Jetzt ist es also soweit. Monatelang hat man sich die Nächte um die Ohren geschlagen, Gebrüll und Geheule ausgehalten, seine Sozialkontakte ruiniert, sich vor aller Welt kinderliedersingend blamiert (weil „Alle meine Entchen“ nun mal aus vier statt nur aus einer Strophe besteht) – und dann das: Das Kind verlässt das traute Heim. Es geht jetzt in die Kita. Und das bedeutet zweierlei: Erstens, die Eltern fühlen sich, als hätten sie im Lotto gewonnen. Schließlich haben sie einen der heiß begehrten Plätze ergattert. Zweitens, endlich herrscht wieder sturmfreie Bude tagsüber! Nur nutzt einem das nichts, denn das Erwerbsleben fordert seinen Tribut am anderen Ende der Stadt. Man hat also faktisch keine Zeit mehr, sein Kind zu erziehen. Das muss kein Nachteil sein. Schließlich sind die Eltern in 15 Monaten grandios an der Aufgabe gescheitert, dem Kind kleckerfreies Essen, freies Gehen und druckreifes Sprechen beizubringen. Da müssen jetzt wohl die Experten ran. In den Kitas weht ja heute ein ganz anderer Wind. Statt für den Aufbau des Sozialismus werden die Kinder auf die globalisierte Welt vorbereitet. Und die braucht kreative pfiffige Köpfe. Wenn möglich mobil und mehrsprachig. Deshalb üben schon die ganz Kleinen „Reise nach Jerusalem“ und singen „Happy Birthday“ statt „Zum Geburtstag viel Glück“. Dazwischen wird gebastelt, gesungen, gegärtnert und geturnt was das Zeug hält. Das Berliner Bildungsprogramm will es so, dass die Fortschritte der Kinder dokumentiert werden. Einfach so im Buddelkasten rumhängen ist nicht mehr drin. Ohne Leistung kommt man nicht weit. Dazu gehört auch, ja, das Schließmuskeltraining. Ich bin da überaus optimistisch. In fünf Jahren hole ich das Kind wieder ab: stubenrein, viersprachig, musisch gebildet – am besten gleich mit Abitur.
Sie ist weg … weg!
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