So jedenfalls die naive Vorstellung, dass einem mit dem Maulbär im Rücken auf der großen Berlinale alle Türen offenstehen.
Dass dem nicht so ist, wird gleich zu Beginn des Festivals klar. Auf der pompösen Berlinale-Eröffnungsgala sind nur geladene Gäste zugelassen. Zuerst stößt bitter auf, dass dabei mehrere AfD-Abgeordnete dem Maulbär-Vertreter vorgezogen werden. Richtig persönlich nehmen wir dann, dass wir nach Ausladung der Deportations-Planer auch bei der Nachbesetzung nicht zum Zuge kommen.
Der nächste Versuch dazuzugehören nun am Montag. Große Berlinale-Party mit Stars und Sternchen bzw. wahrscheinlich eher Sternschnüppchen im Café Moskau, präsentiert von Uber. Auch hier: nur geladene Gäste.
Eine über Ecken befreundete DJ hat eine zu kurze Gästeliste, bleibt der Weg über den Presseservice der Berlinale. Förmlich frage ich nach den erwarteten Gästen der Party und bitte um Zugang, um meiner Informationspflicht als Journalist nachzukommen und gewissenhaft in meiner Kolumne berichten zu können.
Lassen Sie mich durch, ich bin Presse.
Doch erneute Enttäuschung: Das Kontingent sei erschöpft, die Warteliste lang, du kommst hier nicht rein. Nicht mal die Liste der erwarteten Promis wird mir zur Verfügung gestellt.
Nach der Party erfahre ich durch einen Maulwurf: Drinks und Fressalien waren for free, der nächste Morgen deswegen verkatert. Aber sonderlich gesteppt habe der Maulbär nicht. Dennoch trauere ich angesichts der Dönerpreise von mittlerweile 7 Euro dem freien Essen etwas nach.
Nun versuche ich, mich auch mit dieser zweiten Enttäuschung abzufinden. Berlinale heißt schließlich Filmfestival, es geht um Filme, nicht ums Feiern, und in die Filme komme ich ja rein. Neben den Tickets im freien Verkauf gibt es Kontingente für die zwei akkreditierten Gruppen: Fachbesucher/innen und Presse.
Doch hier der nächste Downer. Während der freie Vorverkauf täglich um 10 Uhr startet, werden Akkreditierte mit einer Öffnung ihres digitalen Ticketschalters bereits um 7:30 Uhr gefoltert.
Und da ich jetzt Ü30 bin, darf ich endlich auch erzählen, wie viel besser früher doch alles war. Da bekam man nämlich noch Berlinale-Taschen zur Akkreditierung dazu, for free. Und den Döner auf der Schöneweider Wilhelminenhofstraße gab es zeitweise für nur 1 Euro.