Das große Kribbeln

Die Fußball- Europameisterschaft 2008
Der 12. Dezember 2002 war für unsere Nachbarn aus den Alpen ein historischer Tag. Zum ersten Mal erhielten Österreich und die Schweiz von der UEFA den Zuschlag als Austragungsort eines der größten Ereignisse, das die Welt des Sports zu bieten hat. Vom 7. bis zum 29. Juni 2008 wird die Welt in Richtung Österreich und Schweiz blicken, die sich erstmals als Gastgeber der Fußball-Europameisterschaft präsentieren dürfen. 16 Mannschaften, acht Stadien, 31 Spiele, 1,13 Millionen verkaufte Tickets und ein ganzer Kontinent im Fußballfieber …

Die Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland hat vor zwei Jahren bewiesen, wie begeisternd ein solches Spektakel auch auf sonst eher wenig fußballinteressierte Menschen wirken kann. Entsprechend rechnen die Experten mit insgesamt rund acht Mrd. Zuschauern an den Fernsehbildschirmen und mehreren Millionen beim „public viewing“ in multiplen Städten in Österreich und der Schweiz sowie auch im Rest Europas. Alles was Rang und Namen im Europäischen Fußball hat, ist bei der EURO 2008 vertreten. Alles – nicht so ganz: Das gesamte Vereinigte Königreich hat sich dazu durchgerungen, der EM fernzubleiben. Weder Nordirland, das immerhin den besten Torschützen der Qualifikation stellte, die Republik Irland und Wales, die in der „deutschen“ Gruppe scheiterten, noch Schottland konnten sich qualifizieren. Selbst die Engländer vermochten es nicht, sich auf den ersten beiden Plätzen ihrer Qualifikationsgruppe festzusetzen. Dies war schon eine faustdicke Überraschung, wenn man bedenkt, dass das Heimatland des modernen Fußballs für sich den Status der stärksten Liga in Anspruch nimmt. Sonst blieben große Sensationen aus.

Der amtierende Europameister Griechenland konnte sich erwartungsgemäß qualifizieren. Zwei Neulinge werden diesen Sommer zum ersten Mal die europäische Bühne der Nationalmannschaften betreten – Österreich hatte es vorher noch nie geschafft sich zu qualifizieren, war jedoch als Gastgeber gesetzt. Polen gelang erstmals der Einzug in die Endrunde der Europa- meisterschaft. Deutschland gab sich als Rekordeuropameister keine Blöße und sicherte als erstes Team das Ticket für Österreich und die Schweiz. In vier Gruppen werden sich die 16 Mannschaften messen, wobei die jeweils besten zwei Teams berechtigt sind, in der Finalrunde ihr Können zu beweisen. Die üblichen Verdächtigen für den Gewinn des Titels sind natürlich auch dieses Jahr wieder Frankreich, Deutschland, Portugal, Niederlande, Spanien und selbstverständlich Weltmeister Italien. Jedoch sollte man keineswegs die Möglichkeit einer Sensation ausschließen. Die Weltmeisterschaft in Deutschland hat gezeigt, dass man fehlende Qualität durch Unmengen an Euphorie ausgleichen kann. So könnten die Schweizer durchaus zu einer Überraschung dieser EM werden, da sie sowohl Qualität als auch Begeisterung mitbringen. Um die Österreicher steht es wohl eher schlecht als recht, da die Vorbereitungsspiele doch deutliche Zweifel an der Qualität der Mannschaft aufwarfen.

Die Schweiz muss sich in einer gut besetzten Gruppe A gegen Tschechien, Portugal und die Türkei durchsetzen, wobei vor allem Vizeeuropameister Portugal sehr schwer zu bezwingen sein wird. In Gruppe B müssen sich die Österreicher gegen Kroatien, EM-Neuling Polen und Deutschland behaupten. Der letzte Sieg der DFB-Kicker gegen die Deutsche Nationalmannschaft datiert vom 29.10.1986, wo man in Wien mit 4:1 gewann. In Gruppe C, der vermeintlich stärksten Gruppe, treffen die Niederlande und Rumänien auf den Weltmeister aus Italien und den französischen Vizeweltmeister. Schon in der Vorrunde wird es also eine weitere Neuauflage des WM-Finales vom 9. Juli 2006 geben. Italien und Frankreich trafen auch bereits in der Qualifikation zur EM aufeinander, wobei die Franzosen einen Sieg und ein Unentschieden erringen konnten. Dieses Spiel bringt also schon in der Vorrunde höchste Spannung.

In Gruppe D kämpft der amtierende Europameister Griechenland gegen Schweden, Spanien und Russland um das Weiterkommen. Wie weit es für das Sensationsteam von 2004 dieses Jahr gehen wird, steht in den Sternen. Nur eines ist sicher – unterschätzen wird sie bei dieser Europameisterschaft niemand mehr. Anders als in Portugal vor vier Jahren, wird es dieses Mal im Finale keine Neuauflage des Eröffnungsspiels geben. Die Konstellation der Finalrunde lässt dies nicht zu. Die Partie der Schweiz gegen die Tschechische Republik gibt am 7. Juni 2008 den Startschuss.

Dem letzten dritten Platz der Deutschen bei einer WM (Mexiko 1970) folgte der Europameister-Titel (Belgien 1972). Dennoch kann man über die letzten beiden EM-Endrunden nicht hinwegsehen, in denen die deutsche Mannschaft sang- und klanglos in der Vorrunde die Segel strich. Sollte es die deutsche Mannschaft dieses Jahr dann doch schaffen, sich in der Gruppenphase durchzusetzen, so würde das Viertelfinale einen Gegner aus der Gruppe A bereithalten. Wenn das deutsche Team gut in Form ist, scheinen alle Gegner schlagbar, wobei Portugal wohl noch der schwerste Prüfstein wäre. Das Losglück war dieses Jahr wieder einmal auf der deutschen Seite, haben wir doch abermals die vergleichsweise leichtere Schiene erwischt. Gegner wie Frankreich, Nationalmannschaft und freuen uns auf eine aufregende, spannende und erfolgreiche EURO 2008 in Österreich und der Schweiz.

 


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