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Samstag 04.02. um 14:0017:00 Uhr
Eine Veranstaltung, die im Abstand von 1 Woche(n) um 14:00 Uhr am Samstag stattfindet und bis 25. Februar 2023 wiederholt wird.
VERBOTENE BILDER: Eisenbahnfotografie in der DDR
zwei Fotografen, zwei Welten – eine große Leidenschaft: die Dampflokomotive. Wenn Karl Düker heute seine Eisenbahn-Fotografien zeigt, dann strahlen seine Augen. Akribisch geplant hat der westdeutsche Hobbyfotograf seine Touren und fotografischen Haltepunkte in den 70er/80er Jahren. Nachdem in der BRD der Dampfbetrieb 1977 eingestellt worden war, zog es die westdeutschen Eisenbahnliebhaber in die DDR. Als „Bahnnation“ und „Dampflok-Paradies“ fand sich hier jede Menge geeignetes Fotomaterial. /// Eine strengere Erfahrung musste der Ost-Berliner Fotograf Klaus D. Friede machen. Auch er entdeckte in den 80er Jahren seine Leidenschaft für die Dampflokomotive. Als Geschäftsreisender in der DDR war es ihm dabei ein Leichtes, die interessanten Fotopunkte in der Lausitz, Thüringen und dem Erzgebirge zu besuchen.Veranstaltung Navigation
Die Galerie in der Wilhelmine5 präsentiert
zwei Fotografen, zwei Welten – eine große Leidenschaft: die Dampflokomotive. Wenn Karl Düker heute seine Eisenbahn-Fotografien zeigt, dann strahlen seine Augen. Akribisch geplant hat der westdeutsche Hobbyfotograf seine Touren und fotografischen Haltepunkte in den 70er/80er Jahren. Nachdem in der BRD der Dampfbetrieb 1977 eingestellt worden war, zog es die westdeutschen Eisenbahnliebhaber in die DDR. Als „Bahnnation“ und „Dampflok-Paradies“ fand sich hier jede Menge geeignetes Fotomaterial. Jenseits der Dampflokomotiven-Romantik wurden Karl Dükers Schritte durch das MfS bis ins kleinste Detail dokumentiert. Entlang der Bahntrassen und den Bahnhöfen war stets die Transportpolizei präsent, befragte ihn regelmäßig und führte Protokoll über jegliche Aktivität. Als westdeutscher Tourist, der sich für das Thema Eisenbahn interessierte und mit Westequipment fotografierte, war er für das MfS von besonderem Interesse – vermutete man doch das Ausspionieren von militärischen Objekten und Anlagen. Im Gegensatz zu anderen hatte Düker jedoch immer Glück – er wurde nie lange festgehalten.
Eine strengere Erfahrung musste der Ost-Berliner Fotograf Klaus D. Friede machen. Auch er entdeckte in den 80er Jahren seine Leidenschaft für die Dampflokomotive. Als Geschäftsreisender in der DDR war es ihm dabei ein Leichtes, die interessanten Fotopunkte in der Lausitz, Thüringen und dem Erzgebirge zu besuchen. Doch auch er blieb nicht lange unbeobachtet. Klaus D. Friede besaß eine Fotoerlaubnis der DR, eine Seltenheit in der DDR. Trotz dieser Erlaubnis wurde er regelmäßig schikaniert. Unwissend fotografierte er regelmäßig die geheimen „Wismut-Transporte“ oder die Transporte der Armee. Er kletterte für die besten Fotos auf Loks und Wagen und wurde häufig durch die Transportpolizei abgeführt. Mitarbeiter des MfS konfiszierten sein Fotomaterial und durchsuchten seine Wohnung. Klaus D. Friede beantragte nach dem Ende der DDR seine Stasi-Akten und erfuhr erst durch die Einsichtnahme, dass er kurz vor der Verhaftung stand.
Das Ziel unserer Ausstellung ist es, am Beispiel der Biographien der beiden Fotografen aufzuzeigen, wie nah sich private Interessen und staatliche Kontrolle waren und wie schnell ein auf den ersten Blick unverfängliches Hobby zu einer persönlichen und politischen Gratwanderung werden konnte.
Ergänzt werden die eindrucksvollen Bilder der beiden Fotografen durch zahlreiche Originalaufnahmen ostdeutscher Pressefotografen, denen es – trotz offiziellem Fotoauftrag einer modernen und fortschrittlichen DDR – gelang, den oft rauen Arbeitsalltag der werktätigen Frauen und Männer, geprägt von Ressourcenknappheit und wirtschaftlichem Mangel, bei der Reichsbahn einzufangen.