Dirk Zingler ist stolz auf die Mannschaft dieser Saison. „Die Mannschaft hat bewiesen, dass sie einiges wegstecken kann.“ Dieselbe Belastbarkeit erhofft er sich von den neu geschaffenen Vereinsstrukturen. „Wir haben der Lizenzspielerabteilung einen eigenen Leiter gegeben, der für die Kaderplanung und für´s Scouting zuständig ist.“ Nicht zuletzt ist auch der Geschäftsführer Marketing inzwischen gefunden. Mit Jörg Taubitz übernimmt jemand, der den 1.FC Union gut kennt. Der Verein reagiert damit auf den Wachstumsprozess der letzten Jahre und bemüht sich um Konsolidierung: „Eine erste Männermannschaft muss ihren Job in einem stabilen Umfeld machen können.“
Nachwuchssorgen
Es ist außerdem das erste Jahr, in dem Union ohne eine U23-Nachwuchsmannschaft angetreten ist. „Ein kleiner Mosaikstein in einem riesengroßen Bild“, kommentiert Dirk Zingler diese Entscheidung. Wichtiger sind aus seiner Sicht der Standort, das Internat, Zentralisierung, der Ausbau hauptamtlicher Stellen und ein besseres Nachwuchsscouting. Angesichts der Konkurrenz in nächster Nähe muss Union die Bedingungen für junge, talentierte Spieler deutlich verbessern, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Leipzig und Wolfsburg sind nicht weit weg, auch Cottbus und Rostock glänzen mit ihrer Nachwuchsarbeit. Wer in Berlin bleiben möchte, findet bei Hertha ein hervorragend organisiertes Trainingsumfeld.
„Wir sind dabei, diese Dinge bei uns gemeinsam mit der Stadt zu ordnen“, gibt sich Dirk Zingler vorsichtig optimistisch. Die aktuelle Situation ist eine andere. „Solange die Kinder bei uns morgens um sechs im Regen eine halbe Stunde mit der Straßenbahn fahren müssen, um zur Schule zu kommen oder trainieren zu können, werden wir keine jungen Talente hier her holen.“ Ein Verein zu werden, dem Eltern ihre sportbegabten Kinder gerne anvertrauen, wird eine der größten Aufgaben, die Union in den nächsten Jahren zu bewältigen hat.
Es soll endlich wieder gebaut werden
Für das dringend benötigte Nachwuchsleistungszentrum ist noch immer keine geeignete Fläche gefunden worden. Die Flächen, auf denen gebaut werden könnte, sind zu klein. Die, die groß genug wären, sind nicht für eine Bebauung vorgesehen. Schon im Jahr 2011 hatte die Bezirksverordnetenversammlung das Bezirksamt beauftragt, Flächen zu benennen. Ohne Erfolg.
Als Ende letzten Jahres eine Verlängerung der Nutzung des dem Stadion gegenüber liegenden Mellowparkgeländes im Raum stand und Union an dem Grundstück Interesse bekundete, schien es auf ein Entweder-Oder hinaus zu laufen: Entweder kein Mellowpark oder kein Nachwuchsleistungszentrum. Die Situation ist bis heute nicht zufriedenstellend aufgelöst, aber immerhin werden seitdem tatsächlich Flächen gesucht, vorgeschlagen und geprüft.
„Es ist keine Frage des Nichtwollens, sondern tatsächlich eine Frage des Nichtfindens. Eine freie Fläche existiert nicht.“ Alternativen sieht Dirk Zingler durchaus. „Es kann sein, dass es einen Ringtausch geben muss. Es kann sein, dass Gewerbefläche in Sportfläche umgewandelt werden muss.“ Ein Ausbau des Standortes Bruno-Bürgel-Weg ist genauso vorstellbar wie die Nutzung von Flächen am FEZ in der Wuhlheide. Aber nichts davon geht schnell.
„Dort, wo wir auf öffentliche Hand angewiesen sind, bestimmen wir das Tempo nicht mehr. Ohne da einen Vorwurf zu machen, die Dinge sind eben im öffentlichen Raum etwas schwieriger als in der Privatwirtschaft. Wir sind weiterhin dran. Ich glaube auch, dass der Bezirk und die Aussagen vom Regierenden Bürgermeister auf der Mitgliederversammlung im Januar eindeutig waren. Wir spüren, dass im Bezirk und im Land Berlin alle engagiert für diesen Standort arbeiten. Solange wir diesen zentralen Standort für das Nachwuchsleistungszentrum nicht haben, werden wir immer einen wesentlichen Wettbewerbsnachteil beim Ringen um junge Talente haben.“
Es sollte in jedem Fall eine Lösung gefunden werden, die den Mellowpark und Union nicht wie bisher gegeneinander ausspielt, sondern aneinander bindet. Andernfalls stehen auf dem bisherigen Mellowparkgelände vielleicht schneller als gedacht schicke neue Eigentumswohnungen.
Zumindest das Internat in der Hämmerlingstraße scheint aber auf einem guten Weg zu sein. Das Grundstück wurde gekauft, über Bauvoranfragen ist das Projekt genehmigt. „Wir können jetzt den Bauantrag auf Basis der Bauvoranfrage einreichen. Da geht es um Grenzbebauung, das Grundstück ist nicht allzu groß. Wir wollen es optimal ausnutzen. Wir gehen davon aus, dass wir im September anfangen, wenn bis dahin die Baugenehmigung erteilt ist“, bestätigt Dirk Zingler.
Die dritte Baustelle ist wirklich eine. „Das Fanhaus wird jetzt unmittelbar begonnen. Wer vorbei gefahren ist, hat´s gesehen. Da läuft gerade der Auszug. Da geht’s los.“