In meinem Alter ist man weder jung noch alt – mittelalt trifft’s eher. Anders gesagt: Ich bin im Mittelalter. Doch von den „Besten Jahren“ keine Spur. Ächzend unter der Bürde, mein tägliches Brot mit dem Knochenjob in der Redaktion zu verdienen, muss ich auch noch die hungrigen Kinder ernähren, kleiden und über den Winter bringen. Während ich also versuche, mit dem schmalen Salär eines Berliner Bohemians alles im Griff zu behalten, wünscht sich Friederike Hagen zum Geburtstag einen kleinen Trip zur Schönheitsfarm. Wir könnten ja im Büro zusammenlegen Maßnahmen zur Erhaltung meiner Schönheit hätte auch ich dringend nötig, ich werde ja nicht jünger.
Doch liebe Friederike – wer soll das bezahlen? Meine Generation seufzt, aber sie beschwert sich nicht. Wir sind die Pufferzone im Konflikt zwischen Alt und Jung. Der Stoßdämpfer und die Federung der Gesellschaft. Auf unserem Rücken werden der Generationenvertrag, die Gesundheitsreform und die Finanzkrise ausgetragen. Gebärstreik und Politikverdrossenheit sind unsere Antworten. Wenn es so weitergeht, verläuft die Grenze bald nicht mehr zwischen Arm und Reich, sondern entlang der Alterskurve. Und wir 30- bis 40-Jährigen sind dabei am ärmsten dran.
Selbst die Hoffnung auf die Rente hat man uns schon genommen. Düstere Zeiten also für uns, die wir im Mittelalter sind. Aber die Geschichte hat es ja schon gezeigt: Das Mittelalter dauert nicht ewig. Die Geknechteten werden sich irgendwann erheben. Spätestens im nächsten Herbst zur BVV-Wahl.