Glückliche Fügung

Die Schauspielerin Annika Kuhl

Die Schauspielerin Annika Kuhl wird im Sommer mit ihrem neuen Film „Glückliche Fügung“ im Kino zu sehen sein. Das Maulbeerblatt hat sie zum Interview getroffen, um mit ihr über die Arbeit, Luxus und Glück zu sprechen.

MB: Erzählst Du uns bitte etwas über den Film, in dem Du zuletzt gespielt hast?
AK: „Glückliche Fügung“ ist ein Liebesdrama mit glücklichem Ausgang, nach der Titelgeschichte des gleichnamigen Buchs von Anke Stelling. Den haben wir 2009 unter der Regie von Isabel Stever gedreht. Ich spiele die Hauptrolle, Simone, die nach einem One-Night-Stand schwanger wird. In Hannes findet sie den perfekten Mann und Vater, vertraut aber ihrem Glück nicht.

MB: Wie bereitest Du Dich auf eine solche Rolle vor?
AK: Ich lese das Drehbuch. Dann versuche ich für mich, eine Biographie der Rolle zu entwickeln. Ich möchte wissen, wie die Figur ist, wie sie handelt, was sie macht und was sie erlebt hat. Das stelle ich mir zusätzlich zu der Geschichte, die es schon gibt, vor. Dabei läuft dann auch vieles intuitiv. Man entwickelt so ein Gefühl, je mehr man liest. Bei der „Glücklichen Fügung“ war es ein spezieller Fall. Wir hatten eine lange Vorlaufzeit und konnten sehr intensiv mit der Regisseurin zu den Figuren improvisieren. Auf diese Weise haben wir uns den Figuren angenähert und haben geschaut: ‚Das macht die Figur und das macht sie nicht. So ist sie und das würde sie nie sagen. Da konnte ich ein sehr starkes Gefühl entwickeln. Das war toll.

MB: Welches Projekt beschäftigt Dich im Moment?
AK: Das ist ein ARD-Film. Er heißt „Der Mauerschütze“ und ist ein Drama, bei dem Jan Ruzicka Regie führte. Ich spiele an der Seite von Benno Führmann. Jetzt beginnen gerade die Vorproben, also Kostümproben, Maskenproben und es wird noch ein bisschen am Drehbuch gearbeitet. Ende Mai fangen wir dann definitiv an zu drehen und wird bis Ende Juni dauern. Außerdem kommt dieses Jahr noch der Tatort „Der Schrei“ im Fernsehen, den ich im Winter gemacht habe. Mit der Kommissarin Lena Odenthal.

MB: Du hast in der Vergangenheit Theater gespielt, Fernseh- und Kinofilme gedreht. Was davon machst Du am liebsten?
AK: Ich würde mich da nicht festlegen. Also nach der Schauspielschule interessierte mich nur das Theater, es existierte weder Film noch Fernsehen für mich. Mit der Zeit hat sich das verändert und jetzt würde ich es gleich stellen.

MB: Mit wem arbeitest Du am liebsten zusammen?
AK: Ich mag die Vielfältigkeit. Ich mag es gern, immer wieder mit anderen zusammenzuarbeiten, auf die ich mich einlassen muss, bei denen ich neue Stärken und Schwächen finden kann und wo ich selber dazulerne.

MB: Gibt es jemanden, mit dem Du unbedingt mal zusammenarbeiten möchtest?
AK: Ich hab doch schon mit so vielen Tollen gearbeitet! Und dann bin ich doch auch ein bisschen abergläubisch, so dass ich das lieber nicht sage! (lacht.)

MB: Hast Du ein schauspielerisches Vorbild?
AK: Nein! Ich finde viele gut, von denen man sich etwas abgucken kann. Aber ein Vorbild in dem Sinne ‚So möchte ich sein´ habe ich nicht. Es gibt viele, an denen ich etwas bewundere. Ich mag zum Beispiel Romy Schneider in ihrer Verletzlichkeit oder auch Isabel Hupert mit ihrer geheimnisvollen Ausstrahlung, aber da gibt es auch noch viele mehr.

