Dieses eingemeißelte Schach-Diagramm, wirklich ungewöhnlich! Wer in der Peter-Hille-Straße am Friedrichshagener Friedhof vorbei kommt, kann’s vom Gehweg aus sehen. Es zeigt eine seltene Stellung in der Spanischen Eröffnung. Erst sieben Züge sind gespielt, die Lage kompliziert, weil zwei weiße Figuren hängen.
Hier ruht der Internationale Meister Günther Möhring (1936-2006) und mit ihm etliche Geheimnisse eben jenes Abspiels, das auf seinem Grabstein verewigt ist. Möhring schlug mit ihm 1962 den späteren Weltklassemann Lubomir Kavalek (69, heute USA). Ein grandioser Schwarz-Sieg, der ihm viel Ehre einbrachte. Seither heißt die Zugfolge Möhring-Variante. Zu gern hätten Schachspieler mehr vom Wissen des Meisters um seine Eröffnung erfahren. Doch der lehnte die Veröffentlichung von Analysen stets ab: „Die sind noch nicht abgeschlossen. So kann ich sie niemand zumuten.“ Kauzig wirkte er. Wache Augen hinter dicken Brillengläsern. Geboren in Halle (Saale). Mathematiklehrer. DDR-Meister 1963. Kein Parteimitglied, was seine sportliche Karriere kaum förderte. Dennoch zog er als einziger Deutscher gleich mit drei Partien in die Liste der „110 fantastischsten Züge“ ein. Dort steht sein Name gleich neben Weltmeistern. Torsten Hannebauer aus Friedrichshagen, Möhrings Ex-Mannschaftskamerad: „Je länger die Partie dauerte, umso wohler fühlte er sich. Exzellenter Endspiel-Kenner.“ Wenig überraschend also, einer von Möhrings „fantastischsten Zügen“ entstand mit äußerst dezimiertem Material.