Nützliche Tipps

für einen artgerechten Umgang mit Popstars
Um gleich eines klarzustellen: Ich schreibe das hier nicht, weil ich selber ein Popstar bin, sondern weil ich berufsbedingt oft mit Popstars zu tun habe und dabei die Gelegenheit nutzen konnte, ihre seltsamen Verhaltensweisen zu analysieren.
Illustration: Alf Ator
Also los: Wolltest du schon immer mal einen echten Popstar zum Freund haben? Jemand, der dich zum Kaffee einlädt, dir zum Geburtstag gratuliert und Geheimnisse mit dir teilt? Wenn nicht, hast du Glück, dann brauchst du dir das Folgende nicht durchzulesen und kannst in Ruhe so weiterleben wie bisher. Wenn ja, könnten dich meine Zeilen interessieren. Du bekommst Tipps, was man tun sollte - und vor allem, was man NICHT tun sollte, wenn man zum erlauchten engeren Bekanntenkreis eines Popstars gehören will. Sicher muss ich nicht erwähnen, dass attraktive Frauen es weitaus leichter haben und sich weniger an Regeln halten müssen, zumindest wenn es sich um männliche Popstars handelt. Leider funktioniert dieses Prinzip nicht umgekehrt. Zunächst möchte ich ein weit verbreitetes Vorurteil entkräften. Popstars gelten oft als arrogant. Das stimmt so nicht, jedenfalls nicht öfter als bei normalen Menschen. Die Reserviertheit, mit der sie dem gemeinen Volk begegnen, resultiert aber auch nicht nur aus der quantitativen Überforderung. Die weit verbreitete Vorstellung, ein Popstar wäre ständig umringt von Autogrammjägern, trifft nur auf die wirklich ganz Großen der Branche zu. Dass auch ein C-Promi, der sich relativ unbehelligt durch eine Fußgängerzone bewegen kann, arrogant rüberkommt, liegt an einem anderen Problem, unter dem die Popstars weitaus mehr leiden, als man denkt.
Ein Fan darf alles, ein Freund muss gewisse Regeln akzeptieren.
Zunächst ist es natürlich angenehm, wenn plötzlich mehr Menschen freundlich zu dir sind und sich für deine Meinung oder deine Probleme interessieren. Irgendwann aber merkt der Popstar, dass er klar zwischen Fans und Freunden unterscheiden muss. Ein Fan darf alles, ein Freund muss gewisse Regeln akzeptieren. Dafür wird der Freund zum Kaffee eingeladen, der Fan nicht. Mit richtigen Fans hat der Popstar gar kein Problem. Schwierig ist es mit denen, die nicht wissen, ob sie Fan oder Freund sein wollen. Ein Beispiel: Eigentlich hat der Popstar sich auf den Geburtstag seines neuen Freundes gefreut, und die vielen Selfies und Autogramme seiner Gäste waren auch gar nicht so belastend. Aber wenn er dann am nächsten Tag seine Ablichtungen vom Abend der Party in den sozialen Netzwerken rumgeistern sieht, wird ihm klar, dass er gar kein Freund ist, sondern eine Trophäe. Und er merkt auch schnell, dass die Gespräche, die er bei festlichen Anlässen mit fremden Menschen führt, viel zu oft nach demselben Schema ablaufen, eher einem Interview ähneln als einem ungezwungenen Smalltalk.
Die Frage nach einem Selfie oder Autogramm ist völlig okay.
Gespräche werden mit irgendeinem durchschaubaren Aufhänger begonnen, nur damit man ein Gespräch geführt hat. Das ist irgendwann ermüdend. Und so entwickelt er eine regelrechte Gesprächs-Phobie. Das macht ihm selber schwer zu schaffen, denn eigentlich möchte er schon ganz gern ein normales Verhältnis zu normalen Menschen führen. Doch wenn die „normalen“ Menschen sich „unnormalen“ Regeln unterwerfen müssen, damit er sich „normal“ zu ihnen verhalten kann, haben wir ein Dilemma. Hier nun ein paar Faustregeln, wie man sich verhalten sollte, wenn man zufällig auf einen Popstar trifft, z. B. beim Frühstücksbuffet im Hotel. Zuallererst: Die Frage nach einem Selfie oder Autogramm ist völlig okay. Die Fronten sind geklärt, er ist der Popstar, du der Fan, das Ganze dauert nur ein paar Sekunden, das kann er ab. Du kannst ihn natürlich auch einfach in Ruhe lassen, aber diese Zeilen sind ja für diejenigen, die ihn NICHT in Ruhe lassen wollen.

