„Woleiptn diese beschissne Schraßnbahn?! Kann ja woni Waaaasein! Scheiß Fodsnschraßnbahn! Woleipni! Fossnscheieße! Kajawoni Waaaaaseien!“
Dann 10 Sekunden Ruhe, und es ging wieder los:
„Woipsnowat? Snit fne Scheieße? Meschissene Fodsnscheißschraßmahn! Dat kaaaajaaa wooniii Waaaaaaaaaaaaaaaaseien!“
Jemand rief aus dem Fenster: „Könnten Sie bitte etwas leiser warten? Ich möchte schlafen.“ „Ahaltoddi Schnaueße! Snu föena! Sdn dinginne Schnaußam? Blöe Fossnscheieße!“ Was er zu diesem Zeitpunkt anscheinend noch nicht ahnte: Die letzte Straßenbahn war längst weg. Und es kam auch keine mehr. Was ihn nicht davon abhielt, noch eine Stunde laut zu warten.
Am meisten beeindruckte mich die Mutation des Satzes „Das kann ja wohl nicht wahr sein!“ Das erste Wort war gleich zu Beginn eliminiert worden, und nachdem zunächst „wohl nicht“ zu „woni“, und „Kann ja“ zu “„kaja“ geworden war, begann „wahr“ immer länger zu werden, und unter Einbehaltung des „r“mit „sein“ zusammen zu wachsen.
Wobei hier sowohl Alkohol als auch ein gewisser Berliner Akzent ganze Arbeit leisteten. So weiß ich seit jener Nacht, dass Menschen aus dieser Gegend (ich bin gebürtiger Fischkopp) manchmal dazu neigen, ein klitzekleines „e“ als vorletzten Buchstaben einzufügen. Aus „allein“ wird „alleien“, aus „schwein“ wird „schweien“ und aus „raus“ wird „raues“.
Und so vernahm ich einen Haufen Worte wie „Schnaueze!“, „Scheieße“ oder eben „Kajawoniwaaaaseien!“. Zum Ende dieser Vorstellung wurde das Wort immer kompakter: „kaaooniwaaaaseien!“
Nun, das ist alles viele Jahre her, ich bin seitdem oft umgezogen. Friedrichshain, Lichtenberg, dann wieder Friedrichshagen. Und die Fans meiner Band haben sich bestimmt gefreut, dass ich auch in ihrer Sprache dichten kann.
Seit vier Jahren wohne ich nun wieder in der Bölschestraße, nicht weit entfernt von meiner damaligen Wohnung. Und ob ihr es glaubt oder nicht: Es gibt ihn immer noch! Und er hat nichts verlernt. Ich weiß das zu schätzen. Wenn man älter wird, beginnt man, sich über alles zu freuen, was Bestand hat.
Danke!