Beim Kita-Fasching wurde jedenfalls schon mal offenbar, wie weit die emanzipatorische Entwicklung gediehen ist. Statt als Prinzessin bahnte sich das Töchterchen im Cowboy-Kostüm seinen Weg durch diesen so wichtigen Tag. Röcke oder Kleider zieht das Kind fast nie an. Das könnte an dem mangelnden Rollenvorbild des stets unberockten Vaters liegen.
Dann die unerwartete Wende. „Mama, soll ich dir mal den Mädchentanz vorführen?“ „Ähem, ja gern, mein Schatz. Wie geht denn der?“ Die Darbietung, die dann folgte, lässt sich schwer beschreiben... Stellen Sie sich eine Mischung aus Bauchtanz und River Dance vor, die dann abrupt in bislang unbekannte Varianten von Capoeira und Kung Fu übergeht. Also es war sehr ... energetisch. Und auf jeden Fall....nun ja... fantasievoll.
Ich bin sicher, Pina Bausch wäre entzückt gewesen! Tanzen, so stellte sich heraus, ist bei den fast Vierjährigen jetzt in. Der Talentewettstreit ist in vollem Gange. In einigen Familien tönt statt Radio Teddy mittlerweile „Schwanensee“ und „Die Zauberflöte“ aus den Boxen.
Ich habe nichts dagegen. Also auch genderpolitisch gesehen nicht. Ob meine Tochter als Mini-Ausgabe von Vladimir Malakhov oder die Jungs als Giselle reüssieren, ist mir Wurscht. Hauptsache es macht ihnen Spaß. Und Hauptsache, sie erkennen rechtzeitig, wo Leidenschaften lieber im Verborgenen gepflegt werden sollten. Das Schicksal von „Hoppel-Heide“ Simonis möchte man ihnen nun wirklich ersparen. Ansonsten gilt: Let’s dance!
