In Kneipen gehen wir ja nicht nur zum Saufen, das geht billiger auch zu Hause vor der Glotze, sondern auch der Geselligkeit wegen und auf der Suche nach einem schönen Gespräch. Wie hoffentlich jeder Leser weiß: Kneipengespräche entwickeln sich, haben manchmal einen roten Faden, manchmal auch nicht, und wie eine Fahne in böigem Wind flattern sie mal in die eine Richtung, mal in die andere. Sie werden von Becher zu Becher lauter, flauen ab, wenn einer in der Runde zum Pinkeln muss, oder sie sterben, wenn aus einem kleinen ein großes Geschäft wird. Sie können aber zu jedem Zeitpunkt mit einem fröhlichen „Prost“ reanimiert werden. Ob das gleiche Gespräch fortgeführt wird oder ein neues beginnt, hängt von der Variablen X ab und ist im Gegensatz zur Mathematik nicht mal mit Wahrscheinlichkeit berechenbar. Kurz und gut enden Kneipengespräche meist, wie sie begonnen haben, und ich möchte hier mit einem Zitat von einer Klowand schließen: „Wer sich erinnern kann, der war nicht dabei.“
Das ist soweit nichts besonderes, so wird in Deutschland Politik gemacht, aber von Politik verstehe ich leider zu viel, um hier und jetzt darüber zu schreiben. Zum Thema: Der Typ, den wir in Absatz eins dieses Textes als Radi kennengelernt haben, setzt sich zu uns an den Tisch und schwärmt von einer Band namens „Pantera“. Deren berühmtes Werk Vulgar display of Power – Yeah, geile Scheiße – hatte er jüngst bei einer Autofahrt konsumiert.
Klasse Metal Album, befinde ich. Da hagelt es Protest von Radi, Pantera sei doch kein Metal, denn wenn's Metal wär, würde er es nicht mögen, Metal fände er nämlich Scheiße. Schon werden Bands aufgezählt und den verschiedensten Genres zugeordnet. Da wären Slayer, Anthrax, Metallica auf der einen Seite, Iron Maiden, Judas Priest und Accept auf der anderen. Ich sage: Alles Metal, er sagt: Nee. He said captain, I said wot. Jetzt erklärt sich meine ausschweifende Einleitung: Es ist ein Kneipengespräch, ihr wisst ja nun, wie man so was zu werten hat und wie so was endet.
Noch Tage später sinne ich dem Thema nach. Schließlich bin ich seit den frühen Achtzigern Metalfan und musikalisch geprägt von Bands wie Iron Maiden, Accept, Saxon und Black Sabbath. Da werde ich mir doch keinen vom Pferd erzählen lassen. Gibt es überhaupt eine Definition für Metal? Google, was ist Metal? Schweigen … Wikipedia hat der Definition des musikalischen Begriffs Metal einen seitenlangen Eintrag gewidmet; Den einen Satz zum Thema finden wir nicht. Bei YouTube sehe ich mir einen Zwei-Stunden-Film zum Thema an. Musiker wie Rob Halford, James Hetfield, Geezer Butler, Tony Iomie werden dazu befragt und antworten ziemlich einheitlich: Metal kann man nicht beschreiben, man muss es hören und fühlen.
Der Begriff Heavy Metal geht auf eine Textzeile von Steppenwolfs Born to be wild zurück: „I like smoke and lightning – Heavy Metal thunder“. Heavy Metal war dieser Song garantiert nicht und erst Bands wie Black Sabbath, Deep Purple und Led Zeppelin wurde der Term als Begrifflichkeit übergestülpt, um deren Musik vom Hard Rock der frühen 60er Jahre abzugrenzen.
Als Mitte der 70er diese Spielweise zu langweilig wurde und Bands wie Kiss den Ausverkauf dieser Musik starteten, begann eine neue Ära, die New Wave of British Heavy Metal, getragen von Bands wie Iron Maiden oder Judas Priest. Auch in Deutschland finden sich namhafte Vertreter, Accept oder die Scorpions stehen ihren Kollegen aus England in nichts nach. Letztendlich entsteht in dieser Epoche der typische Metalsound, wie wir ihn heute kennen und die NWOBHM zieht mit diesem moderneren Sound einen Schlussstrich unter den Blues im Metal.
Punk und Hardcore beginnen Einfluss zu nehmen und Metal steht wieder deutlich als die Musik der Unangepassten, derjenigen, die am Rande der Gesellschaft stehen und von denen es Ende der 70er Jahre in der Ära Thatcher nicht wenige gibt im Vereinigten Königreich. Am Ende dieser rebellischen Zeit tauchen dann Bands wie Twisted Sister oder Dokken auf oder auch Mötley Crüe, die sich die Ümläut-Strichelchen bei Lemmies Motörhead abgeschaut haben. Mit mäßiger Härte, einer großen Tube Schmalz, mit hautengen Spandexhosen und aufgetürmten Pudelfrisuren schaffen sie dem Metal ein Image, mit dem man heute noch beim Fasching in der Kategorie bestes Kostüm punkten kann.
Und dann kommt, was immer am Ende einer Metal-Epoche kommt: Ein junger Tennisspieler mit dänischen Wurzeln gründet mit seinem Gitarre spielenden Freund James Hetfield in Kalifornien eine Band, die Metal härter und schneller spielen als Metal jäh zuvor gespielt wurde. Sie werden zu einer der erfolgreichsten Bands aller Zeiten aufsteigen. Lange Haare, Jeans und schwarze T-Shirts werden zu Markenzeichen einer neuen Generation, gemeinsam mit Bands wie Slayer, Anthrax und Megadeth zählen Metallica zu den Big 4 of Thrashmetal.
Kaum einen Meter weiter auf dem Heavymetal-Zeitstrahl und Hetfield & Co lassen sich kollektiv die Haare schneiden. Skandal in allen Medien und Untergang einer Epoche, die wieder Platz macht für die nächste. In den späten 80ern und frühen 90ern entwickeln sich Stile wie Speed- und Powermetal, Death Metal, Blackmetal, Grindcore, Numetal, Groove Metal, just to name a few. Die Musik wird härter, lauter schneller, Napalm Death spielen über 50 Songs auf eine LP (45 min), Dreamtheater brauchen nur vier Titel dafür – es geht in alle Extreme.
Heutzutage gründet man keine neue Band, man prägt einen neuen Stil, deutlich anders als alles andere bisher und deutlich unerkennbar für Fachmann und Laien.
Anyway. Nachdem ich das alles mal kurz reflektiert habe, gibt es für mich bis hierhin nur eine Schlüßfölgerung: Metal kann man nicht beschreiben, Metal fühlst Du, wenn Du ihn hörst. Für mich bleibt Heavy Metal, was es ist und war – der Soundtrack meines Lebens.
Heavy Metal – der Soundtrack meines Lebens
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