Keine Macht Olympia

Die als „WM-Euphorie“ bekannt gewordene Droge bedroht in neuem Gewand Hamburg und Berlin: In den Straßen der beiden deutschen Städte wird sie längst unter dem Namen Olympia gehandelt. Wie wir uns erinnern, hat das Rauschgift 2006 weite Teile des Landes lahmgelegt. Selbst Politiker, Polizisten und hochrangige Wirtschaftsleute konnten die Bevölkerung nicht schützen. Sie erlagen selbst dem kollektiven Wahnsinn. Heroin, Koks, Chrystal Meth – alles Schnee von gestern. Olympia, die neue Partydroge für 2024, ist in aller Munde. Das Ganze könnte ein großer Spaß sein. Aber was die wenigsten wissen, mit Olympia werden korrupte Gechäfte gemacht und unglaubliche Gewinne erzielt. Experten der SOKO „Nolympia“ schlagen deshalb Alarm. Das Rauschgift wird nämlich bereits Minderjährigen auf Fußballplätzen, in Stadien und Turnhallen angedreht. Der Skandal: Die Behörden sehen weg! Mehr noch: Die Droge kostet mehr Geld als zugegeben wird. Nun soll sie sogar – absolutes Novum! – auf Betreiben einflussreicher Drogenbosse vom Volk legalisiert werden. Olympia wird weder gespritzt noch geschnupft, sondern liegt als benebelnde Stimmung einfach so in der Luft. Wie Olympia genau aufgenommen wird – ob durch Überredungskunst, gezielte Irreführung oder ansteckende Begeisterung – ist immer noch unklar. Doch ist niemand vor Ansteckung sicher. Das Phänomen wird übrigens seit mehr als einem Jahrhundert alle vier Jahre erneut beobachtet. Gerade darum stufen Experten die Gefahr der Abhängigkeit als besonders hoch ein. Wie aber lässt sich die im Blut nicht nachweisbare Droge Olympia zu Geld machen? Erster Schritt: An der Bewerbung für die „Spiele“ teilnehmen. Ins Rennen gehen für Deutschland Hamburg und Berlin. Um den Konsum der Droge in der eigenen Stadt sicherzustellen, muss das mächtige Kartell (DOSB – Drogen ohne Sport-Bündnis) überzeugt werden. Das will schon jetzt viele Abhängige sehen, um im März eine Entscheidung zu fällen. Es gilt also, die Bürger in ein Anfangs-Delirium zu versetzen. Zweiter Schritt: Bis zur Endausscheidung – in der Gegner wie Boston und Paris warten könnten – vergehen drei Jahre. Genug Zeit bis 2017, um mehr als 50 Millionen Euro zu verdienen. Die Hände halten die üblichen Verdächtigen auf: Bauunternehmen, PR-Agenturen und Hotelbetreiber. Letztere zum Beispiel beherbergen die Hintermänner: Sportfunktionäre mit Geldkoffern oder weiteren Olympia-Versprechungen. Während in Hamburg vor allem private Interessenten die Bewerbung vorantreiben (Slogan: Feuer und Flamme für Olympia) legt sich in Berlin der Senat ins Ruder („Wir wollen die Spiele!“). Die Berliner Senatsbosse wollen, dass das Volk Olympia legalisiert. Für die Soko Nolympia ein klarer Fall von Beihilfe. Die Konsumenten müssen von selbst auf die Idee kommen, sich Olympia zehn Jahre lang reinziehen zu wollen. Dass man freiwillig Olympia nimmt, dazu können die Senatsbosse niemanden drängen. Das steht so nicht in den Spielregeln, müsste also als Verfassungsbruch mit Disqualifikation geahndet werden. Die Soko NOlympia warnt darum davor, fadenscheinigen Beschwichtigungen des Senats zu glauben: Olympia koste nichts, man trage Spiele ohne Kommerz aus, Behinderten- und Breitensport würden das Geld erhalten. Die wahre Absicht ist klar: Mit dem Geld für die Bewerbung soll die Stadt saubergefegt, gelackt und als drolliges deutsches Disney-Spaß-Städtchen den Touristen schmackhaft gemacht werden. So eine Art Heidelberg für Fortgeschrittene. Die Berliner Coolness wäre Schnee von gestern! Also: Finger weg von Olympia!   Der Vorsitzende der Piratenfraktion im Abgeordnetenhaus von Berlin und Vorsitzender des BER-Untersuchungsausschusses - Martin Delius - teilt seine lesenswerte Meinung aktuell ebenfalls auf seiner Internetseite.  

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