Die Prinzessin mit dem Baseballcap

Wut auf Mutter
Erschreckend blass und müde sieht die junge Frau aus, die soeben mit ihrem Van auf den Parkplatz gefahren ist. Beim Aussteigen fällt ihre modische Kleidung auf und der Kontrast, den ihre Haare dazu bilden. Sie sind ungepflegt, fettig, der Haarschnitt vernachlässigt.

Man sieht, da hat jemand zu wenig Zeit für sich selbst, hat keine Zeit mehr, jung zu sein. Alle Bewegungen sind eilig und routiniert. Vorbei an dem zurückgeklappten Fahrersitz hilft sie ihrer Tochter aus dem Auto. Und dem Auto entsteigt eine fünfjährige Hoheit, eine Prinzessin im rosa Kleidchen, rosa Sandalen, das glänzende blonde Engelshaar reicht bis zur Taille. Aber es ist nicht zu übersehen, dass Hoheit unzufrieden ist. Gereizt schiebt sie die helfende Hand der Mutter beiseite, trippelt einige Schritte hin und her, unschlüssig, die Mundwinkel nach unten gezogen, der Blick gelangweilt.

Die Mutter beugt sich wieder in den Wagen, greift ein weißes Baseballcape von der Hutablage: „Möchtest du das Cap aufsetzen?“ Keine Antwort, nicht einmal ein Nicken, nur ein Schritt auf die Mutter zu, die ihr liebevoll mit geübtem Griff die Mütze aufsetzt. Kein Dankeschön, dafür ein schnippisches Kopfwerfen, ungeduldig greift die Prinzessin nach einer Haarsträhne, die ihr beim Mütze aufsetzen vor die Wange gerutscht ist. Die Mutter, fast erschrocken: „Soll ich dir die Haare durch das Baseballcap ziehen? So wie es dir gestern gefallen hat?“ Wieder dieses genervte Kopfwerfen, wieder keine Antwort, die Prinzessin schwebt einige Schritte auf dem Gehweg davon. Die Mutter fragt hinterher: „Möchtest du deine Sonnenbrille aufsetzen?“ Hoheit schaut sich nicht einmal um, hebt nur die geöffnete Hand, aber Hoheit braucht sich die Brille nicht selbst aufsetzen, schon ist die Mutter da und schiebt ihr die Brille aufs Näschen. Die Prinzessin lässt es gnädig zu, aber ihr Blick ist jetzt ungeduldig. Doch plötzlich ein bezauberndes Lächeln, Papi ist aus dem Auto gestiegen, ihm gilt dieses süße Lächeln, strahlend schaut sie ihm entgegen. Papi, dieser lässige, coole Prachtkerl, ist an der Beifahrerseite ausgestiegen. Er reckt die Arme wohlig, fährt sich kurz durchs lockige Haar, stemmt die Hände in die Taschen der Cargohose und blinzelt der rosa Prinzessin zu: „Schick siehst du ja heute wieder aus, Sonnenmäuschen!“ Sonnenmäuschen streckt Papi kokett das Händchen entgegen, Papi ergreift das Händchen, beide schlendern davon.

Die Mutter hat inzwischen die Kofferklappe geöffnet, sie hebt Picknickkorb und Rucksack heraus, schmeißt sich den Rucksackriemen über die Schulter und klemmt sich eine zusammengerollte Decke unter den Arm. Kofferklappe zu, sie geht drei Schritte, geht wieder zurück, Kofferklappe auf, sie greift ein Barbiepuppenset, legt es oben auf den Picknickkorb und hastet hinter den beiden her.

Ich sitze zwei Meter entfernt in meinem Auto und fühle Empörung und Wut. Wut auf diese Mutter.


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