Bleibt alles anders

Wuselige Normalität und Veränderungen im Mellowpark
Mellowpark im Januar 2014: Es sind Winterferien, es ist nasskalt und windig. Ein junger Skater zeigt seinen Eltern, die anscheinend zum ersten Mal hier sind, ein paar Details des Geländes. Sie suchen die Anmeldung. Menschen in Arbeitsklamotten flitzen herum. Ich laufe runter an die Spree und ein wenig über das Gelände. Ich sehe, wie jedes Mal, Veränderungen. Der Mellowpark ist ja seit jeher ein Ort solcher - mal kleinerer, mal größerer.

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Ich bin mit Jens Werner, Geschäftsführer des Mellowparks, verabredet. Im Büro treffe ich auf weitere Menschen des (Kern-)Teams, die den Mellowpark gründeten und begleiten. Unterschiedliche Sichtweisen und Positionen sowie viele interne Diskussionen prägen den Verein, betont Jens während des Gesprächs immer wieder. Das läge an den unterschiedlichen Charakteren, was wiederum unterschiedliche ‚Vorbilder‘ auch für Jüngere hervorbringt - unterschiedliche Meinungen sind explizit erwünscht. Im kommunikativen Durcheinander am Rande des Gesprächs wird das deutlich: Detailreich wird über die Helmpflicht bei BMX und Skaten sowie das „Bei Rot über die Ampel gehen“ diskutiert.

Insbesondere wenn man die Gründe, die Probleme, die Entscheidungen und Debatten über den Umzug rund um das Jahr 2010 verfolgt hat, möchte man meinen, dass diese Diskussionen fast banal seien. Aber Jens bestätigt, dass langsam das Gefühl aufkommt, angekommen zu sein und an dem Standort „An der Wuhlheide“ akzeptiert zu werden. Zunächst sind es ganz faktische Umstände, die er dafür anführt: Die Überlassung des Grundstücks, aber auch Beschlüsse der BVV Treptow-Köpenick sowie das eigene Renommee. „Das alte Mellowpark-Grundstück ist jetzt auch schon ein bisschen Geschichte. Das war wundervoll und ohne dieses Grundstück und ohne diesen Punkrock, den wir uns da geleistet haben, hätten wir vielleicht niemals so ein Projekt in dieser Qualität entwickeln können.“

Dass die Neuentwicklung nicht ohne Herausforderungen stattfindet, ist wenig verwunderlich:

„Die Schwierigkeit ist eher, dieses Projekt mit seiner Art, mit seiner Ausstrahlung und seiner Art zu arbeiten in die vorgegebenen Rahmen zu zwängen.“

Es sind vor allem das Baurecht, weitere gesetzliche Regelungen sowie die Anforderungen verschiedener Ämter, die gleichzeitig die Frage aufwerfen, was die Aufgabenstellung eines Jugendprojekts ist.

„Wir sind kein normaler Investor, wir sind ein Jugendverein und wir wollen auch, dass Jugendliche Verantwortung übernehmen und das steht in einem krassen Widerspruch. "Dabei spielten baurechtliche Regelungen bei der Übertragung des Grundstücks „An der Wuhlheide“ zunächst keine Rolle. Jens erwähnt, dass man diese Dimension anfangs unterschätzt habe und die Erwartungshaltung, insbesondere was Gutachten, Architektenleistungen etc. angeht, stark gestiegen sei - vor allem, weil das frühere TLG-Gelände eher ein Freiraum war und es trotz-dem viel Respekt von allen Seiten gab.

Der Blick nach vorne bleibt: Das neue Grundstück bietet perspektivisch eine höhere Rechtssicherheit. Gleichzeitig besteht der Wunsch, dass ein Teil der Verwaltung mehr darauf hinwirken würde, Projekte zu befördern. Jens hat Verständnis, dass es leichter sei, etwas bisher Unbekanntes nicht zu genehmigen - insbesondere vor dem Hintergrund, „dass sich der Sport schneller entwickelt als die DIN-Norm.“ Auch wenn hier möglicherweise verschiedene Lebensweisen aufeinander treffen, so wäre es doch auch Aufgabe der Verwaltung, sich auch dieser anzunehmen und diese kennenzulernen.

