Es gibt ein Foto, da hebt Russen-Präsident Wladimir Putin (61) die Augenbrauen, schaut leicht zweifelnd, aber interessiert, während Weltschach-Chef Kirsan Ilyumschinow (52) auf ihn einquatscht. In diesem Moment fällt eine der schachpolitisch wichtigsten Entscheidungen des Jahres. Im November soll Weltmeister Magnus Carlsen (23) seinen Titel in Sotschi verteidigen, der Winterolympiade-Stadt. Der Etat für den Wettkampf beträgt drei Millionen Dollar.
Nach dem Treffen mit Putin dürfte es Ilyumschinow nicht bei Krim-Sekt oder Selters belassen haben. Für ihn war’s ein Champagner-Tag. Denn bis dahin hatte sich kein Land als Ausrichter für die WM beworben. Was sicher auch an Herausforderer Vishy Anand (44) aus Indien liegt. Der Ex-Champion gewann völlig überraschend das Kandidatenturnier vor Gegnern aus Armenien, Aserbaidschan, Russland, Bulgarien – und verschreckte damit so einige Schachgönner. Sonst wären Jerewan, Baku, Moskau oder Sofia im Rennen gewesen. Die letzte WM fand in Chennai (Indien) statt, die waren also gerade dran. In Carlsens Heimatland Norwegen kämpfen Schach-Funktionäre um Sponsoren und baten um mehr Zeit. Doch die hat Putin-Intimus Ilyumschinow nicht. Im August steht für ihn die Wiederwahl in seinem Amt an. Gegenkandidat ist Ex-Weltmeister Garri Kasparow (51), Intimfeind und erklärter Putin-Hasser. Mit leeren Händen will Ilyumschinow natürlich nicht zum Urnengang. Reaktionen aus Oslo gibt’s auch schon. Carlsen ist mit Sotschi einverstanden. Andere nicht. Norwegens Funktionäre sind verärgert: „Sollte die EU wegen der Ukraine-Krise Sanktionen gegen Russland verhängen, darf Carlsen dort nicht antreten.“ Die einen wollen spielen und Geld verdienen, die anderen machen Politik ...
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