Geschafft. Es ist fast geschafft! Das Kind ist aus dem Gröbsten raus. Ich habe mich neulich schon dabei ertappt, wie ich die WG-Anzeigen studiert habe und überzählige Bettwäsche als Starthilfe für ein selbstbestimmtes Leben rausgesucht habe. Wo das Kind doch schon sooo groß ist.
Und was es schon alles kann: Sitzen, Stehen, Laufen. Mit dem Löffel essen. Mit dem Stift Papier und auch Wände mit Krikelkrakelleien verzieren. Die Rutsche runterrutschen, ohne dass Mama festhalten muss. Aufs Töpfchen gehen und das Ergebnis mit eigenen Worten kommentieren. Die Eltern zurechtweisen und und und...Es treibt einem fast die Tränen in die Augen, ob der Geschwindigkeit, in der sich ein kleiner Mensch Fähigkeiten wie diese aneignet. Und das in nur zwei Jahren. Oft wünscht man sich von Politikern und Wirtschaftsbossen diese ungebremste Lernfähigkeit. Aber ach, in dem Alter... Da fehlt oft der Tatendrang, der Mut zum Risiko. Da zählen Ansehen, Aussehen und das Jahresnettoeinkommen. Manchmal auch die Zahl der „Freunde“, die zu einer Facebookparty kommen. In Sachen Selbstüberschätzung können Zweijährige es mit diesen Leuten aber durchaus aufnehmen. „Ich kann das alleine!“, führt gerade die Kindersprach- Charts an. Das Problem ist nur: Es stimmt nicht. Wenn sich das Kind nämlich tatsächlich nach dem Aufstehen alleine anziehen könnte, dann sähe mein Teint morgens um einiges besser aus. Es ist trotzdem rührend zu sehen, wir sehr sich das Kind bemüht, seine Füße in zwei Hosenbeine zu verfrachten oder gar ein paar Sandalen anzuziehen. Die Frustrationstoleranz ist da noch sehr gering. Erfolglose Anziehversuche münden häufig in einem Wutanfall und die wiederum in der Forderung „Papa soll das machen!“ Aber natürlich wird das Kind immer und immer wieder über den grünen Klee gelobt für seine Versuche, autonom zu werden. Statt „Er/sie hat sich bemüht“, heißt es dann „Priiiiiiiiima.! Daaas hast du schon alleine gemacht???
Im Politikbetrieb hingegen kommt nicht weit, wer sich nur bemüht. Oder doch? Norbert Röttgen hat es bis zum Bundesumweltminister geschafft. Christian Wulff immerhin bis zum Bundespräsidenten. Nur eines darf man trotz aller Schwierigkeiten nie nie rufen: „Mama komm helfen!“ Im Gegenteil. Wem von oberster Stelle „ uneingeschränktes Vertrauen“ ausgesprochen wird, der kann sich schon mal seine Sandalen zusammensuchen. WGs für den Neuanfang gibt’s ja genug. Bettwäsche könnte ich stellen.
Alleine!
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