Zwei Wochen ist es nun her, dass ich mit André Szatkowski, dem Verantwortlichen für das Projekt auf der Insel Berlin, gesprochen habe. Der Anlass dafür sind die neuen Lärmschutzrichtlinien, die man den Betreibern der Insel auferlegt hat. In der Vergangenheit gab es immer wieder Projekte, die auf der Insel im Treptower Park ihr Domizil hatten, jedoch scheiterte es in der Regel an der längerfristigen Finanzierung dieser Projekte, sodass sie fallen gelassen wurden. Seit Juni 2010 gibt es auf der Insel ein neues Kulturprojekt, geleitet vom kulturALARM e.V.. Dort werden junge Talente gefördert und Plattformen für aufstrebende Künstler und Musiker geschaffen. Im Sommer finden OpenAir-Veranstaltungen statt und Jung und Alt treffen sich im Inselgarten auf ein kühles Blondes in der Abendsonne. Wer mag, kann sich tagsüber für einen erschwinglichen Preis ein Kanu leihen und Treptow via Spree erkunden.
Bis heute zumindest, denn das Projekt steht auf der Kippe. Dass Kultureinrichtungen in ganz Berlin auf Grund von Sanktionierungen die Pforten schließen, seien es Clubs, Bars oder andere Einrichtungen, ist nichts Neues mehr. Doch selten kam mir ein Fall so willkürlich vor wie dieser. Seit 20 Jahren gibt es den Messpunkt für den Lärmpegel am Ufer der Halbinsel Alt-Stralau. Nun wurde er direkt auf die Insel Berlin verlegt. Der Grund dafür soll das Mädchenheim direkt neben dem Inselgarten sein. Es soll Beschwerden gegeben haben bezüglich des Lärms durch die Festivals im Sommer. Diese Vermutungen erwiesen sich jedoch als unbegründet, was sich nach einem klärenden Gespräch mit dem Mädchenheim herausfinden ließ. Der Verdacht liegt nahe, dass der Ursprung der Beschwerden in Alt-Stralau liegt, so André Szatkowski. Auf der Halbinsel gegenüber sind in den letzten Jahren über 4000 „attraktive und citynahe Wohnquartiere in reizvoller landschaftlicher Lage“ entstanden. 70 dBA als Richtlinie direkt an der Grundstücksgrenze der Insel Berlin. Eine Lärmpegelgrenze, die Geräusche vermeiden sollen, die von der Lautstärke her vergleichbar sind mit einem Vogelzwitschern in 15 Meter Entfernung. Die Folgen liegen auf der Hand: keine Open-Air-Veranstaltungen mehr! Durch diese wegfallenden vier bis sechs Veranstaltungen in der Sommersaison fehlen dem kultur- ALARM e.V. 30.000-40.000 Euro im Jahresetat. Das Projekt geht den Bach runter, 20 Arbeitsplätze werden vernichtet und ca. 125.000 Euro Investment werden in der Spree versenkt!
Es gab viele Ideen und Konzepte für den traditionsreichen Standort. Das Konzept des kulturALARM e.V. ist das erste kostendeckende für diesen Standort. Und obwohl der Bezirksbürgermeister immer wieder betonte, welch Bereicherung das Projekt für den Bezirk Treptow-Köpenick sei, gab es nie Fördermittel. Die Forderungen des kulturALARM e.V. sind klar verständlich: „Wir fordern, dass die ehemalige Insel der Jugend als Kulturstandort mit Open-Air- Veranstaltungen, wie Festivals, Konzerte, Theater, Kino, Kinder- und Familienfesten erhalten wird. Dazu fordern wir die Rücknahme des neuen Messpunktes am Wohnheim. Dieser liegt jetzt direkt an der Grundstücksgrenze und ist zur Erteilung von Ausnahmegenehmigungen bei Freiluftveranstaltungen nötig. Der jetzige Messpunkt macht jegliche Form von Kulturveranstaltungen im Sommergarten unmöglich. Wir fordern, den über 20 Jahre gültigen Messpunkt wieder einzuführen.“, so der Text der Onlinepetition, zu finden auf der Internetseite der Insel Berlin.
Zurück zu mir, der immer noch im Wartesaal im Rathaus Köpenick auf seine Audienz hofft. Der nervös umherlaufende Herr ist mittlerweile im Büro von Oliver Igel verschwunden und meine einzige Gesellschaft besteht aus einem Mitarbeiter, der mit Händen in den Hosentaschen die Bilder an der Wand betrachtet. „Nicht sehr förderlich für das angekratzte Beamtenimage“, schallt es mir durch den Kopf. Die Tür des Büros öffnet sich und ein hektischer Oliver Igel zieht an mir vorbei Richtung Toilette. Auf seinem Rückweg spricht er mich dann an, ob ich auch hier sei, um mit ihm zu reden und um was es denn ginge. Nach kurzer Erklärung meinerseits und mehrfacher Entschuldigung seinerseits werde ich an seinen Mitarbeiter verwiesen mit der Option, ein baldiges Telefoninterview mit Herrn Igel selbst führen zu dürfen. Was nun folgt ist das sprichwörtliche Zuschieben des schwarzen Peters. Der Mitarbeiter von Herrn Igel steckt so gar nicht in der Materie, kann nur allgemeine Fragen beantworten und verweist mich an den Zuständigen beim Amt für Stadtplanung. Dort angekommen hat man keine Zeit für mich und empfiehlt mir den Zuständigen beim Umweltamt. Ich entschließe mich, es mit Humor zu nehmen und meinen Artikel bei einem Bier im Inselgarten fertig zu schreiben. Cheers!
Foto: R. Löser