Zoomgeflüster aus dem Kanzleramt

Videokonferenz-Leak aus dem Krisenstab des Kanzleramtes für Euch transkribiert
Wurst-Virus-Kombination
Illustration: Sebastian Köpcke

„Ich schone meine Nerven. Ich reg mich nicht mehr auf. Ja, was soll ich mich noch aufregen? Hab ich das nötig? Nein, hab ich nicht nötig! Im Herbst sag ich ariwidertschi, und dann könnt ihr mich alle mal!“

„Nun fühl dich doch nicht gleich wieder persönlich angegriffen, Angela, das hat doch keiner gemacht, um dich zu ärgern!“

„Ganz genau, das ist doch nicht deine Schuld, das mit den Masken. Was hast du erwartet? Kennst doch den Nüßlein. Gibt sich mit einem Trinkgeld zufrieden. Eine halbe Million ist längst nicht mehr das, was sie mal war. Dafür bekam unser Jens gerade mal seinen Carport.“

„Großartig! Ich verstehe. Dann ist das wohl jetzt auch meine Schuld, dass euer Schmiergeld heute nur noch die Hälfte wert ist!“

„Nein, natürlich nicht, Angela. Und wir wollen doch bitte nicht von Schmiergeld reden und vor allem nicht über diese Leitung! Marktübliche Gratifikationen trifft es auf den Punkt und natürlich hatten es die Kollegen doch nur gut gemeint. Und Peter, sag du doch auch mal was!“

„Ich? Was soll ich sagen? Ich sag wie Angela! Geht gar nicht, da können wir gleich ariwidertschi sagen! Aber mal was anderes, wollen wir nicht wenigstens in Berlin-Mitte die Gaststätten öffnen? Die Deutschländer aus der Dose hängen mir langsam zum Halse raus.“

„Du musst Bruzzler in der Pfanne braten oder die kleinen Nürnberger.“

„Ich kann euch mit der Fahrbereitschaft ein paar ordentliche Weißwürste schicken. Das kostet mich nur einen Anruf, das geht ruckzuck!“

„Halberstädter sind die besten! Aus dem Osten, aber am besten.“

„Eberswalder!“

„Ich schick euch drei Dutzend Weißwürste! Und dazu süßen Senf!“

„Eberswalder!“

„Aber die Halberstädter sind wirklich spitze. Die haben die Dosenwurst erfunden!“

„Im Osten?“

„Nein, beim Kaiser.“

„Eberswalder!“

„Hallo! Halllooo! Hört ihr mich? Hört ihr mich? Scheiß Internet! Hallo!

Ich verstehe nicht richtig! Was hast du gesagt, Angela?“

„Eberswalder!“

„Eberswalder?“

„Ja, Eberswalder. Das sind die besten.“

„Hat Angela Eberswalder gesagt? Ja, Eberswalder! Das sind  die besten, Angela, da sind wir uns wohl alle einig.“

„Ja sicher, Eberswalder!“

„Ganz genau, die guten Eberswalder!“

„Kommen die nicht auch aus dem Osten? Können die sich ja nicht beschweren. Haben uns nach 30 Jahren auch bei den Würstchen überholt. Ein toller Erfolg! Dein Erfolg, Angela!

Peter, sag doch auch mal was!“

„Ja, Angelas größter Erfolg, aber wann wollen wir denn nun endlich die Gastronomie öffnen?“

„Sollten wir nicht erst die Sportstudios öffnen, Peter?“

„Das war nicht nett! Lasst den Peter in Ruhe. Du entschuldigst dich auf der Stelle, Markus, aber ganz schnell!“

„Tsgug.“

„Was? Ich kann dich nicht verstehen!“

„Tschulgug.“

„Was? Mein liebes Freundchen? Scheiß Empfang! Macht doch mal einer das Internet lauter!“

„Tschuldigung, Peter.“

„Na geht doch, Markus.“

„Wann machen wir denn nun die Gastronomie wieder auf?“

„Was fragt ihr immer mich?“

„Was sagt denn Drosten? Wieler? Der Lauterbach?“

„Unter 35! Unter 10! Unter Null!“

„Bis dahin bin ich verhungert!“

„So siehts aus Peter, aber vielleicht hat uns der Jens mal was Erbauliches von der Impffront zu berichten?“

„Also ich finde auch die Eberswalder am besten!“

„Und die Impfung? Wie läuft es mit der Impfung?“

„Alles top! Was soll schon sein. Die Impfzentren impfen. Die Taxifahrer schaffen die Alten hin und her. Also die Taxifahrer werden uns mit Sicherheit wieder wählen, deren Stimmen haben wir schon mal sicher. Und die Apotheker sind auch happy. Die sind Big Player im Maskengeschäft.“

„Apotheker sind ja immer gut im Geschäft. Warum lassen wir nicht die Gaststätten die Masken unter die Leute bringen? Könnten die Masken zusammen mit Pizza und Frühlingsrolle direkt nach Hause liefern. Wäre das nicht Win-win für alle und dazu noch sehr sozial gedacht von uns?“

„Das wäre tatsächlich sozial. Und keineswegs sozialistisch!“

„Die Gastronomen würden uns lieben. Und wenn die uns wieder lieben, dann überzeugen sie auch den Rest.“

„Friseure, Taxifahrer und Gastronomen – das wäre eine solide Ausgangslage. Da könnten wir es bis zum Herbst vielleicht doch noch einmal schaffen.“

„Was wollt ihr schaffen? Ohne eine starke Persönlichkeit, eine Frau, die die Herzen der einfachen Menschen erreicht?“

„Angela, kannst du es dir nicht noch mal überlegen?“


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