„Wir waren mit unseren Ateliers 8 Jahre lang in der Mörickestraße am Baumschulenweg. Da waren wir 35 Leute auf 1500 m2. Und dann sind wir in die Rathenauhallen. Da waren wir noch 26 auf 900 m2. Und jetzt sind wir hier: 15 Leute auf 300 m2. Also die Leute, die es sich leisten konnten, hierher mitzukommen, sind hierher mitgekommen. Die Hälfte konnte es sich einfach nicht leisten. Na ja, letztendlich ist das auch für mich hier auf Dauer zu teuer. Für meine 22 m2 zahle ich jetzt 640 €. Und wenn ich überlege, ich habe noch 700 € an Fixkosten in der Wohnung. Das ist heavy.
Vor einigen Jahren wurde ich einer der Sprecher der Treptow Ateliers. Ich habe mich aber auch für den Erhalt der Alten Schule in Adlershof als kommunale Galerie engagiert und dass die Stelle der Galerieleitung erhalten bleibt. Im Bezirk haben wir ein Netzwerk gebildet, Künstlerinnengruppen zu unterstützen, weil es nämlich im Land und Bezirk gerade für Künstlergruppen keinerlei Instrumente gibt, die zu schützen und als Künstlerkollektive zu erhalten, wenn Atelierplätze verloren gehen. Die Berliner Atelierprogramme sind leider immer nur auf Einzelpersonen ausgelegt.
Es hat für uns mehr Vorteile, nicht als Einzelkämpfer unterwegs zu sein. Der Austausch ist größer, man macht Ausstellungen zusammen und hat auch einen größeren Impact bei den Politikern. Das ist wiederum gut für den Kiez, weil dadurch, dass es mehr Leute sind, gibt es auch mehr Ressourcen, um nach außen zu gehen, Ausstellungen zu organisieren oder Künstlergespräche, Lesungen oder andere Veranstaltungen.
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Der Kunstmarkt hat sich seit Corona enorm gewandelt. Weniger Leute kaufen. Die, die kaufen, kaufen nur noch Künstler, bei denen sie wissen, dass es eine ganz sichere Geldanlage ist. Nur wenige kaufen noch aus wahrer Liebhaberei. Berlin ist eine Stadt der Kunstproduktion, aber es ist keine Stadt, in der man verkauft. So gut wie alles, was ich verdiene, kommt von außerhalb. Das kommt nicht aus Berlin. Ich bin aber auch der Meinung, dass es eine Chance ist, dass Berlin eine der wichtigsten Kunstproduktionsstätte der Welt wurde. Wenn die Politik das endlich erkennt und erhält, denke ich, dass es da ganz viele Vorteile gibt. Das hätte eine Sogwirkung in allen Richtungen.
Es ist nicht nur, dass die Kunst die Gesellschaft spiegelt, sondern die Gesellschaft spiegelt sich auch in der Kunst wider. Es ist wechselseitig. Eigentlich eine Art Dialog. Ich selbst vertraue darauf, dass ich gar nicht anders kann, als aktuelle Sachen zu machen. Ob durch das Material bedingt ist oder die Themen, die halt einfach da sind.
Berlin ist eine Stadt der Kunstproduktion, aber es ist keine Stadt, in der man verkauft. So gut wie alles, was ich verdiene, kommt von außerhalb.
2023 war für mich eigentlich ganz positiv. Ich bin zu Beginn der Coronazeit Vater geworden. Ich wollte eigentlich immer alles. Ich will das volle Leben. Alle, die schon Eltern sind, die wissen: das ist es. Das ist eine Initiation gewesen. Dadurch hat sich bei mir auch künstlerisch ganz viel getan und verändert. Das ist der Wahnsinn. Das ist extrem positiv. Ich hatte ein paar gute Ausstellungen, die auch einkömmlich waren. Es war super.
Ein Kind bekommen. Am Anfang der Coronazeit. Das war das Beste, was passieren konnte. Also für alle Leser: Ich kann es nur empfehlen. Macht Kinder, macht Kinder! Das hilft. Auf einmal hat man ganz andere Sachen zu tun, als die blöde Pandemie. Bei Pandemie denkt man so an die Gefahr des Todes, dass alles untergeht. Alles fällt. Dunkel. Schwarz. Und so ein Kind ist natürlich genau das Gegenteil. Es wächst und wächst und wächst und wächst und wird immer wacher und hell und heller. Und das ist so toll.
2024 werde ich wohl sehr viel im Atelier arbeiten und mal gucken, was kommt. Gesellschaftlich finde ich es gerade echt schwierig. Als Vater einer Tochter mit Downsyndrom mache ich mir schon Sorgen, wenn ich sehe, wie rechte Kreise immer stärker werden und das ist natürlich eine existenzielle Gefahr für meine Tochter. Allgemein ist die Stimmung miserabel. Naher Osten, Ukraine. Das ist ein Flächenbrand. Da kommt noch mehr …“