In diesen beschissenen 2020er Jahren aber gibt es kein Entkommen. Das ganz reale Übel der Welt ist tief in jede Faser des roten Teppichs verwebt, auch wenn es auf der Berlinale als billige Simulation daher kommt:
Ein pro-palästinensischer Regisseur zieht seinen Film zurück, weil ihm Deutschland zu Israel-freundlich ist und er die Berlinale nun boykottiert. Als sei dabei irgendwas gewonnen, auf einem Festival, das wie kein anderes für Diskussion und Austausch über kulturelle Grenzen hinweg steht.
Oder nehmen wir die Eröffnungsgala, als rund 50 Schauspieler/innen auf dem roten Teppich Slogans für die Demokratie rufen, nachdem darüber gestritten wurde, ob eine Handvoll AfD-Abgeordnete nun qua Amt auf ein Festival einzuladen sind oder nicht. Die Minen so ernst und pathetisch, dass man meinen könnte, das sei irgendwie mutig, mit Designertaschen vor den Kameras zu posieren. Während daneben der Protest von Kino-Angestellten untergeht, die mehr als nur Mindestlohn verdienen wollen. Sorry Leute, erst die Moral, dann das Fressen, so läuft das hier.
Auch auf der Pressekonferenz der internationalen Jury: Was sagen Sie zu Gaza, was denken Sie zur AfD, und haben Sie vor 5 Jahren nicht mal Putin erwähnt? Fast angenehm, dass die Moral-Fragestunde vom Warnsignal des ukrainischen Jury-Mitglieds Oksana Zabuzhko unterbrochen wird, deren Handy das Ende eines Luftalarms in Kyiv bekannt gibt.
Die Realität ist eine Tragödie, und sie wiederholt sich im politischen Getöse der Berlinale als Farce - frei nach Marx. Dann doch lieber die Kunst sprechen lassen, die Filme, die wahrhaft politisch sind und keine Moralisierung brauchen, keine Statements, keine Posen.
Gleich bei der Eröffnung der großen Panorama-Sektion am Donnerstagabend geht es hinein in die Konflikte unserer Zeit. Eine georgische Tante sucht im Spielfilm „Crossing“ nach ihrer verstoßenen trans Nichte und wird dabei von einem Nachbars-Teenager begleitet, der zu arm ist, als dass er sich mit christlicher Queerfeindlichkeit abmühen würde. Sie reisen nach Istanbul, wo jeder zu verschwinden scheint, der woanders nicht willkommen ist. Und im Dschungel aus Bosporus-Fähren, gut aussehenden Taxifahrern und trübem Raki begreift auch die Tante, dass es schon nicht so schlecht ist, wenn jeder so sein darf, wie er oder sie ist.
Also vielleicht auch ein politisches Filmfestival einfach mal politisches Filmfestival sein lassen. Die Filme sprechen lassen. Dann ist deutlich mehr gesagt, als auf dem roten Teppich oder in einer Pressekonferenz.
Ein pro-palästinensischer Regisseur zieht seinen Film zurück, weil ihm Deutschland zu Israel-freundlich ist und er die Berlinale nun boykottiert. Als sei dabei irgendwas gewonnen, auf einem Festival, das wie kein anderes für Diskussion und Austausch über kulturelle Grenzen hinweg steht.
Oder nehmen wir die Eröffnungsgala, als rund 50 Schauspieler/innen auf dem roten Teppich Slogans für die Demokratie rufen, nachdem darüber gestritten wurde, ob eine Handvoll AfD-Abgeordnete nun qua Amt auf ein Festival einzuladen sind oder nicht. Die Minen so ernst und pathetisch, dass man meinen könnte, das sei irgendwie mutig, mit Designertaschen vor den Kameras zu posieren. Während daneben der Protest von Kino-Angestellten untergeht, die mehr als nur Mindestlohn verdienen wollen. Sorry Leute, erst die Moral, dann das Fressen, so läuft das hier.
Auch auf der Pressekonferenz der internationalen Jury: Was sagen Sie zu Gaza, was denken Sie zur AfD, und haben Sie vor 5 Jahren nicht mal Putin erwähnt? Fast angenehm, dass die Moral-Fragestunde vom Warnsignal des ukrainischen Jury-Mitglieds Oksana Zabuzhko unterbrochen wird, deren Handy das Ende eines Luftalarms in Kyiv bekannt gibt.
Die Realität ist eine Tragödie, und sie wiederholt sich im politischen Getöse der Berlinale als Farce - frei nach Marx. Dann doch lieber die Kunst sprechen lassen, die Filme, die wahrhaft politisch sind und keine Moralisierung brauchen, keine Statements, keine Posen.
Gleich bei der Eröffnung der großen Panorama-Sektion am Donnerstagabend geht es hinein in die Konflikte unserer Zeit. Eine georgische Tante sucht im Spielfilm „Crossing“ nach ihrer verstoßenen trans Nichte und wird dabei von einem Nachbars-Teenager begleitet, der zu arm ist, als dass er sich mit christlicher Queerfeindlichkeit abmühen würde. Sie reisen nach Istanbul, wo jeder zu verschwinden scheint, der woanders nicht willkommen ist. Und im Dschungel aus Bosporus-Fähren, gut aussehenden Taxifahrern und trübem Raki begreift auch die Tante, dass es schon nicht so schlecht ist, wenn jeder so sein darf, wie er oder sie ist.
Also vielleicht auch ein politisches Filmfestival einfach mal politisches Filmfestival sein lassen. Die Filme sprechen lassen. Dann ist deutlich mehr gesagt, als auf dem roten Teppich oder in einer Pressekonferenz.