Anruf aus Hollywood

Shakespeare ist total banal

„Shakespeare ist total banal“, sagt der junge Bursche mit den markanten Gesichtszügen. Geboren in Köpenick, fand Nico Ehrenteit erst über Umwege zum Schauspiel. Den Theaterkurs an der Bölsche-Schule schmiss er nach nur zwei Proben zum Sommernachtstraum. Unter der Leitung von Jens Müller am Stadttheater Köpenick entdeckte er jedoch die Bretter der Welt für sich und entschloss sich im Alter von nur 16 Jahren seine schulische Laufbahn gegen ein Studium an der Berliner Schule für Schauspiel einzutauschen. Mittlerweile spielt er an vielen großen Häusern wie etwa dem Hamburger Theater, der Volksbühne und der Komischen Oper. Neben dem Theater wirkte Nico in Kurzfilmen mit und übernahm kleinere Rollen im Fernsehen, etwa in SOKO Wismar oder als adrette Leiche im Tatort.

Während eines Engagements am Schauspiel Bregenz in Österreich (wieder Shakespeare) erhielt er eine Einladung zum Casting für eine Rolle als DDR-Spitzel im Agenten-Film „St. James Place“. Buch von den Coen-Brüdern, Regie Steven Spielberg, Hauptrolle Tom Hanks. Allein die Einladung eine große Ehre. Die Enttäuschung, als ihn trotz mehrerer Castingrunden die Absage erreichte, hielt sich dementsprechend in Grenzen. Drei Stunden nach der Absage klingelte das Telefon erneut und man teilte ihm mit, dass man ihn auf Wunsch von Spielberg gern in einer anderen, extra dafür ausgebauten Rolle sehen wolle. Danach ging alles recht schnell. Kostümprobe im Ritz. Proben mit Spielberg auf dem Nalepagelände in Rummelsburg. Zufällig Tom Hanks auf dem Klo treffen. Die Nervosität verfliegt nach Sekunden, mit der entgültigen Gewissheit, dass auch diese Leinwandgötter ganz normale Menschen sind.

Derzeit dreht Nico in Polen. Eine weitere französische Kinoproduktion, in der er einen KZ-Wärter spielt, steht ebenfalls an, sowie verdienter Urlaub im Iran bei einem Freund und eventuell ein Theaterstück in der Schweiz. Man kommt viel rum. Mit wachsenden Angeboten wird der kritische Blick auf die deutschsprachige Theaterlandschaft ernster. Zuviel Geld für Erhalt und Konservierung, anstatt für Modernisierung und Glaubhaftigkeit. Aktuell ist Nico wieder auf großer Bühne in Österreich zu sehen. Als Lysander im Sommernachtstraum. Shakespeare eben. Ganz banal.


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