öfter die Nahverkehrstrainingsangebote nutzen muss, um fit zu sein für das Kommende. Man muss sich öfter der Ostkreuz-Wanderbewegung anschließen und sollte besser nicht mit dem Regio fahren. Schon mal abgewöhnen, denn laut Berliner Zeitung vom 15.05. wird der Regionalbahnhof Karlshorst schon 2012 geschlossen. Da sind es nur noch lächerliche zwei Jahre bis zur Eröffnung Regionalbahnhofs am FORUMKöpenick.


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