Mit 110 zum Landarzt

Der Regisseur Manfred Mosblech
Manfred Mosblech (Mitte) am Set von "Der Landarzt"
Unweit von Friedrichshagen liegt die Gemeinde Neuenhagen. Als dort im März 1986 der damals 43-jährige R. festgenommen wird, geht eine der brutalsten Sexualstraftaten- Serien der DDR-Geschichte zu Ende. Ein Jahr lang hatte der Täter eine ganze Region zwischen Strausberg und Dahlwitz- Hoppegarten in Aufregung und Angst versetzt. Aus den Medien haben die Leute damals wenig erfahren. Zum offiziellen Bild der sozialistischen Gesellschaft gehörte es, Kriminalität als Symptom der „kapitalistischen Klassengesellschaft“ zu überwinden. Einer, der diesen Weg nicht selten realitätsnah beschrieb, war Manfred Mosblech. Als Autor, Regisseur und Schauspieler gehörte er zu den vielseitigsten Filmschaffenden der DDR. Was Journalisten häufig nur sporadisch berichten durften, setzte Mosblech künstlerisch um. Als Autor und Regisseur sorgte Manfred Mosblech im Jahr 1988 mit seinem Film „Der Mann im Baum“ in der Reihe „Polizieruf 110“ für landesweiten Gesprächsstoff. Er schildert in aufwühlenden, doch niemals voyeuristischen Bildern und Dialogen die Tat wie auch das Gefühlsleben von Opfern und Täter, zeigt beiderseits die Folgen körperlicher und seelischer Verletztheit. Mosblech galt als einer der wachesten Regisseure aus dem Kriminalfilmgenre der DDR, mit Arbeiten von großer Eindrücklichkeit; nie unkritisch, den Blick auf gesellschaftliche Spannungen unverstellt. Von den Dreharbeiten zum „Mann im Baum“ ist überliefert, dass die Schauspielerin Anne Kasprik dergestalt in ihrer Rolle als Polizistin aufging, dass sie bei der Festnahme des Täters spontan auf ihren Kollegen Günter Schubert, den Darsteller des Vergewaltigers, eingeschlagen haben soll. Manfred Mosblech wurde 1934 in Berlin geboren. Nach dem Abitur nahm er 1954 ein Studium der Theaterwissenschaft in Leipzig auf. Er arbeitete als Bühnenhandwerker beim DDR-Fernsehen und ab 1960 als Regisseur. „Maskenball“ und „Der Kindermörder“ und „Leichenfund im Jagen 14“ hießen seine ersten eigenständigen Regiearbeiten für die Kriminalfilmreihe „Blaulicht“, das Pendant des ostdeutschen Fernsehens zum „Stahlnetz“ West. Gegenwartsfilme entstanden unter Mosblechs Regie. „Sehnsucht nach Sabine“ und „Rotfuchs“, Filme die vermitteln wollten, „dass es in der Gesellschaft der DDR im Angesicht von Schwierigkeiten und Problemen immer eine Lösung geben kann“. Denn Mosblech gehörte zum größeren Kreis derer, die sensorisch gesellschaftliche Missstände erspüren – aber auch zu den wenigen, die den Mut aufbringen, selbstlos zu ihrer Überwindung beizutragen. Er tat es mit seinen Mitteln: mit Filmen. Wie 1981. Da sorgte er mit dem Streifen „Der Teufel hat den Schnaps gemacht“ für besonderes Aufsehen im DDR-Fernsehen. Das Thema Alkoholismus in der sozialistischen Gesellschaft war ein sensibles. Bei Betroffenen und Experten fand der Film in seiner schonungslosen Darstellung vielfach Anerkennung, vom Publikum wurde er hoch gelobt und sogar in Therapieeinrichtungen gezeigt. Insgesamt drehte Mosblech 13 „Polizeiruf“-Folgen, filmte für „Der Staatsanwalt hat das Wort“, rührte künstlerisch immer wieder an soziale Tabus. Dennoch waren die Arbeitsfelder Manfred Mosblechs weiter gesteckt. Etwas leichtere Kost, Unterhaltung im guten Wortsinn, brachte er als Drehbuchautor und Regisseur im Jahr 1986 ins DDR-Fernsehen, als dort die Serie „Treffpunkt Flughafen“ anlief und das Leben und die Arbeit einer Crew der DDR-Fluggesellschaft „Interflug“ zeigte. Mosblech ging hierfür sogar als Darsteller selbst mit vor die Kamera. Das war ihm nichts Unvertrautes: Als Regisseur Achim Hübner 1962 das Hohelied des Deutschen Fernsehfunks der DDR auf die „antifaschistische“ Arbeiterschaft anstimmte und in seiner fünfteiligen Familienchronik „Geboren unter schwarzen Himmeln“ deutsche Geschichte von 1916 bis nach 1945 à la DDRHistorienschreibung erzählte, stand Manfred Mosblech mit vor der Kamera. Später – zu jener Zeit, da diese Geschichten niemand weder hören noch sehen mochte und viele seiner Kollegen mit der Auflösung des DDR-Fernsehens 1991 in der real-kapitalistischen Arbeitslosigkeit angelangt waren – ging Manfred Mosblech seine eigenen künstlerische Wege weiter. Erfolgreich! Mit den Fernsehproduktionen „Elbflorenz“, „Der Landarzt“ und „Für alle Fälle Stefanie“ erreichte Mosblech ein Millionenpublikum. Manfred Mosblech lebte in Hirschgarten. Am 18. April 2012 ist er gestorben, ein meisterlicher Filmkünstler, der (vielleicht zu) selten von sich reden machte, für den jedoch bis heute die Bilder seiner Filme das Zeugnis eines bemerkenswerten Künstlerlebens ablegen.

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