Gerade die Projekte der letzten drei bis vier Jahre, lassen die anfänglichen Verunsicherungen über die Akzeptanz an dem „neuen“ Standort schwinden, denn die Arbeit wird für alle greif- und sichtbarer. Es zeichnet sich ab, dass nun auch vermehrt Jugendliche aus anderen Ortsteilen zum Mellowpark kommen - auch jenseits der BMX- und Skate-Angebote.

Der Wunsch nach einer „Kultur der Ermöglichung“ zieht sich dennoch - oder gerade deshalb - fort: 2013 wurde das Jugendzentrum an der Friedrichshagener Straße aufgegeben. Aufgrund der vorgeschriebenen Trennung von Sport-, Jugend- und Grünflächen und den derzeitigen Bedingungen am Standort sind einem neuen Jugendzentrum bisher Grenzen gesetzt. Das steht auch in einem Widerspruch zur Dynamik der Bedürfnisse junger Menschen und von Jugendkultur.

Gleichzeitig führte der neue Standort zu einem Überdenken der eigenen Jugendarbeit, der Ausrichtung dieser im Bezirk insgesamt und des Bedarfs an bestimmten „klassischen“ jugendkulturellen Angeboten. Aber gerade in den Wintermonaten zeigt sich die Notwendigkeit von Räumlichkeiten. Der Jugendverein „all eins e.V.“ soll wieder stärker von jüngeren Menschen getragen werden - damit sie mehr Raum haben, die Projekte zu gestalten, wie z.B. 2013 „Mellow Moods“, ein kleines Jugendkultur-Festival, oder das Theaterprojekt „Parzival SK8“ in der Skatehalle. Und die Idee eines neuen Jugendzentrums wächst.

„Als Beispiel: Wir finden Tanzen eher besser als Nichttanzen. Und deshalb würden wir eher Tanzen ermöglichen wollen. Auch wenn es nicht unser Kerngebiet ist.“

Dass die größeren Events bisher einen stärkeren Sport-, vor allem BMX-Bezug hatten, liegt nicht zuletzt an der leichteren Umsetzbarkeit derzeit.
Sie sind auch der Grund, die das Spannungsfeld der Kommerzialisierung, der Professionalisierung und des ehrenamtlichen Engagements in unserem Gespräch aufkommen lassen. Jens erwähnt, dass die Frage der Kommerzialisierung sich nicht auf die Zusammenarbeit mit einem großen Sponsor reduzieren lasse: Niedrigere Eintrittspreise als bei vergleichbaren (Fußball-)Events und die sonst kostenfreie Nutzung des Parks für alle sprechen dagegen.

Es ist auch der Eigendynamik der Mellowpark-Geschichte geschuldet, dass BMX und Skaten nun eine stärkere sportliche Bedeutung bekommen, was zuvor eher als Lifestyle wahrgenommen wurde: In diesem Jahr wird erstmals der Weltcup im BMX Supercross im Mellowpark stattfinden. In der Kooperation mit dem Internationalen Radsportverband sieht Jens eine Professionalisierung der sportlichen Arbeit - verbunden mit dem Wunsch einer stärkeren Akzeptanz von BMX und Skaten als Sport.

Im besten Fall besteht dann auch kein Widerspruch zu dem Jugendprojekt - alles soll sich gegenseitig bedingen. Sport soll in die Jugendarbeit eingebettet werden und gleichzeitig Möglichkeit sein.

Fragen des Merchandising oder auch Jens' Vision eines olympischen Trainingsstützpunkts werden durchaus weiter kritisch diskutiert. Und wir blicken noch einmal kurz zurück: Die Strukturen haben sich verändert, die Diskussionskultur zwischen ganz vielen Beteiligten ist immer noch ähnlich wie ganz am Anfang...

J: „Und zur Weihnachtsfeier kommen wir alle zusammen.“
K: „Und zum Geburtstag.“
J: „Und zum Vereinsgeburtstag.“

Am 18. November 2014 wird der „all eins e.V.“ 20 Jahre alt. Während des Gesprächs geht es im Büro zu wie in einem Taubenschlag. Menschen kommen und gehen, wollen Dinge klären, Studierende der HTW sind schon zum nächsten Interview da. Spannende, kreative und wuselige Normalität und Alltag - mit vielen weiteren anstehenden Veränderungen...

To be continued …

 

Foto: David Ulrich

 

 


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