Freiwillig. Patrick ist 25, seit 2008 Nachwuchstrainer beim 1. FC Union Berlin und leitet seit letztem Jahr den Bereich Kinderfußball. Das heißt, er ist verantwortlich für alle Mannschaften von der F2 bis zur E1 – also für vier Jahrgänge mit Kindern zwischen 7 und 10 Jahren. Er selbst trainiert dabei auch noch die Mannschaft der F2. Warum ausgerechnet die Jüngsten? „Ick hatte halt Bock auf die Kleenen“, sagt er.
„Ich glaube, ich bin selber so ein großes Kind.“
Seine wichtigste Aufgabe als Bereichsleiter ist es, die persönliche Entwicklung der Kinder zu verfolgen, mit dem Ziel, dass sie erst einmal die vier Jahre im Kinderbereich bei Union bleiben können und danach möglichst viele von ihnen den Sprung in die D-Jugend und damit ins Nachwuchsleistungszentrum und auf die Flatow- Schule schaffen. „Im Bereich Kinderfußball trainieren wir sowohl die Allgemeinsportlichkeit als auch fußballerische Fähigkeiten.
Die Kinder sollen in erster Linie Spaß an der Bewegung haben. Allgemeine Beweglichkeit ist das A und O, dazu kommen Dribbling, Handlungs- und Reaktionsschnelligkeit. Wir legen Wert auf Beidfüßigkeit und lassen die Kinder auf allen Positionen, Torwart, Verteidiger und Stürmer spielen.“ Darum gibt es in den unteren Jahrgängen auch noch keinen festen Torwart, jedes Kind muss mal ins Tor.
„Es ist ungeheuer wichtig zu wissen, was auf den anderen Positionen passiert, denn das legt die Grundlagen für das taktische Spiel in den späteren Jahren.“
Kommt das Gewinnen da nicht zu kurz? „Das Wichtige ist die Ausbildung. Klar bin ich angefressen, wenn wir verlieren. Schließlich spielt man Fußball, um zu gewinnen. Aber aus weniger guten Aktionen lernen die Jungs manchmal viel mehr als aus gelungenen.“ Die Kinder lieben „Patty“. Und trotzdem hat er ihren absoluten Respekt. Was er sagt, wird gemacht. Und meist sogar sofort.
Wie macht er das? „Das Händchen für Kinder hat man oder man hat es eben nicht. Für die Jungs bin ich der strenge Kumpel, und das passt für mich ganz gut. Herr Bergner [Patricks einstiger Co-Trainer und Ex- Direktor der Friedrichshagener Grundschule], von dem ich viel gelernt habe, war mehr der brummige Typ; ich bin eher ruhig und entspannt. Aber ich sage den Kindern auch mal: Hört zu, ich hab heute keinen guten Tag, nehmt es mir nicht übel, wenn ich heute mal blöd reagiere. Das ist einfach menschlich, auch die Kinder können mal schlecht drauf sein. Wenn man es offen kommuniziert, macht es das für alle leichter.“
Zu Patrick Lehmpuhls Aufgaben gehört neben Sichtungsmaßnahmen und dem Austausch mit anderen Trainern auch der Kontakt zu den Eltern. Nicht immer einfach. „Man muss für sich den perfekten Mittelweg finden aus Nähe und Distanz zur Elternschaft.“ Dafür führt er „Gespräche ohne Ende“.
Aber während des Trainings oder beim Spiel haben die Eltern „den Schnabel zu halten“. Auch die Eltern müssen lernen. Sie sollen entspannt zusehen, wie ihre Kinder sich entwickeln. „Zu Saisonbeginn fiebern die Eltern oft noch richtig mit und feuern die Kinder lautstark an und regen sich auf. Zum Ende der Saison schauen sie sich dann die Eltern anderer Vereine an, die sich so aufgeregt gebärden, und schütteln die Köpfe darüber. Manche lernen es auch nicht, aber die meisten lernen es schnell.“ Zwei-Sterne-Nachwuchs Die Deutsche Fußballliga DFL kontrolliert regelmäßig die Qualität der ca. 50 bundesweiten Nachwuchsleistungszentren.
Unions Nachwuchsleistungszentrum hat bei der letzten Zertifizierung, insgesamt zwei von drei möglichen Sternen erhalten. Lehmpuhl:
„Damit kann man sehr zufrieden sein. Ich würde mir aber wünschen, dass der Kinderbereich noch mehr beachtet wird. Dass dort die Grundlagen gelegt werden, sollte mehr Anerkennung finden.“
Er jedenfalls tut alles dafür, dass Unions Kinderfußball erfolgreich ist. Wo er mal hin will im Leben? Erst ein paar Jahre als Erzieher arbeiten und zu Hause ausziehen, dann Grundschulpädagogik studieren. „Fußball ist mein Traum, mein Herz, meine Seele. Perfekt wäre die Kombination aus Lehrer und Nachwuchsarbeit, bei Union oder auch bei einem anderen Profiverein.“ Vielleicht bei Borussia Dortmund, Pattys großer Liebe? Aber dieses Thema wollten wir angesichts der aktuellen Bundesliga-Tabelle lieber nicht vertiefen …