Auch Frauen können reiche Männer sein

Ausstellung der femxphotographers.org in der Galerie im Rathaus Johannisthal
,,Mama, ich bin ein reicher Mann.“ ist die Antwort der Pop-Ikone Cher auf die Forderung ihrer Mutter, sie müsse nun bald einen reichen Mann heiraten, um ein erfülltes Leben haben zu können. Dieses Zitat aus einem Interview von 1996 beflügelte nicht nur die Künstlerinnen und Macherinnen dieser Ausstellung.
Eva Woolridge Shock (aus der Serie Size of a Grapefruit), 2019 aus der Ausstellung Mom I am a rich man
Eva Woolridge Shock (aus der Serie Size of a Grapefruit), 2019
Mit dieser Aussage machte Cher der Welt klar, dass eine Frau keinen reichen Mann an ihrer Seite braucht, um ein erfülltes Leben zu führen oder eine erfolgreiche Karriere haben zu können. Durch ihre selbstbewusste Antwort besteht Cher auf ihrem aus eigener Kraft geschaffenen Status und dessen Erreichbarkeit ohne männliche Hilfe. Der Satz
„Mom, I am a rich man“
hat sich über die Zeit mehr und mehr verbreitet und ist zu einem Symbol des Feminismus geworden, und zum Ausdruck für den Anspruch auf Anerkennung, Kompetenz, Macht und Wohlstand von Frauen vor allem im Show- und Kunstbusiness.

Frauen in der Fotografie 

Wie in vielen anderen künstlerischen Bereichen, gibt es auch in der Fotografie große Unterschiede zwischen männlicher und weiblicher Besetzung, Bezahlung und Behandlung. Um dieser Ungerechtigkeit entgegenzuarbeiten, gründeten Kirsten Becken und Veronika Faustmann 2018 das unabhängige Kollektiv „femxphotographers.org“ , welches auf die Förderung weiblicher und nicht-binärer Fotograf*innen setzt.

Wie können Tabu-Themen durch Fotografie gebrochen werden? 

Mit neun Fotograf*innen aus ganz Deutschland widmete sich das Projekt ,,Mom I am a rich man’’ der Aufgabe, die Macht und Unabhängigkeit der Frau in der sehr männlich- dominierten Szene aufzuzeigen. Hierbei war dem Kollektiv vor allem wichtig, jeder Fotografin die Möglichkeit zu geben, sich nach dem eigenen Begehren mit ihrer Kunst auszudrücken. Viele der Künstler*innen näherten sich dem Thema durch die Konfrontation mit Tabus, mit denen sich vor allem Frauen konfrontiert sehen. Das gängigste: die Nacktheit des weiblichen Körpers aus einem nicht sexualisierten Blickwinkel. Ziel war hierbei, laut einiger der Fotograf*innen und Milena Mercer, der neuen Leiterin der kommunalen Galerie im Rathaus Johannisthal, die Normalisierung des weiblichen Körpers in seinem natürlichen Zustand zu zeigen und Tabuthemen rund um den Körper zu überkommen. So zeigt die Ausstellung Bilder von Frauen in Unterwäsche, schwangeren Frauen, weiblichen Körpern mit Körperbehaarung und anderen Versionen der weiblichen Figur, welche so in den Medien noch zu selten zu sehen sind.  

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Kunst mit Aktivismus verbinden. Ja oder nein? 

Auch im Jahr 2021 ist die Zweitstellung der Frau Realität in unserer Gesellschaft. Frauen in der Kunst sehen sich hierdurch mit großen Hindernissen konfrontiert. Die Gründer*innen von femxphotographers haben einen sicheren Raum geschaffen, in dem sich Frauen und nicht-binäre Personen wohl und gesehen fühlen können ,,Mom, I am a rich man“ ist nicht das erste große Projekt des Fotograf*innenkollektivs. Im letzten Jahr erschien der erste Band des Buches „The Body Issue“ in dem, ähnlich wie in der bis zum 28. November laufenden Ausstellung, die Wahrnehmung des Körpers und dessen Beeinflussung durch die Medien direkt angesprochen und kritisiert werden. Der feste Glaube an die Macht und die Autonomie der Frau in der männer-dominierten Kunstwelt ist der Motor für den Aktivismus des Kollektivs.  
Hanna Mattes Dirty Dancing (aus der Serie Favorites) aus der Austtelung Mom I am a rich man
Hanna Mattes Dirty Dancing (aus der Serie Favorites), 2006 C-print, 70 x 50 cm © VG Bild-Kunst, Bonn 2021

Allein vor und hinter der Kamera 

Besonders ins Auge fallen die Werke der Fotografin Hanna Mattes. Diese zeigen nachgestellte Szenen aus bekannten Filmen wie „Dirty Dancing“ oder „Pulp Fiction“, in denen mehrere Menschen miteinander agieren. Jedes Bild zeigt mindestens zwei Personen, die jedoch alle vom gleichen Model dargestellt werden. Durch das Zusammenschneiden mehrerer Einzelbilder zu einem Bild wird letztendlich die berühmte Szene zitiert aber auch neu kreiert. Hier wird das Ausstellungsthema vor allem durch die eindeutige Alleinarbeit dargestellt. Auf ersten Blick sind die Übergänge zwischen den verschiedenen Bildausschnitten kaum erkennbar. Bei genauer Beachtung regen die Bilder zum Nachdenken und Staunen an. Während Hanna Mattes ihre Macht und Unabhängigkeit als Frau durch ihre Alleinarbeit in ihren Bildern darstellt, wenden andere Künstler*innen verschiedene kreative Methoden an. Die individuellen Ansätze der Kunstschaffenden vereinen sich unter demselben Auftrag: der Revolutionierung der Kunstwelt.  
Galerie im Rathaus Johannisthal Di – Do: 12 – 19 Uhr, Fr: 12 – 17 Uhr, Sa: 15 – 19 Uhr Dauer: Bis 28.11. 2021

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