Dabei geht es u. a. um eine Baumgruppe direkt neben der Kastanie, deren Fällung im April diesen Jahres von Anwohnern erfolgreich verhindert werden konnte. (Alle „Schäden“, die das BA für Umwelt und Natur als Fällgründe nannte, wurden von einem vereidigten Baumgutachter als völlig ungefährlich eingestuft.)
Als Grund gibt das BA in allen Fällen die Erhaltung der Verkehrssicherheit im Straßenraum an. Schaut man sich jedoch auf die Pläne des Tiefbauamtes zur „denkmalgerechten Herstellung“ der Scharnweberstraße, so fällt dem aufmerksamen Bürger auf, dass die nun betroffenen Bäume im Zuge der Sanierung im Februar 2007 schon zur Fällung vorgesehen waren, zu jener Zeit also wohl schon als verkehrsgefährdend eingestuft wurden.
Folgt man der Argumentation der Ämter, so wurden Anwohner und Durchgangsverkehr knapp anderthalb Jahre lang unzulässigen Gefahren durch umfallende Bäume ausgesetzt.
Zum Glück ist die Gefahr jetzt aber endlich gebannt: das Bezirksamt für Umwelt und Natur greift nun endlich durch und fällt die gefährlichen Kastanien. Und das hat jetzt wirklich ü-ber-haupt gar nichts mit den existierenden Plänen des Tiefbauamtes zur „denkmalgerechten Herstellung“ zu tun. Also ganz ehrlich jetzt.
Dem selbständig denkenden Menschen drängt sich jedoch der Verdacht auf, dass die Maßnahmen des BA nicht zur unmittelbaren Rettung der Anwohner und des Verkehrs dienen, sondern dazu, Tatsachen zu schaffen, um die (zur Zeit auf Eis gelegten) Sanierungspläne zu gegebener Zeit problemlos und ohne Behinderung durch alten Baumbestand durchführen zu können. (Alter und schützenswerter Baumbestand ist ein nicht zu unterschätzender finanzieller Faktor bei Planung und Durchführung von Bau- und Sanierungsmaßnahmen öffentlichen Straßenlandes.)
Ob die Sanierung kommt oder nicht ist dabei zunächst einmal egal, denn die Pflege des Altbaumbestandes ist laut Stadtrat Schneider ohnehin eine zu kostspielige Angelegenheit. Hinzu kämen die juristisch-finanziellen Konsequenzen für den Bezirk, sollte durch die Bäume ein Schaden an Leib, Leben oder Sachwert entstehen.
Diese und ähnliche einseitige Überlegungen scheinen hinter dem Aktionismus des Bezirksamtes zu stehen. ökologische Nachhaltigkeit, ökonomische Aspekte (wie etwa Standortvorteile für die ortsansässige Wirtschaft) und Lebensqualität der Anwohner, werden dabei in einer nicht hinnehmbaren Weise vernachlässigt, ausgeblendet und übergangen. Von gewählten Volksvertretern und deren Beamten sollte man anderes Handeln erwarten dürfen.
Alle, denen die Fällsucht des BA gegen den Strich geht, sollten am Mittwoch den 20.08. ab 8.00 Uhr an Ort und Stelle sein, um ihre Meinung kundzutun und weitere unnötige Fällungen zu verhindern.