Ein Wiedersehen auf Augenhöhe

Die Portraits der Conni Fieguth
Vor zehn Jahren präsentierte das Maulbeerblatt in seiner ersten Ausgabe die Portraits von Conni Fieguth. Hundert Ausgaben später betätigt die passionierte Fotografin erneut den Auslöser und ermöglicht unseren Lesern auf diese Weise ein Wiedersehen mit den Menschen auf ihren früheren Bildern.
Sie schauen zufrieden, glücklich, strahlen Lebensfreude und Zuversicht aus, wirken zuweilen auch nachdenklich und ernst: Zehn Jahre später haben sich Conni Fieguths Freunde wieder vor der Kamera eingefunden, um sich noch einmal von ihr porträtieren zu lassen. Die Reihe hieß damals „Too good for your standards“. Fotografiert hatte Conni ihre Freunde aus dem „Cafe“, einem Jugendclub in Berlin-Köpenick.

Damals

Vor zehn Jahren wollte Conni vor allem zeigen, dass sie anders sind und keinen festgelegten Standards, wie man auszusehen oder sich zu verhalten hat, entsprechen (wollen). Das sieht man auch auf den Fotos von 2007: verschränkte Arme, entschlossener, zuweilen trotziger Blick. Es war die Generation, die durch die gesellschaftspolitischen Umbrüche der 1990er im (Osten) Berlins geprägt war: Das Alte war noch nicht vorbei, das Neue hatte sich noch nicht etabliert. Wie konnte man eine Haltung mit 13, 14 oder 15 Jahren zu den politischen Ereignissen entwickeln? Es ist die Generation der in-betweens: derjenigen, die irgendwie dazwischen waren. Auch oder gerade deshalb war das Cafe in Köpenick Dreh- und Angelpunkt für Conni und ihre Freunde und sei sehr wichtig für ihre Entwicklung gewesen. „Ich glaube, wir wären andere als die, die wir jetzt sind. Heute ist das Cafe immer noch ein bisschen Zuhause - aber es 'gehört' uns nicht mehr (und das ist ja auch richtig so).“

Porträts auf Augenhöhe

Die Porträts halten einen ganz bestimmten Lebens-Augenblick fest, frieren ihn förmlich ein. In diesem einen sehr präsenten Moment – der das zeitliche Davor und Danach miteinschließt und gleichzeitig in seinem totalen Fokussiertsein ausblendet – entsteht eine Zeitlosigkeit, in der die Fotostrecke in ihrer Gegenüberstellung zu den zehn Jahre jüngeren Porträtierten ihren besonderen Reiz gewinnt. Trotz der Studioatmosphäre oder vielleicht gerade deshalb hat Conni Fieguth jeden ihrer Freunde in ihrer ganz eigenen persönlichen Art erkannt. Die Vertrauensbasis ist für Conni Fieguth beim Fotografieren entscheidend. Ob Passbilder und Bewerbungsfotos im Alltagsgeschäft gewünscht werden oder Kund(inn)en mit normalsterblicher Figur ein Erotik-Shooting möchten: Die Kunst bestehe darin, den Menschen vor der Kamera das Gefühl zu geben, dass alles okay ist, so wie es ist. Conni möchte die Menschen so porträtieren, wie sie sind, gibt nur knappe Vorschläge zur Haltung, will nicht detailversessen sein. Wichtig sei ein positives Feedback. „Ich höre auf, wenn ich das Gefühl habe, es hat gepasst. Manche Leute haben ihre beste Zeit am Anfang vom Shooting, manche am Ende.“ Es ist der Blick auf Augenhöhe auf ihr Gegenüber, der ihre Porträts besonders und eigen macht. Und das ist auch, was ihre Freunde so sehr an ihr schätzen: ihre Aufrichtigkeit, ihre Ehrlichkeit und ganz besonders ihren Humor.

Heute

Was hat sich nach zehn Jahren geändert? Kann sich so viel in zehn Jahren überhaupt ändern? Am auffälligsten ist sicherlich, dass der Nachwuchs mit auf den Fotos zu sehen ist. Das Kindliche wiederum ist aus den Gesichtern gewichen. Dafür ist den Gesichtern eine gewisse entspannte Lebenserfahrung anzusehen. Vielleicht ist es die Erkenntnis, dass dem eigenen Lebensweg zwar eine Richtung gegeben werden kann, aber der Weg plötzlich ganz andere Wendungen und Abzweige nehmen kann und es dennoch weitergeht … das Leben. Obwohl vieles im Leben nicht planbar ist: Dass sie Fotografieren will, wusste Conni jedenfalls schon ganz früh. „Ich habe noch nie große Pläne gehabt. Aber ich denke, ich komme meiner Vorstellung von damals schon recht nahe.“ Connis humorvolle Art, in allem etwas Positives zu sehen, spiegelt sich auch hier wider, genau so wie sie ihre Models ins rechte Licht rückt.  
Aufgewachsen in Friedrichshagen hat Conni Fieguth bereits als Kind sehr früh durch ihren Vater die Leidenschaft für die Fotografie entdeckt. Als passionierte Tierfotografin und stolze Hühnerbesitzerin ist sie sehr gerne in der Natur: Ob auf Bornholm oder am grünen Stadtrand. Hier findet sie Ruhe und Kraft für ihr nächstes großes Projekt: Ein eigenes Fotostudio, das ab Sommer 2017 eröffnet. Wir drücken die Daumen!
Wer ein Foto von Conni Fieguth machen lassen möchte: cfieguth@gmx.de

Der Wuhlebär flieht dem Feinstaub Wuhle-Safari

Ein Schritt in die richtige Richtung

Foto: Lutz Wunder Auch die erhöhte Feinstaubkonzentration im Luftraum über seinem Heimatfluss ging nicht spurlos an ihm vorüber, was zu zahlreichen...

mehrstöckiger Rohbau und Kräne vor abendlichem roten Himmel Lebensräume

Rekorde bei Mietsteigerungen, Betongold für Investoren und eine ratlose Politik

Foto: iStock   In Berlin, so die Statistiker, gibt es derzeit so viele neue Wohnungen wie seit den 1990er-Jahren nicht mehr. Das...

Wuhlebär Maulbär Wuhle-Safari

Stimmungstief im Erpetal

Foto: Lutz Wunder Nach erschütternden Ereignissen, deren Höhepunkt wohl die teilweise Verdunklung Köpenicks im Februar war, schien der Fluch Wuzillas, abgesehen...