„Wir sind eine Familie“, ist der Wahlspruch des Weltschachverbandes FIDE, und dessen Präsident Kirsan Iljumschinow (51) regiert die Organisation, als wäre sie ein eigener Staat mit ihm als Anführer, Außenpolitiker, Geldgeber und Motivator. „Eine Milliarde Schachspieler auf der Welt“ sei sein Ziel, sagt er, „eine Milliarde clevere Leute“. Geschafft werden soll’s durch die weltweite Einführung von Schach als Pfl ichtfach in Schulen, was der Präsident bei jedem seiner Termine propagiert. Um die 70 Millio-nen Dollar pumpte Iljumschinow (früher Staatschef der russischen Teilrepublik Kalmückien) in den 18 Jahren seiner bisherigen Regentschaft in die FIDE und ist dennoch mehr als umstritten. Besonders bei den Europäern. Die wüssten zu gern, woher das viele Geld kommt und was Iljumschinow antreibt, immer wieder Schurkenstaaten zu besuchen. Iraks Saddam Hussein zum Beispiel zählte zu seinen guten Freunden. Syriens Assad ist es noch heute. Kurz vorm Untergang von Libyens Muammar al-Gadda zeigte sich Iljumschinow im Zelt mit dem Dikta-tor beim Schachspiel – Fotos, die um die Welt gingen. So sammelt der umtriebige Buddhist seine Stimmen für die Präsidenten-Wiederwahl in der Dritten Welt, unterstützt finanziell unter anderem Turniere in Afrika. 181 Staaten sind inzwischen FIDE-Mitglieder. Iljumschinow, der behauptet, einst von Außeririschen entführt und wieder frei gelassen worden zu sein, gilt als Intimus von Russlands Präsident Vladimir Putin. Es ist anzunehmen, dass der über alles unterrichtet wird. Vor wichtigen Entscheidungen konsultiert Iljumschinow übrigens eine Wahrsagerin, die ihn noch nie enttäuscht haben soll. „Wir sind eine Familie.“ Verwandtschaft hat man, die kann man sich halt nicht aussuchen...
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