Frau Minister
11. Oktober um 19:00
2022: Mit Annalena Baerbock hat Deutschland eine Aussenministerin, die einen feministischen Führungs- und Verhandlungsstil in der Politik umsetzen will. Doch kann ein emanzipatorischer, weiblicher Führungsstil dauerhaft gelingen, vielleicht sogar den hergebrachten patriarchalen ablösen?
1947: Frau Dr. Marie Torhorst wird auf Vorschlag der SED zum Minister für Volksbildung gewählt. Deutschlands erste Ministerin auf Landesebene – und dennoch bleibt sie in der Geschichtsschreibung der Nachwendezeit nahezu unerwähnt. Wird das historische Andenken, unser gesellschaftliches Gedächtnis, vorwiegend aus der westlichen Perspektive gepflegt?
Die Schauspielerin Jule Torhorst stößt bei ihren Recherchen zu Wende- und Nachwendezeiten auf die Biographie ihrer Ur-Großtante Dr. Marie Torhorst, und daraus ergeben sich unweigerlich viele Fragen. Wie unterscheidet sich Führung in Ost und West? Gibt es vielleicht verschiedene Arten von Emanzipation, in zwei unterschiedlichen Regierungs- und Wertesystemen? Wie kann Führung gelingen, wenn man Karriere, Privatleben und Familie unter einen Hut bringen muss? Und: Ist das, was wir in Europa derzeit erleben, der Showdown des patriarchalen Systems?
Gemeinsam mit der aus Oberbayern stammenden Regisseurin Angela Hundsdorfer und der polnischen Dramaturgin Elzbieta Bednarska begibt sie sich auf die Suche nach Biographien von Frauen aus Ost und West, nach Archetypen und Mythen von Frauen quer durch alle Zeiten. Das Muttertier, die Sexpuppe, die Prinzessin. Lolita, Kassandra, Medea. Ihnen allen gibt Jule Torhorst eine Stimme, vereint sie zu einem Chor, dessen Macht größer ist als die eigene Biographie. Eine persönliche Annäherung an eine der brennendsten Fragen unserer Gesellschaft.