MB: Wohin entwickelt sich eigentlich der Deutsche Film Deiner Meinung nach?
AK: Es gibt viele gute Produktionen im Deutschen Film und ich wäre froh, wenn auch weiterhin Filme, die nicht nur für ein großes Publikum bestimmt sind, gefördert werden. Dazu müssen auch Risiken von den Förderern eingegangen werden.

MB: Was ist Dir neben Deiner Arbeit wichtig?
AK: Familie! Ich habe drei Geschwister, also eine relativ große Familie und die Familie meines Freundes (Anm. der Redaktion: Regisseur Leander Haußmann), ist ja auch sehr groß. Und unser Hund gehört auch irgendwie zur Familie.

MB: Dein Partner Leander Haußmann und Du – Ihr habt ja auch schon viele Filme zusammen gemacht. Wie ist eigentlich das Zusammenarbeiten als Paar?
AK: Wir haben das schon damals im Theater geübt. Am Anfang war das wirklich schwierig, aber wir haben dann eine relativ distanzierte Umgehensweise gefunden. Auch zu Hause reden wir nicht viel darüber und versuchen wirklich darauf zu achten, was würde man jetzt mit einem fremden Regisseur oder einer fremden Schauspielerin besprechen. Da gibt es bestimmte Grenzen, die man einhält. Hat Vorteile und Nachteile. Man kennt sich gut, weiß auch, was der andere meint, ist sich dann aber wiederum auch sehr nahe. Jedenfalls ist klar, wovon man spricht.

MB: Wie muss ich mir Annika Kuhl privat vorstellen?
AK: Aufblühend in der Familie. Ich koche gerne, ich lese gerne. Sport mache ich auch gerne. Und natürlich ist mein Beruf auch mein Hobby. Mir macht es Spaß, mich auf Rollen vorzubereiten, Bücher zu lesen, die Figuren in sich wachsen zu lassen.

MB: Auf welche Dinge in Deinem Leben bist Du besonders stolz?
AK: In erster Linie natürlich auf meine Tochter. Obwohl man da nichts Besonderes leisten muss. Aber darauf, diese Entscheidung getroffen zu haben. Und dann bin ich stolz darauf, dass ich das mit dem Schauspielern so konsequent durchgezogen habe – ich wollte ja schon als Kind Schauspielerin werden. Schauspielschule, Theater und alle Etappen, die es so gibt.

MB: Was ist für Dich Luxus?
AK: Ein Luxus, den ich mir manchmal leiste, ist Taxi fahren. Weil wir kein Auto haben. Wenn ich erschöpft bin, gönne ich mir das mal. Luxus ist auch ein schöner Urlaub, in einem guten Hotel und Zeit mit der Familie zu haben. Am liebsten wüde ich mal für einen Monat ein Haus am Meer mieten. Das haben wir noch nie geschafft, einen Monat Urlaub zu machen. Unser Arbeiten überschneidet sich immer. Wir können nie lange im Voraus planen.

MB: Gibt es etwas, was Du unbedingt einmal machen möchtest?
AK: Ich habe seit vielen Jahren einen Wunsch, den ich mir unbedingt noch mal erfüllen will. Ich würde gern in einem Horrorfilm spielen. Kein Splatter, aber so ein ordentlicher Gruselfilm. Aber das ist schwierig in Deutschland.

MB: Welche Wünsche und Hoffnungen hast Du für die Zukunft?
AK: Beruflich wünsche ich mir, dass ich noch häufiger solche Projekte wie „Gückliche Fügung“ machen kann und Zeit habe, mich vorzubereiten. Die Zeit wird immer knapper. Man kann sich sowieso nie wünschen, dass es so bleibt. Aber eigentlich ist gerade alles gut. Auf jeden Fall bin ich sehr zufrieden. Und dass ich weiterhin so zufrieden bleibe, das wünsche ich mir.


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