Die Liebe zum Bierbrauerhandwerk ist allumfassend in der Familie Häring.Die heute geschäftsführende Gesellschafterin Tina Häring arbeitet nach wie vor Hand in Hand mit ihren Eltern, die das „normale Rentenalter“ lang eigentlich erreicht hätten. Ein wenig im Gegensatz zu diesen ist die Mutter zweier Kinder jedoch richtig in Berlin, in Berlin-Friedrichshagen angekommen und heimisch geworden. Als man Anfang der 90er Jahre zwecks Geschäftserweiterung nach einigem Suchen fündig wurde, war die Entscheidung für Friedrichshagen nicht zufällig. Peter Häring, Vater der hiesigen Geschäftsführerin, sieht im Köpenicker Wasser das beste weit und breit. Nicht das Wasser des Müggelsees – aber was die neun Brunnen aus der Tiefe des Berliner Urstromtals herauffördern, ist Grundlage hochwertigster Biere. Bereits in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts lernte ein Mitglied der Familie Häring die Gegend kennen. Als Braumeister arbeitete der Großvater der jetzigen Geschäftsführerin in Schöneweide. Auch Peter Häring kannte Berlin, bevor man 1992 nach Friedrichshagen kam. Er war um 1950 in Laboratorien der Berliner Kindl Brauerei tätig. Nach der Wende fand die Familie einen hinsichtlich der Anlagen und des Gebäudes maroden Betrieb vor. Was jedoch beeindruckte, waren der Sachverstand und die Motivation der Belegschaft, die die Fahne des Bierbrauerhandwerks im realsozialistischen Einerlei hochgehalten hatte, was die Friedrichshagner Biere auch zum Export ins „Nichtsozialistische Ausland“ privilegierte. Auch wenn wie in so vielen ostdeutschen Betrieben ein harter, für Einzelne brutaler Schnitt gemacht wurde: Heute beschäftigt die Brauerei wieder 40 Mitarbeiter und die Investitionen der vergangenen 15 Jahre im zweistelligen Millionenbereich haben sich gelohnt. Das Sortiment ist das einer Spezialitätenbrauerei. Neben dem Pils werden im Frühjahr und Herbst Bockbiere gebraut, das traditionsreiche Bernauer Schwarzbier, die „vornehmste Nahrung Bernaus“ wie es einstmals hieß, ist neben dem „Rotkehlchen“ ein Schlager des Hauses. Und mittlerweile erobert die Brauerei auch exotisch anmutende Regionen: So bereitete Paul Häring, Bruder von Tina Häring und wie diese Geschäftsführer der Brauerei am Müggelsee, in den letzten Jahren Japans Markt für das Friedrichshagner Bier. Und überhaupt gehen 20 Prozent der Produktion schon wieder in den Export. Nicht nur in Nippon, auch in Kanada, Frankreich, Spanien und in Russland trinkt man das Bier von hier. Damit dies so bleibt, ist die Brauerei unvermindert auf Qualität bedacht. Nicht nur das Wasser muss dabei hochwertig sein. Auch kommt das Malz aus ökologischem Anbau in Thüringen, den Hopfen bezieht man aus der zentralbayrischen Kulturlandschaft der Hallertau und der Brauprozess wird traditionell ohne künstliche Beschleunigungsverfahren durchgeführt. Ein eigener, hier gezogener Hefestamm und die Wiederentdeckung alter Rezepturen, wie die des Rotkehlchens, setzen Maßstäbe. Über all dies kann man sich vor Ort informieren. Ein firmeneigenes Museum lässt den Besucher Einblicke nehmen in die Welt des Bierbrauens. Dabei gibt es Kupfersudpfannen und Maischbottiche, Abfüll- und Etikettieranlagen ebenso zu sehen wie die riesigen Holzfässer von anno dazumal. Und wenn man auch (noch) nicht in allen Gasthäusern entlang der Bölschestraße Bürgerbräu trinken kann: Wer auf den Geschmack kommen möchte, kann die Biere probieren: im „Bräustübl“ oder in der „Weißen Villa“ am Müggelsee. Prost und Wohl bekommts.
Das Berliner Bürgerbräu in Friedrichhagen
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