Unheimliches in heimischen Wäldern

matzeEine Stimme in meinem Kopf schreit „Lauf!“ und meine Beine reagieren sofort. Sie wählen das dichte, leicht ansteigende Waldstück vor mir.

Schon nach einigen Metern brennen meine Oberschenkel wie Feuer. Ebenso meine Arme. Verdammt, Schwert und Streitaxt sind schwerer als gedacht. „Wirf sie weg“, sagt die Stimme. Vergiss es, ohne hab ich gar keine Chance gegen diese – ja was sind das eigentlich für Gestalten, die mich verfolgen?

Beine, Arme und der ganze Rest brauchen eine Pause. „Du bist außer Form, alter Mann“, hämmert es neben meinem Puls in meinen Ohren. Ich gehe hinter einem umgestürzten Baum in die Hocke, atme tief durch und schließe die Augen. Mein Herz rast, im trockenen Mund klebt meine Zunge am Gaumen und meine Hände spür ich fast nicht mehr. Ich bin zu alt zum Weglaufen. Dann also hier.

Ich öffne die Augen und sehe mich um. Zwischen den Bäumen bewegt sich etwas wie Schatten, lautlos fast. Fast. Mit einem trockenen Knall bricht ein Ast unter einem unvorsichtigen Fuß. Hinter mir raschelt es im Laub. Ich drehe mich um. Aus dem Augenwinkel sehe ich etwas auf mich zu fliegen. Ein Surren wie von einer gigantischen Hornisse ertönt, und einem weißen Blitz gleich durchzuckt ein brennender Schmerz meine linke Schulter. Noch ehe meine Augen ihn entdecken, weiß mein Kopf schon (und sagt es auch): Ein Pfeil hat mich getroffen. Eine Welle aus Adrenalin und Testosteron flutet meinen Körper und spült den Schmerz in eine andere Realität. „Kommt raus und kämpft wie Männer“, höre ich mich brüllen.

Testosteron pur tropft aus meinen (wenigen) Haarspitzen. Wie durch einen Schleier sehe ich moosbedeckte Gestalten aus dem Dickicht hervortreten. Wie viele? Zu viele! Bei 20 höre ich auf zu zählen. Sie halten kurze Bögen in ihren klauenartigen Händen und sehen mich aus kalten gelben Echsenaugen grimmig an. Bösartig knarrt das gebogene Holz, bereit, die gespeicherte Kraft auf mich zu schleudern. „Du wirst aussehen wie ein Hackepeter-Igel, alter Mann“, sagt die Stimme. Lachend lasse ich die Axt fallen und hebe drohend mein Schwert!

Solche Geschichten habe ich schon als Junge geliebt und unzählige Male in unseren heimischen Wäldern nachgespielt. Heute, als Old Man, träume ich mich gerne in diese Fantasy- Welten zurück. So geschehen beim zweiten Hellboy-Film „Die goldene Armee“ mit Ron Perlmann, der den Hellboy nicht spielt – nein, er IST der Hellboy. DIE Rolle für ihn. Interessant an Hellboy 2 das Wiedersehen mit dem Volk der Elben, bekannt aus der „Herr der Ringe“ Trilogie. Auch schön anzuschauen: „Krabat“, ein Film aus unseren Gefilden, der mich in Stimmung und Machart an solche Klassiker wie „Das kalte Herz“ erinnert hat. Dunkel und düster und angenehm handgemacht. Bitte mehr davon.

Also dann, streift mal wieder durch die uns umgebenen Wälder, lasst den Jungen in euch (oder das Mädchen) zurückkommen und spürt die Magie aus alten Zeiten! Doch seid auf der Hut! Hört ihr ein hubschrauberartiges Geräusch im Unterholz, werft euch zu Boden – es könnte mein entglittenes Schwert sein!


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