Keine Ahnung, was sich das Kind so für das neue Jahr vorgenommen hat. Die Geduld der Eltern strapazieren? Sich ein vollständiges Gebiss zulegen? Oder vielleicht an der eigenen Grammatik arbeiten? Da sind erfreulicherweise Fortschritte zu beobachten. Der meistgesagte Satz heißt derzeit übrigens „Papa ärgert“. Das Interessante an dieser Wendung ist, dass sie so schön zweideutig ist. Sie bedeutet nämlich sowohl „Papa ärgert sich“ (z.B. weil das Kind der Computermaus eine neue Bleibe im Mülleimer verschafft hat) als auch „Papa ärgert mich“ (weil der Kindsvater auf so etwas Sinnlosem wie Haarewaschen besteht).
Andere Leute, vornehmlich Staatsoberhäupter, schaffen es dagegen durch scheinbar eindeutige Aussagen entweder unangenehme Wahrheiten zu verheimlichen („I did not have business relations with that man, Mr. Geerkens“ ..., sondern zu seiner Frau) oder gleich zu lügen wie gedruckt („I did not have sexual relations with that woman, Miss Lewinsky“). Beim amtierenden Bundespräsidenten dürfte deshalb „irgendwie den ‚guten Ruf‘ retten“ auf der Todo- Liste für das erste Quartal 2012 stehen.
Ich jedenfalls habe alle meine guten Neujahrs-Vorsätze bereits über die Wupper geworfen. Gesünder ernähren? Geht nicht. Ohne Schokolade als ganz legalen Tranquilizer würde ich Gefahr laufen, wegen Kindeswohlgefährdung belangt zu werden. Mehr Sport machen? Dann müsste ich entweder auf Schlafen verzichten oder mich von meinen letzten sozialen Kontakten verabschieden. Dem Chef öfter mal die Meinung sagen? Schwierig. Männer können ja etwas hören, was Frauen nicht hören – nämlich „weg“. Immer nur die Wahrheit sagen? Um Gottes willen! Meine Erziehungsversuche wären endgültig zum Scheitern verurteilt, müsste ich alle meine verlogenen Versprechungen (Schokolade gibt‘s nachher bei Oma. Wenn du drei bist, darfst du das alles.) wahr machen. Aber eine Chance habe ich vielleicht noch: Ich habe mir vorgenommen keine Zigarette anzurühren. Das sollte ich schaffen. Schließlich bin ich Nichtraucherin.
Mama rauchfrei. Papa ärgert.
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