Immer wieder Fasching
Also das mit der Emanzipation hat schon mal geklappt. Hausarbeit betrachtet unsere Tochter gerade als unter ihrer Würde. Zwischen Küche und Esstisch liegen zwar nur ein paar Meter, aber die möge doch bitte der Papa zurücklegen, um den Tisch zu decken. Wie, das Mittagessen ist noch nicht fertig? „Warum braucht Papa so lange dafür?“ Und auch bei der Garderobe weiß die kleine Madam ganz genau, was sie anziehen will, nämlich „kein Kleid!!!!“ Dabei schicken gleich zwei Omas die entzückendsten Kleider, die man sich vorstellen kann. „Mama, ich bin keine Prinzessin“, protestiert das Kind heftig, wenn ich es bitte, „damit sich Oma freut“ und „nur heute“ ein Kleid anzuziehen.
Dabei ist Prinzessin doch nicht die schlechteste Lebensform. Zumindest wäre das Fräulein finanziell abgesichert – so meine heimliche und ganz unemanzipierte Ansicht. Klar, sie könnte meinetwegen auch Bundeskanzlerin werden. Aber bei dem Gehalt? Seit Peer Steinbrück sich einnahmetechnisch nahezu nackig gemacht hat, wissen wir schließlich, dass jeder Provinz-Sparkassendirektor mehr verdient als unsere Regierungschefin. Unsere Tochter hat ganz andere berufliche Pläne, sie will Pirat werden. Was ein Pirat für seinen Lebensunterhalt so tut, davon hat sie mit zweieinhalb Jahren natürlich keine Ahnung. Ich sähe sie jedenfalls ungern am Horn von Afrika beim Versuch, ein Containerschiff so hoch wie ein Berg zu entern. Irgendwie geht sie davon aus, dass „Pirat sein“ etwas Cooles ist. Das passiert, wenn sich kind unkontrolliert Kinderbücher ansieht … anstatt das Wahlergebnis der Niedersachsenwahl zur Kenntnis zu nehmen. Aber weil ihr Kindergartenfreund Levi zum Fasching als Pirat gehen will, will sie das nun auch. Es ist ja nichts dagegen einzuwenden, wenn zwei das Gleiche wollen. SPD und CDU wollen beispielsweise gleichermaßen die Bundestagswahl gewinnen. Eines steht allerdings jetzt schon fest: Einer von beiden wird am Ende die Pappnase aufhaben.
Bloss keine Prinzessin!
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