Vorsicht Natur – Familiensonntag mal ganz anders

natur Familientag Sonntagvormittag. Nach morgendlichem Weckkommando gegen 8 Uhr seitens des Nachwuchses, dem sofortigen Einschalten des Babysitters und einem zuckerhaltigen Frühstück täte ein wenig (pädagogisch wertvolle?) Freizeitbeschäftigung inklusive Bewegung gut. Spielplätze in allen Ehren, aber es darf auch mal ein Waldspaziergang sein. Oder eine kleine Wanderung? Doch wie es den Kindern nahe bringen, dass Mama und Papa ach so gern durch den Wald latschen. Die lieben Großen haben solch andere Interessen als die gehfaulen Kleinen. Wie bekommt man diese autoverwöhnten Luxuskinder vom Lego, TV und Nintendo in den Berliner Forst? Nur mit Murren und Knurren. An Mamas Hand läuft es sich am sichersten, und schmutzig sollten die teuren Jack Wolfskin Klamotten nun auch nicht werden. Gerade weil Berlin als artenreichster Raum Deutschlands ermittelt wurde, heißt es brav auf den Wegen bleiben und bloß nicht zu viel anfassen. Denn überall könnte der fiese Fuchsbandwurm, der haarige Eichenspinner oder ein gemeines Bakterium à la Vogelgrippe lauern. Nach einer Stunde und kurz vor den ersten Plärrgeräuschen schnell zurück zum Mittagessen, Schlafen, Kaffee und Kakao, Glotze, Abendessen, Gute Nacht. Und wieder einen Sonntag rumgebracht. Und auch wenn das schlechte Gewissen nagt, beruhigen wir uns mit dem Gedanken, die Kindergärten und Schulen leisten schon noch ihren Beitrag zum Naturerleben. Auch wenn es an Ihren Familiensonntagen nicht ganz wie oben beschrieben laufen sollte, könnten die folgenden Anregungen dafür sorgen, einen spannenden Forscher-Sonntag zu erleben. Und vielleicht sehen Sie gemeinsam die Welt vor der Haustür dann mit leuchtenden Augen. Denn mit der richtigen Ausstattung werden Entdeckerträume war und dies nicht nur für die kleinen Menschen – auch die Großen können so manches Wunder neu erleben. Rein in den Waldrucksack gehören neben Futtermitteln auf jeden Fall eine Becherlupe, ein Taschenmesser, eine Digitalkamera, ein einfarbiges Tuch und eine (Kunst-)Karte. Wenn vorhanden eine Spiegelfliese oder ein vergleichbar handlicher Spiegel. Im Wald angekommen heißt es Augen und Ohren auf. Der Frühling zeigt sich an jeder Biegung. Vögel flattern aufgeregt, turteln und bauen ihre Nester. Überall krabbelt es und es duftet und blüht am Wegesrand. Kräuterkundige kommen nun voll auf ihre Kosten und es lohnt sich, das ein oder andere Pflänzchen mit nach Hause zu tragen. Junge Fichtenspitzen schmecken leicht sauer und können frisch vom Zweig in den Mund wandern. Holunderblüten, verkocht zu leckerem Sirup, erfreuen auch den letzten Waldmuffel. In der Becherlupe kann alles Mögliche bestaunt werden: Blüten, Erde, kleine Insekten, Baumrinde und was der Frühling an Schätzen bereit hält. Freundlich den Mitlebewesen gegenüber ist es, sie NICHT aus einem Meter Höhe wieder aus dem Becher herauszuschütteln. Hier ist Rücksicht angesagt und das kleine Tier freut sich, wenn es dort wieder platziert wird, wo es gefangen wurde. Mit der Digitalkamera lassen sich tolle Kleinigkeiten festhalten und Bilder bekommen ganz neue Rahmen. Das „Kamera Klick“ Spiel funktioniert auch ohne Technik und ist eine tolle Übung mit Spaßfaktor. Hierbei wird der eine Spieler blind zu herrlichen Ansichten geführt und bei dem Ausruf „Kamera Klick“ öffnet der blinde Spieler seine Augen für einen kurzen Schnappschuss. Kunstvolles Schnitzen ist immer noch die schönste Pausenbeschäftigung. Und während Mama und Papa in der Frühlingssonne dösen, schnitzen die lieben Kleinen fröhlich am Stock. Ein Pflaster im Gepäck ist ratsam. Nach diesem Nickerchen findet die (Kunst-)Karte auf dem Tuch einen Platz. Alle machen sich auf die Suche nach natürlichen Gegenständen, die in Farbe und Form auf der Karte abgebildet sind. Man kann nun das Bild nachlegen, die Karte mit einbauen oder einfach nur mit den Farben und Formen spielen. Auch die Spiegelfliese schafft neue Perspektiven. Unter die Nase gehalten, sieht man die Welt mit anderen Augen. Das Sonnenlicht lässt sich gern fangen und wandert dann wundersamerweise Bäume und Sträucher hinauf. Auf dem Weg nach Hause halten wir nach Waldgeistern und Zauberelfen Ausschau. Unter Wurzeln und an alten Stämmen finden sich Eingänge in ungeahnte Reiche der Berliner Forstwelten. So ein Waldgeist sieht schon lustig aus und man kann ihn mit viel Phantasie nachbauen. Ob er am nächsten Sonntag immer noch dort steht, wird man gleich beim nächsten Forscher-Wald-Erlebnis-Ausflug herausfinden.

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