Wird unsere Freiheit am Hindukusch verteidigt? Teil 2

Interview mit Thomas Kasper - Erweiterte Fassung

5.5.2013-Kabul: Du beschreibst die Bevölkerung als ein buntes Völkergemisch. Wie gelingt es ihnen allen miteinander, sich den Alltag zu gestalten?
Das Überraschende ist, dass bei all den verschiedenen Ethnien, Clans und Stämmen das Zusammenleben eigentlich gut klappt. Es bestehen seit Jahrhunderten komplizierte Abmachungen zwischen den Volksgruppen und Clans. Da geht es um Wasser- und Landrechte, mündlich ausgehandelt und von Generation zu Generation weitergegeben. Oder um Transportrechte. Beispielsweise sind in den Halbwüsten um Mazar im Norden, die Transportrechte in den Händen von Clans die vom Fluss Amu Derya bis zu den Bergen Güter auf Kamelen befördern.

In den Bergen übernehmen andere Clans, die die Güter auf Maultieren weitertransportieren. An einem ganz bestimmten Punkt wird umgeladen. Das sind ausgefeilte Regelwerke, an die sich alle halten. Probleme entstehen erst, wenn sich Mächte von außen einmischen, seien es die Engländer im 19. Jahrhundert oder später Sowjets, Taliban, Pakistaner, Iraner oder eben ISAF und NATO. Aber die Afghanen untereinander kommen halbwegs zurecht, wenn nicht politischer oder ausländischer Einfluss stört. Es reicht schon, dass Karzai im Usbekengebiet einen tadschikischen Gouverneur einsetzt. Die Folge sind blutige Auseinandersetzungen wie 2011 in der Provinz Takhar.

Wie regeln sie ihr Zusammenleben? Ich war selbst bei Schuras dabei – traditionelle Gremien, die Streitfälle beilegen -, wenn die Männer eines Dorfes zusammenkommen, um Alltagsprobleme oder Konflikte zu besprechen. Alle haben Rederecht und man bleibt so lange zusammen, bis ein Kompromiss in der strittigen Frage gefunden ist. Das können Stunden oder Tage sein. Das Ziel ist eine einvernehmliche Lösung. Das hat schon was von Basisdemokratie, wobei die afghanischen Bauern disziplinierter diskutieren, als Bündnis 90 /Die Grünen.

 

6.5.2013-Kabul: Woran mangelt es in Kabul? Was gibt es im Überfluss?
Neben der augenfälligen Armut mangelt es eindeutig an Grün. Kabul war einst eine grüne Oase. Die Bäume wurden nahezu vollständig abgeholzt. Erst durch die Russen, wegen möglicher Heckenschützen, der verbliebene Rest während Bürgerkrieg, Belagerung und Talibanherrschaft, um Brennholz zu gewinnen. Die Folgen sind fatal. Smog und Staub. Untersuchungen haben ergeben, dass der Staubsmog, der täglich durch Kabul wabert, zu 20% aus getrockneten Fäkalien besteht. Das heißt, die Menschen atmen ihre eigene Scheiße. Offensichtlich muss man erst das Ausmaß an Umweltgift und Dreck erleben, um den Wert jedes einzelnen Baums zu schätzen.

Mein Vorschlag: Setzt das gesamte Grünflächenamt von Treptow-Köpenick in den nächsten Flieger nach Kabul und lasst sie hier eine Woche Weiterbildung machen. Lernziel des Workshops: Wie lebt es sich in einer Stadt ohne Bäume? Warum sind Bäume wichtiger, als ein darunter parkendes Auto, das durch einen herabstürzenden Ast beschädigt werden könnte? In Kabul hat inzwischen ein riesiges Aufforstungsprogramm begonnen. Während bei uns in Köpenick immer noch wunderschöne, alte Bäume abgeholzt werden, werden jetzt in Kabul jährlich zehntausende Bäume neu gepflanzt.


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