Am Abend vor dem diesjährigen Weltfriedenstag gab es in Potsdam eine Demonstration der linken Szene: „OSZE? Och nee... Kein Frieden mit dem Kapitalismus!“. So allgemein und einfach stand es da auf Plakaten. Ebenso simple die Aufrufe, das kapitalistische System durch eine Revolution zu stürzen. 200 Demonstranten und knapp 300 Polizisten trafen sich da. 170.000 Einwohner hat diese Stadt. Nach einer baldigen Revolution sah das nicht aus.
Einen Tag später, an jenem Weltfriedenstag, pfiff ich also durch Potsdam und vorbei an einem Polizeiaufgebot, dass man meinen konnte, irgendein Rockpoet werde gleich aus dem All erscheinen. Michael Jackson vielleicht mit seinem „Heal the World“ Song, zwei Tage nach dem Tag seiner Geburt und das direkt im Potsdamer Dorinth Hotel. Nur, es fehlten die Fans.
Dafür gab es schwarze Vans und schwarze Limousinen, gefüllt mit den Außenministern der OSZE hinter schwarz verdunkelten Scheiben. Über allem lag eine himmlische Ruhe, da ein Großteil der Hauptverkehrsstraßen für das Eintreffen und den Aufenthalt der hohen Herrschaften gesperrt waren. Vöglein sangen Lieder, sozusagen und man konnte dies auch hören. Die Leute auf den Straßen entspannten ihre Gesichtszüge, der Wind wehte ihnen warm und lau durch die Haare und die Bäume ringsum standen in herrlich grüner Pracht. Friedlich eben, wie man sich einen Weltfriedenstag wünscht.
Und doch war da auch unter all dem dies Düstere und Dunkle, mit welchem sich die hohen Herrschaften umgaben. Ein Szenario, als hätte sich bereits vor dem Erscheinen des neuen Harry Potter Bands eine Seite des Buches geöffnet und den Blick auf eine noch unbekannte dunkle Macht freigegeben. Da treffen sich die Ritter der OSZE um über die fragile Sicherheitslage in Europa zu plauschen und es wirkt nach außen, als führten sie nichts im Schilde, was zum Guten führt. Ein Geheimbund, der sich selbst mit einem unglaublichen Polizeiaufgebot beschützt. Unwillkürlich kam das Gefühl auf, die Bedrohung ist mitten unter uns. Also, unter uns, die wir nicht unter Polizeischutz standen. Da konnte es einem schon mulmig werden.
Die Außenminister werden von diesem Gefühl wohl nichts mitbekommen habe, auch nicht bei der abschließenden Sightseeing Tour durch Potsdam, bei der sicherlich der britische Außenminister Boris Johnson das eigentliche Highlight war. Vielleicht war er auch das Bindeglied, zwischen mir, meiner Schulfreundin und dem Weltfriedenstag. Dieser Mut und Wille, eigene Wege innerhalb Europas zu gehen. Nicht festzukleben an bestehenden Situationen, in die Welt hinauszuziehen, frei im Denken und im Tun, mit einem friedlichen Lächeln auf den Lippen.
In Potsdam endete der diesjährige Weltfriedenstag nicht mit der Friedenstaube am blauen Himmelszelt, sondern mit dem lang andauerndem Lärm eines Helikopters, der die Welt, oder was auch immer offenbar von oben beschützte.