Fünf Fragen an den Gründerkopf

Frau Häring von der Friedrichshagener Brauerei Berliner Bürgerbräu

1992 übernahm die Familie Häring das Berliner Bürgerbräu. Wie kam es dazu?
Wir suchten nach einer Erweiterungsmöglichkeit für unsere Hofmark-Brauerei. Nach einigem Suchen haben wir hier das Richtige gefunden. Berliner Bürgerbräu hat uns deswegen so gut gefallen, weil sie auch während der DDR-Zeit so gutes Bier gebraut haben. Die Mitarbeiter waren auf Qualität getrimmt. Sie wussten, sie machen ein gutes Bier und haben den Ehrgeiz, das auch weiterhin zu tun. Nicht umsonst beliefern wie heute das KaDeWe am Kurfürstendamm mit seiner Spezialitätenabteilung.

Wie beschreiben Sie das Verhältnis Ihres Betriebes zu Friedrichshagen?
Ich lebe hier mit meiner Familie und bin heimisch geworden. Vor dem „Bräustübl“ steht der Gründungsstein von Friedrichshagen. Die Brauerei ist der historische Ort in Friedrichshagen mit der längsten Geschichte. Der Betrieb ist seit über 140 Jahren hier verwurzelt. Mit unserem Sport- und Kultursponsoring und natürlich auf dem Bölschefest suchen wir die Nähe zu den Friedrichshagenern.

Was waren Ihre schwierigsten Entscheidungen als Geschäftsführerin des Berliner Bürgerbräu?
Das kann ich so nicht richtig sagen. Die Umgestaltung in den 90er Jahren war für alle sehr schwer. Wir haben damals versucht, den Betrieb zu retten. Eine für uns plausibel erscheinende Möglichkeit war die Umgestaltung des Sortiments zu einer Spezialitätenbrauerei. Die Skepsis unseren Produkten gegenüber war aber am Anfang sehr groß, vor allem weil sie aus dem Osten kamen.

Wie würden Sie Ihren Betrieb auf dem Markt beschreiben? Und was ist das besondere an ihm?
Klein und fein. Wir sind die letzte Privatbrauerei Berlins. Unsere Biere sind nicht nach der Menge gebraut, sondern nach der Qualität. Sie müssen sich vorstellen, Berliner Pilsner, Schultheiss, Kindl kommen alle aus einem Sudkessel. Es ist eine Illusion, dass man in Berlin noch mehrere Brauereien hat. Es gibt definitiv nur noch den Riesenkonzern und uns. Was das heißt, kann sich der Verbraucher selbst ausmalen.

Wie sehen Sie Friedrichshagen als Wirtschaftstandort und wo wird die Entwicklung Ihres Betriebes hinführen?
Es hat sich wahnsinnig viel getan. Als wir kamen, hat man sich gedacht: „Mensch, war das einmal schön hier.“ Aber da war ja kein Dach mehr dicht. Der Honecker war doch Dachdecker und mein Vater meinte, dass er nicht mal das in seinem Land ordentlich machen lassen konnte, was er wohl gelernt hat. Und heute ist es das wieder: richtig zauberhaft hier. Hier wurde Geld in die Hände genommen, in die richtigen Hände, wie ich meine. Und für uns ist es wichtig, die Tradition der Brauerei auch in Zukunft fortzuführen. Sehen Sie, das Bräustübl, nach historischen Unterlagen wieder aufgebaut, oder die Weiße Villa sind doch Beispiele dafür.


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