Was für Familien tun

Ferienvillen im Naturschutzgebiet

Am 21. April fand im Kino Union, in Berlin Friedrichshagen ein Bürgerforum zur geplanten Bebauung des Südufers des Müggelsees statt. Es sprachen Dr. Lars Dähne zu Historie und rechtlichen Grundlagen des Uferweges und Antje Staronivus zu dem Thema Amphibien und Reptilien im Müggelgebiet. Weiterhin waren die Revierförsterin, ein Vertreter des BUND, und Mitarbeiterinnen des Stadtplanungsamtes Treptow- Köpenick eingeladen.

Auf dem Gelände der ehemaligen Ausflugsgaststätte sollen 36 Ferienhäuser entstehen. Dazu eine Mehrzweckhalle zur sportlichen Nutzung sowie 66 Parkplätze direkt am Wasser. Gegner befürchten, die Bebauung sei ein trojanisches Pferd, die einer weiteren Zersiedelung des Müggelseesüdufers den Weg bereite, in dem sie ein Präzedenzfall schüfe. Außerdem bestehe die Gefahr, dass die Ferienwohnanlage sich verselbstständige und eines Tages als Wohnstatt deklariert werde, was der weiteren Bebauung des Ufers Vorschub leisten würde.
Die Befürworter hingegen sehen in der geplanten Siedlung eine Unterstützung für das gastronomische Unternehmen vor Ort und insgesamt eine touristische Aufwertung des Bezirkes. 2002 wurde der entsprechende Flächennutzungsplan von Wald in Grünfläche umgewidmet und für Investoren ausgeschrieben. Ute Löbel, Leiterin des Stadtplanungsamtes, befragt zu den Planungen: „Wir wollen eben mal was für Familien tun.“ Wie aber passt das zusammen mit den Konzepten, die von internationaler Ausrichtung sprechen? (Der Investor spricht von skandinavischen Großfamilien, welche die geplanten Hausflächen von über 158 qm rechtfertigten.) Für welche Familien will das Stadtplanungsamt etwas tun? Touristische Aufwertung des Bezirks auf Kosten der Natur und Naherholungsqualität der Köpenicker und Berliner? Wessen Interessen wurden hier von den verantwortlichen Politikern und Ämtern vertreten, als sie das Gelände an einen privaten Investor veräußerten?

Nachfolgend veröffentlicht das Maulbeerblatt Auszüge aus einem Leserbrief eines Teilnehmers der oben genannten Veranstaltung: „Wenn die Ausflugstätte nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben ist, sollte man die Flächen renaturieren. 36 Häuser mit Bruttogeschossfläche zwischen 158 und 240 qm auf engem Raum zusammengedrängt wie ein Hühnerhaufen – wenn das mal kein Potemkinsches Dorf ist. Das ist ein (nicht genehmigungsfähiges) Ferienhotel, zerlegt in 36 Einzelkörper, die nach dem offensichtlich hier stark überdehnten Baurecht genehmigt werden sollen. 2 oder 3 Geschosse? Der Architekt eierte herum, also 3 Geschosse = 9m Höhe, mit Seeblick, also gut zu sehen vom anderen Ufer. Eigentlich müssten sich den Fachfrauen vom Stadtplanungsamt die Haare sträuben.“ … „Die geplante Siedlung jedoch ist ein Unding. Auffallend nichtssagende Antworten auf Fragen nach Steganlage, Fahrrinne für Motorboote oder etwa einen Badestrand, um das Gelände tatsächlich für Familien attraktiv zu machen …“

Der Naturschutzbund wird seine Zustimmung zu dem Vorhaben verweigern, denn Rübezahl liegt in einem Flora-Fauna-Habitat, welches als Naturschutzgebiet angemeldet ist, umgeben von einem Landschaftsschutzgebiet, welches von mehreren bedrohten Arten von Amphibien und Seevögeln bewohnt wird. Auch in den Parteien regt sich Widerstand. Während die SPD vehement dafür ist, stehen CDU, FDP, Grüne und Teile der LINKEn dem Vorhaben kritisch gegenüber. Das Bebauungsplanverfahren sieht nach der Behördenbeteiligung im zweiten Schritt eine Bevölkerungsbeteiligung vor. Die damit zusammenhängenden Prüfungen verlaufen laut Auskunft des Stadtplanungsamtes ergebnisoffen. Zwar greift auf Grund der Ortslage kein Nachbarschaftsrecht, jedoch sichert eine frühzeitige Beteiligung in Form von Widersprüchen später die Möglichkeit , über den juristischen Weg das Projekt zu stoppen, sollte es tatsächlich von der BVV bestätigt werden.

Dietmar Schröder

 


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