Als ich die beiden Regisseure kennen gelernt habe, hatte ihr Hoffenheim-Film gerade Premiere in Leipzig. Dazu hatten sie mich eingeladen. Den Hoffenheim-Film fand ich eigentlich ganz gut. Hätte ich aber nicht gewusst, dass der von den beiden ist und dass die Interesse für Union haben, hätte ich ihn mir wahrscheinlich niemals angesehen. Prinzipiell bin ich ja so ein ignoranter Unioner, der sich für andere Vereine einfach nicht interessiert.
Privat pose ich gern vor Kameras rum, und als Schauspieler kontrolliert man sich immer ein bisschen. Das war meine einzige Sorge. Aber sobald ich ins Plaudern komme über Union, ist alles normal. Dann ist das nicht mehr Gepose oder Getue. Ich finde, das ist etwas ganz anderes als am Theater zu spielen. Am Theater hast du deinen Text. Du weißt, wie die Szene aussieht, probst vier oder sechs Wochen, dann ist Premiere. „Union fürs Leben“ ist ein Dokumentarfilm, da bin ich kein Darsteller. Die fragen mich zu Union, und da sprudelt's aus mir heraus. Oder zu meinem Leben zu DDR-Zeiten. Da habe ich viel zu erzählen. Ich glaube, je privater das ist, umso besser. Weil es dann natürlicher ist. Genial war der Moment mit meiner Mutter. Ich beiße von der Stulle ab, sie gießt sich Tee ein und sagt: „Dummheit frisst, Intelligenz säuft.“
Was nicht mit im Film ist: Ich habe mit Iron Henning einen Song gemacht. Das hatte ich schon lange vor. Er hat jedes Mal gesagt: Geht nicht, keine Zeit. Dann hab' ich ihm von dem Film erzählt, und es hieß sofort „Ja! Ich bin dabei.“ Die beiden Filmemacher haben das auch begleitet. Einmal, als ich ihm den Text vorstelle, den ich mir ausgedacht hab. Das zweite Mal, als er mir die erste Melodie vorgespielt hat. Und zum dritten Mal, als wir im Studio aufgenommen haben. Sie fanden das gut, meinten aber, es hat einfach nicht mehr rein gepasst.
Es ist schon ein Union-Film. Fünf Leute, die mit Union zu tun haben, auf verschiedenen Seiten. Auf dem Platz, auf der Gegengeraden, auf den Sitzplätzen, einer von der Waldseite. Neulich hat jemand zu mir gesagt: So einen Film kannste über jeden Verein machen. Weil es überall interessante Leute mit kaputten Biografien gibt. Du hast vielleicht einen dabei, der Grenzsoldat geworden wäre, dann ist plötzlich die Mauer weg und er wird Unioner und Sozialarbeiter. Komische Biografien gibt es aber bestimmt auch bei westdeutschen Vereinen. So einen Film kannst du sogar ohne Fußballhintergrund machen. Das macht den Film erst mal nicht besonders.
Ich habe darüber nachgedacht, ob wir wirklich etwas Besonderes sind und beschlossen, dass nicht ich das entscheide. Das müssen andere machen. Wenn man darauf pocht und sagt „Wir sind ein Kultverein“, macht das unsympathisch. Wir selbst haben uns das K-Wort verboten. Wir behaupten das nicht von uns. Alles, was ich vorher über den Verein dachte, auch das mit dem Nicht-über-Kult-Reden, hat sich durch den Film eher noch verstärkt. Ich habe aber Zweifel, ob so ein Film überhaupt andere Leute erreicht. Ich warte auf den Tag, an dem mir jemand sagt: „Weißte, dass icke Unioner geworden bin über das Theaterstück?“ Vielleicht geht das auch über den Film. Dass einer meint: „Jetzt bin ich neugierig geworden, jetzt geh ich mal zu Union.“
Insgesamt war das ein großes Erlebnis. Wenn im Theater eine Premiere ist, bist du aufgeregt, weil du gleich auf die Bühne musst und hoffst, dass du alles richtig machst, den Text nicht vergisst und alles klappt. Mit dem Großteil des Publikums hast du nichts zu tun. Und hier sitzt du mitten im Publikum. Das war schon anders. Dieser grüne Teppich, die Kameras und Mikros … das habe ich in der Form noch nie erlebt. Ein Hauch Hollywood!