Auf einmal ist man 31 Jahre alt und redet von den guten alten Zeiten. Als sich die Berlinale noch am Potsdamer Platz abspielte, alles schön beieinander, Festival-Atmosphäre. So war das damals, schön.
Das Cinemaxx und das Cinestar im SonyCenter aber sind quasi dicht, am Potsdamer Platz gibt es nur noch den Berlinale Palast, das Festival ist wild verstreut. Für ein bisschen Orientierung, in dieser unübersichtlichen modernen Welt, hier der ultimative Kino-Check der Berlinale 2023:
Haus der Berliner Festspiele
Berliner Festspiele, das klingt nach Donnerstagabend in der Alten Försterei, aber gemeint ist das Theater beim U-Bahnhof Spichernstraße. Die Reihen im Saal sind viel zu eng, alle Filme über 90 Minuten anstrengend. Günstige und leckere Empfehlung in der Nähe: MARDÄ°A Lahmacun & Pide House.
Zoo-Palast
Roter Teppich an der Straße lässt Festival-Flair aufkommen. Die besten Klos aller Kinos, weil viele, vor allem genügend Kabinen. Allerdings nerven die Wasserhähne: Sie reagieren auf Bewegung direkt unter dem Kopf, haben teils aber so einen dollen Strahl, dass man sich vollnässt.
Akademie der Künste
Wenn man seine Großeltern mit ins Kino nehmen will, fühlen sie sich hier zu Hause. In den Toiletten erlebt man Flashbacks zur Grundschul-Zeit. Nur ein Saal, wenige Screenings, man kann den Ort also meiden. Der Späti im nahen S-Bahnhof Bellevue schließt früh und verkauft nicht mal Club Mate.
Delphi Filmpalast
Noch so eine Institution in der City West, ist ja mal gut so langsam. Ja, ihr habt euch da überall schicke Theater-Oschis hingesetzt, wir haben‘s kapiert. Auf den Toiletten sogar eine Art Concierge, dem man gerne seine intimen Geheimnisse anvertrauen würde.
Berlinale Palast
Einmal über den Roten Teppich laufen wie Heike Makatsch oder die Elevator Boys. Macht sich super für den Insta-Feed. Fachkräftemangel ist hier noch nicht angekommen, alle paar Meter wird einem Hilfe bei der Platzsuche angeboten. Wie viele Wärmepumpen die ganzen Leute stattdessen in der Zeit einbauen könnten!
Urania
In die engen Reihen passen jeweils etwa 40 Leute, es gibt keinen Mittelgang. Wenn jemand nach dem Film, aber vor dem Q&A gehen möchte, müssen Dutzende Leute aufstehen, um Platz zu machen.
Verti Music Hall
„Helene Fischer“-Vibes kommen in dieser umgerüsteten Konzerthalle auf. Wurde neu in die Liste der Kinos aufgenommen, um alle Berlinerinnen und Berliner daran zu erinnern, dass der Kampf gegen die Gentrifizierung endgültig verloren ist. Endlich mal ein Ost-Ort in dieser Liste, zählt aber nicht. Alles rund um die Mercedes-Benz-Arena ist jetzt Westen.
Kino International
Die ostdeutsche Antwort auf die ganzen West-Institutionen. Das Café gegenüber heißt jetzt nicht mehr Moskau, sondern Kyiv. Die zwei Gänge im riesigen Saal gehen ohne Stufen bergab, so dass man richtig beschwingt herunter läuft. Schauspieler, die nach dem Film auf die Bühne kommen, rennen daher gerne, wenn sie ältere Männer sind, um ihre Jugendhaftigkeit zu beweisen.
Cubix
Früher führte das Kino ein Randdasein, jetzt der Ort mit den meisten Vorführungen. Mega durchschnittliches Cinestar-Kino, aber 9 Säle, hier wird einiges an Filmen weggescreent, irgendjemand muss halt die Drecksarbeit machen. Obwohl zwei Eingangstüren offen sind, wird meist nur eine genutzt. Hat jüngst eine Klo-Krise überstanden.
Filmtheater am Friedrichshain
Komm schon, das ist doch nur dabei, um die Ost-Quote zu erhöhen. Liegt zu weit weg, wenn man einen eng getakteten Filmkalender hat. Ein Kino für den Sommer, wenn man vorher gemütlich im angrenzenden Biergarten sitzen kann.Â
Cineplex Titania
Ne, ganz ehrlich, Walther-Wer-Platz? Wo ist das denn? Muss echt nicht sein. Jetzt reicht‘s aber auch.