Keine Macht dem Maulbeerblatt!

Maskerade und Verkleidung ist das Thema dieser Ausgabe?
Ihr wollt, dass es Euch gruselt? Ja? Na: HUUUH! sag ich da bloß. Aber mal im Ernst: Was soll denn dieser Scheiß?
Für mich ist der Alltag um einiges gruseliger und erschreckender, als jeder Horrorfilm es sein könnte. „Freddy Krüger“? – Pillepalle gegen eine Pädagogikstunde in der Friedrich-Fröbel-Fachschule für Sozialwesen! „SAW 1- 3“? – Kindergarten gegen einen Nachmittag in Schöneweide? „The Ring“? – Absolutes Weichei-Rodeo gegen ein Gespräch mit den Herausgebern des Maulbeerblattes in den Redaktionsräumen des elf62-Netzwerkes! Und – UUUPS – schon bin ich beim Thema!
Wer mich kennt, der weiß, dass es mir überhaupt nicht liegt, mich hinter Phrasen, Euphemismen und verbalen Beschönigungen zu verstecken.
Leute, ihr habt keine Ahnung, was ihr hier für ein Magazin lest! Die degenerierten Redaktionsblasen dieses publizistischen Machwerkes sind der pure Albtraum – unter einem Anstrich aus Biedermeier- Friedrichshagen! Allein sind sie schon zermürbender als eine Woche ZDF-Fernsehgarten, im Duo sind sie das Böse in Reinform! Sitzen da in ihren ach so unscheinbaren Körpern, lassen ihre Dutzendgesichter verkrampft lächeln, aber hinter diesen MASKEN wohnt der (Fehler-) Teufel, der Belzebub mit Schreibfeder im Arsch und einem Höllen-Duden voller Verbesserungsvorschläge und „winziger inhaltlicher Anmerkungen“. Sie sind nicht nur der Wolf im Schafspelz, sie sind das Schaf, das die frisch kastrierten Canis Lupus Hoden hinterm Rücken versteckt und nach vorn leise und unschuldig blökt. Ein sanftes, halbakustisches „Mäh!“, das einlullt und unfähig macht sich zu widersetzen. – Und schon hat man sie geschrieben: die Kolumne, die man selber gar nicht schreiben wollte – basierend auf den „winzigen inhaltlichen Anmerkungen“ dieser skrupellosen Ideen-Schlächter und Korrektur-Ninjas! Und, wer mich kennt, der weiß, dass es mir überhaupt nicht liegt, mich hinter Phrasen, Euphemismen und verbalen Beschönigungen zu verstecken – deshalb hier und jetzt an dieser Stelle: Köpenick erhebe dich aus der beginnenden Knechtschaft dieses meinungsmachenden Magazin-Kraken! Positioniere dich, sammle dich auf der Straße und formuliere deinen Unmut über die Bevormundung in himmelschreienden Schlachtrufen!

Keine Macht der Chefredaktion! Keine Macht der Chefredaktion! Keiner machts der Chefredaktion!

Wie kann es sein, dass das Maulbeerblatt – diese sinnentleerte Print-Amöbe, die sich gerade mal in die 4. Ausgabe dümpelt, die den Platz nicht wert ist, den sie einnimmt, wenn sie im Bürgeramt vor sich hin schimmelt; diese Ausgeburt thematischinhaltlichen Tourett-Syndroms mit chronischem Artikel-Pilz, dieses redaktionelle Geschwür am Anus des personifizierten grafischen Unvermögens – wie kommt es, dass jemand wie ich hier sein Talent verschwendet? Liegt es vielleicht daran, dass ich weiß, wie die Pädagogikstunde in der Friedrich-Fröbel-Fachschule für Sozialwesen sich anfühlt? Weil ich diese hoffnungslosen Nachmittage in Schöneweide verbracht habe? Oder liegt es vielleicht daran, dass dieses Heft tatsächlich so gut ist? Unter anderem deswegen, weil es in ihm einfach eine großartige Kolumne gibt? – Eine Kolumne, die ich zwar geschrieben habe, aber die erst durch die „winzigen inhaltlichen Anmerkungen“ wirklich genial geworden ist? Nein, das schließe ich kategorisch aus! Und jetzt entschuldigt mich bitte, ich muss zum Gespräch in die Redaktionsräume. Es geht darum, über welches Thema ich das nächste Mal gerne schreiben MUSS.

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