Yam Wun Sen

Was alles dazu führte...
Eigentlich sollte es diese Zeilen gar nicht geben. Dass es doch so gekommen ist, hängt mit der blöden Freundin meiner Frau zusammen sowie mit einem Flohmarkt in Spanien. Und meine Schwiegermutter hat in gewisser Weise auch Schuld. Und mein Sohn. Und die ehemalige Kindergärtnerin meines Sohnes. Warum?
alf_comic Eigentlich wäre ich jetzt in meinem Studio und würde an einem schönen Lied arbeiten. Und meine Frau säße mit meinem Sohn sinnlos auf einem Kinderspielplatz. Und zwar genau dem, wo ich jetzt rumhänge. Doch dann kam alles anders. Die blöde Freundin meiner Frau rief an. Und weil meine Frau eine Mutter hat, die ihr vor vielen Jahren beigebracht hat, wie man Yam Wun Sen zubereitet, was ihrer blöden Freundin sehr gut schmeckt, was diese aber selbst nicht zubereiten kann, wollte sie es lernen. Das kann sie zugegeben nicht auf dem Spielplatz, also müssen die beiden Damen zu Hause bleiben. Und weil mein Sohn aber heute unbedingt auf diesen unsäglichen Spielplatz wollte, musste ich ran. Und da kommt die ehemalige Kindergärtnerin ins Spiel. Die ist nämlich damals immer mit den Kindern auf diesen „Schweinespielplatz“ gewandert. Den Namen finde ich wiederum gut. Alles andere an diesem Ort ist aber öde.
Ich verstehe auch nicht, was mein 6-jähriger Sohn an einer 1 m hohen Rutsche findet.
Wahrscheinlich ist es so eine Art unterbewusste neblige Erinnerung, dass er sich als Baby hier wohl gefühlt hat. Und wer ist schuld? Seine Kindergärtnerin! Aber selbst unter diesen Umständen hätte ich noch an meinem schönen Lied arbeiten können. Ich besitze nämlich einen Laptop, der es mir ermöglicht, unterwegs zu musizieren. Ich kam also hier auf dem Schweinespielplatz an (der übrigens leider nicht wegen der anderen Kinder so heißt, sondern wegen der phantasievollen Gestaltung der Eingangspforte), und während mein sinnloser Sohn sich in die sinnlose Schlange reihte, die sich aus vielen anderen sinnlosen Kindern vor der besagten sinnlosen Rutsche gebildet hatte, setzte ich mich auf eine Bank und packte fröhlich meinen sinnvollen Laptop aus der neuen modischen Laptoptasche, die ich in der letzten Woche während eines Spanienaufenthaltes auf einem Flohmarkt günstig geschossen hatte. Und genau da liegt das Problem: Als ich nach den Kopfhörern greifen wollte, waren sie nicht da. Wie sollten sie auch? Schließlich sind sie seit Monaten in der alten Laptoptasche. Toll! Da sitze ich nun auf einem lächerlichen Schweinespielplatz, mein Sohn rutscht wie ein Baby eine Babyrutsche runter, meine Frau bringt ihrer blöden Freundin bei, wie man Yam Wun Sen macht, und ich habe einen Laptop ohne Kopfhörer.
Kann das Leben beschissener laufen? Kann man mehr Pech haben? Ich hasse die ganze Welt!
Glücklicherweise hat so ein Computer manchmal auch ein Schreibprogramm. Und da ich ohnehin einen kleinen Beitrag für das Maulbeerblatt schreiben wollte, ist es doch nicht notwendig, mich nach all dieser unsäglichen Verkettung von Umständen umzubringen... Gut, aber wird mir denn jetzt auch etwas einfallen? Am besten, ich schreibe einfach drauflos. Ja, und so verbrachte ich die letzte halbe Stunde damit, haarklein aufzulisten, was alles dazu führte, dass ich am Ende haarklein aufliste, was alles dazu führte, dass ich am Ende haarklein aufliste, ... wie lang sollte der Artikel noch mal sein? Wenn ich mir das hier Geschriebene durchlese, stelle ich fest, dass es im Grunde gar nicht so schlecht ist, dass alles so gekommen ist. Danke, Schwiegermutter! Danke, blöde Freundin meiner Frau! Danke sinnloser Sohn! Danke, ehemalige Kindergärtnerin meines sinnlosen Sohnes! Danke, spanischer Flohmarkt! Ich liebe diese Welt! Ich liebe das Leben! Alles ist so wunderbar! Danke!

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