Wir sind frei

freiKlimaschutz mit Vattenfall Der mitteleuropäische Homo Sapiens (sapiens = weise) ist frei. Er hat die Narrenfreiheit errungen und sich aus seiner Unmündigkeit erhoben. Heute kann er wählen zwischen Coke und Pepsi und erhält sogar eine Wahlbenachrichtigung frei Haus. Wir können uns für Atom- oder Ökostrom entscheiden, und in diesem Augenblick erleben Sie die wilden Triebe eines Maulbeerblattes am Baum der Pressefreiheit. So dermaßen freiheitsliebend freuen wir uns darüber, wenn neue Freiheiten dazukommen. Heute freuen wir uns auch über Hitze-, Zoll- und Zuckerfrei. Da sind wir sicher auch gerne CO2-frei, dachte sich eine findige Marketingabteilung und versprach uns neue Kohlekraftwerke mit diesem Sauber-Prädikat. Toll, versteinerte Dino-Kacke verheizen und das Ganze ohne Qualm in die Luft zu blasen. Der Fortschritt macht es möglich. Jesus konnte ja bereits vor 2000 Jahren übers Wasser gehen. Und wer kennt nicht diesen beliebten Party-Zaubertrick: Wasser zu Wein? Wie? Geht gar nicht? Blöd nur, wenn keiner nachfragt und selbst renommierte Medien mit journalistischem Anspruch die Marketing-Schlagworte eines großen Energiekonzerns nachplappern. Jetzt nochmal langsam: Kohle + Verheizen = CO2-FREI! Wer bitte glaubt denn, dass Joghurt- Gummies nicht dick machen, weil „Ohne Fett“ draufsteht? Der Trick ist genauso billig, wie aus banalen Frei-Wörtern die großen Freiheiten zu machen. Dabei ist frei im Sinne von ohne nicht einmal zwangsläufig gut, oder wer will schon gerne spaßfrei leben? Dickmacher, wie Zucker, bleiben gerne unerwähnt. So auch ein klitzekleines Detail beim Thema CO2-frei. Da sich CO2 eben doch nicht in Luft auflösen kann, soll es stattdessen verpresst (wieder so ein schönes neues Wort für den Duden) – im Sinne von verdichtet – und in poröse unterirdische Gesteinsschichten eingelagert werden. CO2-frei meint demnach nichts anderes, als dass die CO2-Emission von der Luft in die Erde umgelenkt wird. Dahinter verbirgt sich eine perfide Logik, die man auch gut auf Atomkraftwerke hätte ausdehnen können: strahlungsfreie Atomkraft durch Verklappung in Asse. Ein Narr, wer darüber denkt, das sei doch alter Wein in neuen Schläuchen. Tatsächlich wird das CCS-Verfahren (Carbon Capture and Storage: CO2 abscheiden und speichern) als Quantensprung in Sachen Klimaschutz verkauft. Fortschritt, indem Bewährtes fortgeführt wird, ist da kein Widerspruch. Was in Asse so gut klappt, soll nun auch auf einen Teil der jährlich 350 Mio. Tonnen CO2 – soviel produzieren deutsche Kohlekraftwerke gegenwärtig im Jahr – ausgeweitet werden. Für Kohlendioxide soll es nun abwärts in die brandenburgische Unterwelt gehen. Das ist praktisch und erspart eine stressige CO2-Vermeidung. Frei sein ist schon was Tolles. Was wären wir schon ohne die Versammlungsfreiheit und die sogenannte Freizügigkeit. Letztere besagt unter anderem, dass wir die Wahl unseres Aufenthaltsorts selbst bestimmen dürfen. Dann freuen Sie sich schon mal darauf, wenn es beim nächsten Wochenendurlaub vor den Toren Berlins statt Spree-Oder-Seen-Gebiet und Oderbruch heißt: Willkommen im Endlager! Wem das Unbehagen bereitet, der kann ja stattdessen in der Lausitz wachsende Kraterlandschaften besuchen, Gedenksteine verschwundener Dörfer bewundern und in versauerten Neu-Seen baden. Zum Hintergrund: Der Energiekonzern Vattenfall plant in der Region um Beeskow (Landkreis Oder-Spree) und um Neutrebbin (Landkreis Märkisch- Oderland) die Verpressung von verflüssigtem CO2 in unterirdische Gesteinsschichten. Das Verfahren wirft viele Fragen bezüglich des Umweltschutzes und der Sicherheit auf und stößt dementsprechend auf heftigen Widerstand in der Bevölkerung, wie auch in anderen Gebieten, z.B. in Nordfriesland/Schleswig Holstein (der dort agierende Konzern: RWE). Zudem gibt es Bemühungen, auf Bundesebene einen entsprechenden Gesetzesentwurf zum CCS-Verfahren durchzusetzen. Der daraus resultierende Vorteil für die Konzerne: Für Folgeschäden einer Endlagerung wäre langfristig die Allgemeinheit und nicht das agierende Unternehmen haftbar. Mehr zum CCS-Verfahren: co2sink.org/ Mehr zum Widerstand: co2-endlager-stoppen.de und co2bombe.de

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