Die Ferien sind endlich da, und wir verbringen sie an der Ostsee – und zwar am Strand der Verlierer. Kleinkinder verlieren im Sand allenthalben ihr Buddelzeug, viele Erwachsene ihr Schamgefühl (Nicht, weil sie sich entblößen, sondern weil sie öffentlich haarsträubende „Lektüre“ präsentieren) und unsere Tochter verliert neben der Angst vor dem eigenen Untergang („Papa, guck mal, ich kann es, ich kann jetzt schwimmen!“) auch noch ihren siebten Wackelzahn. So weit, so friedlich.
Hätten wir nur nicht den Fehler gemacht und abends die Nachrichten eingeschaltet. Denn am anderen Ende der Welt verliert der unberechenbarste Mann der Welt zeitgleich seinen Verstand (falls es da noch etwas zu verlieren gegeben haben sollte). Im Fernsehen sehen und hören wir den Gouverneur von Guam hysterisch lachen, als Donald Trump ihm per Liveschaltung verkündet, Hunderttausende würden nun Urlaub auf der Pazifikinsel machen wollen – dank seiner Werbung für das Eiland – im Angesicht eines nahenden Atomschlags … Oh my god!
Doch auch hierzulande und auch im Urlaub trifft man Realitätsferne aller Couleur an. Manche täuschen sich nur hinsichtlich ihrer Bikinifigur (die sind harmlos). Andere bringen in Strandnähe Wahlplakate mit dem Slogan „Wir stehen auf Bikinis, nicht auf Burkas“ an. Das sind oft die, die praktisch nie eine Kirche betreten, aber dönerkauend und shisharauchend den Untergang des christlichen Abendlandes beklagen.
Eine andere Partei behauptet, mit den angeblichen 154 Milliarden Steuermehreinnahmen des Bundes das Land voranbringen zu wollen. Leider gibt es diese Summe gar nicht. Und auch Burkaträgerinnen sind mir in über 30 Jahren Ostseeurlaub noch nie begegnet. Fordert eigentlich jemand substanzielle Investitionen für Bildung? Und zwar ganz ausdrücklich auch für die politische Bildung von Erwachsenen? Dann wünsche ich der Initiative schnellstmöglichen Erfolg. Am besten noch vor der Wahl.
(Leider zu spät, Anke. Die Redaktion)