Ohne Quatsch jetzt

Dieser Autor benutzt den Spreetunnel.
Erstveröffentlichung am 21.04. 2008
Seit einer vollen Stunde sitze ich jetzt hier rum und versuche, diesen Artikel zu schreiben. Und selbst dieser Satz ist noch optimistisch. Denn von „diesem Artikel“ kann ja nur die Rede sein, wenn es auch ein Artikel wird. Nun gut, sollte es keiner werden, wird dieser nicht existierende Artikel ja auch von niemandem gelesen, also erfährt keiner, dass ich voreilig von etwas schrieb, das nie in die Verlegenheit kam zu entstehen.
Die Spreetunnel Half Pipe
Illustration zur Veranschaulichung: Alf Ator himself
Aber genau mit diesen ersten Zeilen habe ich die Chance minimiert, dass es tatsächlich zu einem Artikel werden könnte. Denn dazu gehört, dass die Redaktion des Maulbeerblattes sich nicht langsam verarscht fühlt, weil ich schon wieder am Leitthema vorbei schreibe. Aber was soll ich denn nun schreiben? Irgendwas Tolles über mein schönes Friedrichshagen? Dass ich seit geraumer Zeit wieder häufiger den Spreetunnel benutze? Auf dem Weg zu meinem Atelier spare ich auf diese Weise einige Minuten. Natürlich geht das nur mit dem Fahrrad, und das bedeutet ... Schleppen! Wie schön wäre es doch, wenn links und rechts der Treppen eine glatte Schräge für Radfahrer existieren würde! Das wäre ein Spaß! Auf der einen Seite könnte man wie ein Wahnsinniger Schwung holen, und mit etwas Geschick käme man auf der anderen Seite wieder hoch. Könnte man den Spreetunnel in dieser Art modifizieren? Soll ich mal mit der Bürgermeisterin reden? Haben noch mehr Friedrichshagener diesen Wunsch? Sollte man einen Verein gründen? Welch eine schreckliche Vorstellung! Ich als Vereinsvorsitzender!
Nee, ich habe einen Ruf als Anarchist zu verlieren.
Im Prinzip müsste ich mich nachts mit einem Presslufthammer selbst an die Arbeit machen. Wisst ihr was? Mach ich auch! Wenn ihr irgendwann seht, dass der Spreetunnel zur Half Pipe geworden ist, wisst ihr, wer das war. Doch die eigentliche Frage ist: Eignet sich das Thema als Kolumne für dieses Medium? Nein, denn da das Maulbeerblatt ein expandierendes Unternehmen ist, das inzwischen seine Exemplare in ganz Deutschland verteilt, wüssten am Ende viele Leser nicht, wovon ich schreibe. Kiek mal, was für ein Provinzschreiberling! Glaubt, jeder müsse seinen beschissenen Spreetunnel kennen! Hähä! Was soll ich tun? Ich könnte wieder etwas Eigenwerbung machen, auf meine seit kurzem existierende Website www.alf-ator.de hinweisen, und, dass ich ab dem 21. April eine Ausstellung in Schwerin habe. Oder, dass ich am 18. Mai meine grandiose Lese-Performance im Berliner Frannz-Club wiederhole. Oder das Unplugged-Konzert am 18. April am gleichen Ort. Aber das Thema Eigenwerbung habe ich schon in der letzten Ausgabe völlig überreizt. Nee, das schlucken die nie! Pech gehabt!

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