Gestrandet

Nun hab ich zwei von den Weibern. Wirklich entzückend. Zwei von der Sorte „Ich weiß genau was ich will, aber das find mal schön alleine raus“, zwei von den „Versuchst Du wieder kreativ zu sein? Denk doch mal nach!“-Weibern. Und? Nun. Hole die eine ab. Gut gelaunt. Hab Freikarten. Kindergarten, lauter Wahnsinnige, eine brüllt: „PAPA, hallo Papa, ich hihier!“ Intelligentes Kind. Toll. Blinzel verführerisch. „Hi Grashüpferchen, wollen wir heute in den Tierpark gehen? Ja?“ „Nein.“ ?? Noch mal. „Mäuschen Tierpark“ „Nein, Saand!“ Nehme gesamte Konzentration zusammen. Versuch drei: „Tierpark“ „Ne, Saand“ Gebe nach etlichen komplizierten Buchstabenumstellungsalgorithmen mit wissenschaftlicher Lautanalyse auf. Keine positiven Zeichen aus oben genannter Phonetik herstellbar. Geduldig weiter: „Engelchen, wollen wir zu den grooßen Löwen, groarrrr.“ „Neihein, Saahand.“ Mein bestes Löwengebrüll, ein Katzenjammer. Muss zugeben, auch ein spontan zugeführter Vollrausch hülfe nicht, sich diese Wahrheit zu schönen. Weiß natürlich lange, was die kleine Terroristin will. Wollte wieder kreativ sein. Hab wieder nicht nachgedacht. „Willst Du runter zum Strand?“ „Jab“. „Zu den Enten?“ „Jab.“ „Aber Enten gibt‘s doch auch im Tierpark“ „Neeee!“ Gebe auf. Kommen an. Blauer Wagen. „Da, Wogel“ „Ja, mein Engel, da ein Vogel, ein Reiher, wie im Tierpark“ „Neeee.“ Erstmal hallo sagen. Hoffe, bin noch zu sehen, so vom Neid zerfressen. Der Hirnstamm arbeitet auf Sabotagekurs. Wenn ich die Vollpfosten kriege. Haben die überhaupt gedacht? Urlaub am Müggelsee? Wollen wohl auch noch freundlich sein? „Na, Kleine“, höre ich es flöten, „Apfelschorle wie immer mit großem Strohhalm?“ „Ja bitte bitte bitte“ Schaue runter. Reibe meine Augen. „Wo ist denn deine Mama heute?“ „Jaa, Mama hin? Mama weg! Trinken bitte, bitte!“ Versuche, mit hektisch wackelnden Bewegungen im Ohr das Gehörte zu verarbeiten, scheitern. Es bleibt. Mein Balg, die süßeste aller! Höflich? Habe wohl was gründlich falsch gemacht. Nun aber Schluss. Zu Kindern freundlich? Sind die denn vollkommen wahnsinnig?! Soll ich hier übernachten? Ich krieg doch den teuflischen Zwerg hier niemals wieder weg. Muss mich hinsetzen. Ist zu viel für mich. Überall Kinder. Ein Glück, gibt aber auch Normale hier. Vermisse den klassischen Trinker. Er lehnt nicht am Wagen. Ist auch viel zu sauber. Das kann man als Bierwagentrinker wirklich nicht dulden. Werde ihn später noch suchen, irgendwo muss er ja sein. Obwohl, ist viel zu gemütlich hier. Vermisse schmerzlich das verwahrloste Stück Steg. Könnt heute so schön im Tierpark mit Freikarten protzen und tolle Enten glotzen. Na wenigsten buddelt das kleine Monster, das niedlichste aller, und versucht niemanden um Brot für die blöden Enten anzubetteln. Hoffe sie saut sich dabei so richtig ein. Kann dann meiner Liebsten, der anderen, zeigen, was passiert, wenn die Gören mit täglichen Ausflügen zu paradiesischen Plätzen gezwungen werden, groß zu werden. Verwöhnte Gören, verwöhnte Weiber. Und nun? Nutze die freie Zeit. Döse, beobachte Radler, Läufer, Leser, Rentner, Skeptiker, Musiker, Liebende. Werde romantisch. Denke an mein Weib, die Liebste aller. Werde sie heute überraschen. Toll kochen, hofft sie seit Monaten drauf. Ach was, seit gefühlten Jahren. Dann noch Kerzen, Badewanne. Mein Hirn röstet vor Kreativität, die Sonne gibt den Rest. Strahle verliebt. Stehe auf, Ärmel hoch und los. Telefon klingelt. Meine Göttin, säuselt. Säusel zurück. Verfluchte Romantik. Lege auf. Versuche das soeben Gehörte zu erfassen. Solle mir keine Sorgen machen. Sie sei noch verabredet. Kollegen. Und nun? Wird spät. Und nun? Könne ja mitkommen. Müsse nur nen Babysitter organisieren. Und nun? Wollen ins „gestrandet“. Ist toll da abends am Lagerfeuer, romantisch. Und nun? Soll mir aber keinen Stress machen.   Weiber! Wirklich entzückend. Und erst der Strand. Brauche wohl nicht mehr kochen.

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