1. „Hey, bist du nicht der von ... ?“

Das mag auf den ersten Blick ganz natürlich und unverfänglich wirken. Doch wenn man richtig hinhört, steckt darin bereits eine Lüge. Man gibt nämlich vor, es nicht genau zu wissen. Doch wenn man sich nicht sicher wäre, würde man gar nicht erst den Mund aufmachen.


2. „Mein Neffe ist übrigens dein größter Fan!“

Böses Foul! Man schiebt irgendeinen unschuldigen Fremden vor, um sich nicht selbst als Fan zu outen. Du glaubst gar nicht, wie viele „größte Fans“ es gibt!


3. „Ich hab dich übrigens vor 20 Jahren auf diesem kleinen Festival in XYZ gesehen. War damals schon der Hammer!“

Wer so was sagt, zeigt, dass er für sich eine Sonderstellung im Fankreis beansprucht, weil er ihn ja schon damals unterstützt hat, als er noch ein kleines Licht war. Aus Erfahrung weiß der Popstar, dass solche Fans auf Dauer mit Vorsicht zu genießen sind.


4. Verweis auf frühere Bandprojekte

Auch das Verweisen auf frühere Bandprojekte hat einen bitteren Beigeschmack. Man könnte auch gleich sagen „Nimm dir bitte etwas mehr Zeit, denn ich bin keiner von den unzähligen gesichtslosen Fans, die dich erst registriert haben, als es aus jedem Radio dröhnte!“


5. „Was ich dich schon immer fragen wollte: Seid ihr damals  eigentlich aus künstlerischen Gründen von Warner zu  Sony gegangen oder ging es eher um Kohle?“

Du versuchst, mit Insiderwissen zu punkten. Was oberflächlich so wirken könnte, als gehörtest du auch zur Elite, weil du etwas weißt, was nicht jeder weiß, löst in Wahrheit einen Alarmknopf aus: Achtung, Stalker!


6. „Schöne Grüße an deinen Gitarristen! “

Selbst wenn du seinen Gitarristen wirklich kennst, verkneif dir den Spruch. Der Popstar hat ihn hundert Mal gehört, und es soll nur dazu dienen, dass er dich nach deinem Namen fragt.


7. „Sag mal, gibt es euch überhaupt noch? Man hört gar nix mehr.“

Fairerweise sei angemerkt, dass das in der Praxis oft auch ganz ehrlich gemeint ist. Aber der Popstar ist übersensibel und befürchtet, dass du ihm nur suggerieren willst, kein Stalker zu sein. Außerdem verletzt es ihn durchaus, wenn ihm sein Abstieg so unter die Nase gerieben wird.


8. „Also euer letztes Album war doch echt Scheiße!“

Manch einer denkt, der Popstar hätte genug von all den Schleimern, die ihm den ganzen Tag Honig ums Maul schmieren und wüsste es zu schätzen, wenn einer mal kein Blatt vor den Mund nimmt. Doch leider verletzt sowas den Popstar genau wie jeden anderen.


9. Tu auch nicht so, als ob du ihn nicht kennst.

Denn spätestens wenn es doch zum Gespräch kommen sollte, kommt irgendwann die Wahrheit raus, und du stehst da als einer, der sich komisch benimmt.

Das Fazit:

Was immer du dir ausdenkst, um ein Gespräch so zu beginnen, dass es für den Popstar interessant ist, du kannst davon ausgehen, dass es schon zig andere vor dir mit der gleichen Masche probiert haben, der Popstar wird es durchschauen und in eine unsichere Stress-Starre verfallen.


Alf Ators Tipp:

„Entschuldige, hast du zufällig gesehen, wo die Butter steht?“

Das bezieht sich weder auf seine Rolle als Popstar, noch negiert es sie. Du hast ein kleines Problem, und er kann vielleicht helfen. Perfekte Ausgangssituation für tolle Freundschaft. Aber aufgepasst! Wenn die Butter dann direkt vor eurer Nase steht, bist du entweder entlarvt oder bescheuert. Deshalb solltest du die Butter vorher heimlich verstecken. Und nach einer mehrminütigen, lustigen gemeinsamen Suchaktion setzt ihr euch zusammen an den Frühstückstisch und zeigt euch eure Urlaubsfotos.

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