Vom Maulbeerblatt

Eine wundersame Geschichte von Friedrike Hagen

fHagen

Einst ging ich Maulbeeren kauend durch das verträumte Friedrichshagen, als plötzlich ein bärtiger Mann aus dem Nichts in meinen Weg sprang. Seine Augen blitzten diabolisch und wild rankten die Bartlöckchen um sein Gesicht. Zwitschernde Vögel nisteten behaglich darin. Ich warf den Vögeln erschrocken eine Maulbeere in den Bart und dann sprach er dunkel zu mir:

„Ich bin ein verwunschener Chefredakteur und Du hast mich und meine freien Redakteure gut behandelt und uns vom bösen Fluch der Untätigkeit erlöst. Dafür hast Du nun drei Wünsche frei.“

Freudig antwortete ich ihm: „Ach Väterchen, schenk mir doch bitte die Liebe, viele Kinder dazu und lass mich Deine Königin sein!“ „So soll es geschehen“, erwiderte er. Glitzerstaub und Lametta stoben über den Müggelsee.

Von da an verbrachte ich sieben gemeinsame Jahre mit dem Maulbeermann im dunklen Stübchen der Maulbeerblattredaktion. Wir bekamen 75 zauberhafte Ausgaben miteinander und er krönte mich mithilfe seiner Wählergemeinschaft zur Bürgermeisterin der Herzen. Seine zwitschernden Vögel trugen uns als freie Redakteure die neuesten Machenschaften aus dem Köpenicker Umland zu und sangen uns das Lied von der Kultur und der Kunst. Wir hätten fast bis an unser Lebensende glücklich gelebt und geschrieben.

Wenn – ja nun, wenn diese Geschichte wahr wäre.


Rabes Ressort

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