Was ist das: „Kultur“?

Kais kleine Köpenick-Kolumne
Guten Tag, ich bin eine Kolumne und als Pilot einer Serie in diesem niegelnagelneuen Magazin von, für und aus Friedrichshagen und drumrum gedacht. Grundsätzlich gehts mir im Großen und Ganzen um Kultur. Das ist schön und ich fühl mir wichtig, denn viele wissen nicht einmal, was ist das eigentlich: Kultur?
Die Antwort darauf könnte man folgendermaßen herunterbrechen: Alles was nicht Sport oder Politik ist, bezeichnet man als Kultur. Klingt jetzt vielleicht ein bisschen einfach, aber für den Anfang sollte das als Grob-Definition genügen, denn kompliziert brauchen wir hier nicht – wenn Sie das wollen, lesen Sie einfach die Apotheker Fachzeitschrift oder die Gebrauchsanweisung ihres neuen IKEA-Schranksystems! Stellen Sie sich vielleicht einmal kurz vor, Sie würden eine Kalbspastete im Ruccolakleid, eingebettet in Trüffelsoße vom vorgewärmten Teller verzehren, während ihr Partner den Dönerteller mit Pommes und Plastikbesteck bevorzugt. – Beides ist Kultur.
Selbst in diesem unseren Stadtbezirk gibt es Kultur. – Ja, sogar in Schöneweide und Oberspree!
Stellen Sie sich jetzt weiter vor, Sie kleiden sich in einem ausgewogenen Gucci-Prada-Boss-Arrangement, wenn sie nur ins Nagelstudio gehen oder ihren Pfiffi vom Hundefriseur abholen (der unten im Haus ansässig ist) und einer ihrer Nachbarn geht sogar zum Bewerbungsgespräch im ASV-Trainingsanzug! – Auch das ist Kultur! Und stellen Sie sich nun noch vor, Sie bevorzugen Opern, oder mögen Albano Powers und die Flippers, während der Irokesenschnitttragende Waldorfschüler von gegenüber Musik konsumiert, die für Sie abstoßender klingt als der Zahnarztbohrer und die Stimme von Verona Pooth im Duett. – Alles Kultur. Auch wenn es weh tut – Kultur! Im Grunde liegt genau in dieser einfachen Herangehensweise das Geheimnis von Kultur. Es gibt Menschen, für die ist ein heruntergefallener Apfel mit Madenbefall Kultur und andere zelebrieren Piercings an Stellen ihres Körpers als Kultur, die Sie noch nicht einmal mit Waschlappen anfassen würden… Vielleicht sind Ihnen Bezeichnungen, wie „Abendländische Kultur“ oder „fremde Kulturkreise“ ein Begriff? – Das ist nichts anderes als unsere Beispiele mit Dönerteller und Trainingsanzug – nur international. – Und wir wollen es jetzt mal nicht übertreiben, denn Sie fragen sich sicherlich mittlerweile, wo ist hier der Bezug zum Südosten Berlins? Das fragen Sie zu Recht, und ich gratuliere Ihnen, denn gerade haben Sie unser kleines Kultur-Lexikon eine Seite umgeblättert und die Rubrik „Gesprächskultur“ geöffnet. – Toll! Denn der Bezug liegt auf der Hand: Selbst in diesem unserem Stadtbezirk – der ja eher (traurige und einseitige) Berühmtheit durch geringe Bevölkerungsdichte, Grünflächen- und Wasseranteil und den selbst im Ausland omnipräsenten Hauptmann erlangt hat, gibt es Kultur. – Ja, sogar in Schöneweide und Oberspree! Aber dazu kommen wir dann das nächste Mal genauer, denn auch ein gesundes Maß an Informationen kann durchaus Kultur sein. In diesem Sinne: Bleiben Sie entspannt am Rand!
Kai Lypse ist auch bekannt als DER EINE von „DER EINE und der Kleine“. Er war mal einer der Köpenicker Maulhelden, Sänger und Gitarrist der Band Malatesta Skunk Beat, Initiator und Namensgeber der ApoSKAlypse. Lypse organisiert unter anderem die monatliche Veranstaltungsreihe „Comedy am Rand“ in der Freiheit 15 in Alt-Köpenick. Er lebt und arbeitet in Köpenick und verdient seine Brötchen als Comedian, Texter, Musiker und Veranstalter. – Sie haben Anregungen für/ Kritik an „Kais kleine(r) Kultur-Kulumne“ vorzutragen? Nutzen Sie das Kontaktformular!

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